Die Grenzen setzt und überwacht die EBU-Referenzgruppe, das Leitungsgremium des ESC. Klare Regeln gibt es auch für die symbolische Übergabe des Schlüssels, die jedes Jahr den Auftakt des Song-Contest-Veranstaltungsreigens markiert: Das Stadtoberhaupt des Austragungsortes vom Vorjahr übergibt an den Bürgermeister der Stadt, in der die nächste Veranstaltung stattfindet, einen Schlüsselbund mit Insignien der vorherigen Austragungsorte. Und dazu ein Symbol seiner eigenen Stadt.

In der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku, wo dieses Jahr der ESC ausgetragen wird, ging Düsseldorfs OB Dirk Elbers gestern Abend jedoch selbst mit einem großen gläsernen Schlüssel von der Bühne. Das war von der EBU so nicht vorgesehen, Bakus Bürgermeister Hacibala Abutalibov wollte aber ein eigenes Geschenk überreichen. In Aserbaidschan ticken die Uhren eben anders. Elbers nahm's mit Humor: "Heißt das, ich muss den ESC noch einmal ausrichten?"

Im Zentrum des Abends stand aber die Übergabe des Schlüsselbunds und des symbolischen Anhängers aus Düsseldorf: eine elegante Nachbildung des Rheinturms nach einem Entwurf von Jacques Tilly. Auf der Bühne des Buta Palace, einer für diesen Anlass elegant dekorierten Mehrzweckhalle, dankte das Moderatorenduo auf Deutsch für den "herzlichen Empfang und die hervorragende Organisation des Wettbewerbs" in Düsseldorf. Ein kurzer Film zeigte Bilder und Bürger aus der Landeshauptstadt, Rathaus und Jan Wellem, Altbier und Köbes, Rheinufer und Rheinbahn. Um 20.16 Uhr Ortszeit trat Elbers auf die Bühne, begrüßte Baku auf Aserbaidschanisch, erinnerte an das ESC-Fieber und gratulierte den "sehr speziellen Gewinnern" Ell & Nikki. "Ich wünsche Ihnen dieselbe großartige Atmosphäre, wie wir sie hatten!"

Als Bürgermeister Hacibala Abutalibov danach ans Mikrofon trat, musste dieses erst von Elbers' 1,97-Meter-Körpergröße heruntergeschraubt werden. Abutalibov lobte Baku als perfekte Stadt, um den ESC auszutragen. Bereits am Vormittag war Elbers von Abutalibov in dessen Rathaus empfangen worden — und hatte von ihm umfangreiche Gastgeschenke erhalten: aserbaidschanische Holzinstrumente in einem Glaskasten, einen Teppich und einen Film. Außerdem stand ein Empfang bei dem Deutschen Botschafter in Baku, Herbert Quelle, mit Vertretern deutscher Stiftungen auf dem Programm.

Anders als bei der Schlüsselübergabe in Düsseldorf vor einem Jahr, traten in dem mehr als dreistündigen Programm ESC-Sieger auf: Neben Ell & Nikki, waren das Rulsana (Ukraine 2004), Alexander Rybak (Finnland 2009) und Lena Meyer-Landrut (Deutschland 2010). Lena war im selben Hotel wie Elbers und seine sechsköpfige Delegation untergebracht. "In der Bar und beim Frühstück saß sie am Nebentisch, gesprochen haben wir aber noch nicht", sagte Elbers gestern im Telefonat mit der RP.