Umbau Schauspielhaus: "Die Lage ist ernst"

Düsseldorf · Weitere Verzögerungen beim Umbau des Schauspielhauses könnte das Theater nicht mehr ausgleichen. Schon jetzt erfordert der Ersatzplan zur Eröffnung Extraschichten bei Handwerkern wie Künstlern. Wer dafür aufkommt, ist unklar. Intendant Holm versucht, für positive Energie zu sorgen.

 Blick in den Zuschauerraum: Noch stehen die Gerüste in den Publikumsreihen. Von dort aus werden die Paneele der Wandverschalung montiert.

Blick in den Zuschauerraum: Noch stehen die Gerüste in den Publikumsreihen. Von dort aus werden die Paneele der Wandverschalung montiert.

Foto: Endermann, Andreas

Staffan Holm hat sich Optimismus verordnet. "Wir müssen die negative Energie jetzt in Kampfgeist umwandeln", sagt der Intendant des Schauspielhauses. "Dass die Eröffnung nicht wie geplant stattfinden kann, tut weh, aber die Enttäuschung soll nicht in Bitterkeit umschlagen." Heute wird der Intendant seine Mitarbeiter auf einer Betriebsversammlung über die Details zu den verschobenen Premieren informieren.

 Zusammenstehen in schwierigen Zeiten: Intendant Staffan Holm und der Geschäftsführer des Schauspielhauses, Manfred Webe

Zusammenstehen in schwierigen Zeiten: Intendant Staffan Holm und der Geschäftsführer des Schauspielhauses, Manfred Webe

Foto: Endermann, Andreas

Derweil versuchen die Handwerker auf der Baustelle aufzuholen. Doch haben wohl vor allem die Monteure der Wandpaneele ihre Aufgabe unterschätzt. Erst etwa 15 Prozent der Arbeiten an der neuen Schale im Zuschauersaal sind geschafft. Beobachtet man die Arbeiter, versteht man warum: Da zwängt sich ein Tischler an der Rückwand des Saals zwischen Wand und Verkleidung. Ihm bleiben kaum 30 Zentimeter Zwischenraum, um zu arbeiten. Doch die Fugen müssen perfekt sitzen, damit am Ende der Klang im Raum stimmt. Erste Tests der Akustik-Experten hatten dazu geführt, dass bereits montierte Paneele wieder abgenommen werden mussten.

Die Arbeiten sind diffizil. Doch war wohl auch der Zeitplan zu ehrgeizig. Ein ursprünglicher Puffer von vier Wochen war jedenfalls schnell verbraucht. Auch ist es erstaunlich, dass nicht der externe Kontrolleur die Reißleine zog, als sich die Verspätung abzeichnete, sondern das Schauspielhaus selbst irgendwann nicht mehr an den pünktlichen Abschluss der Arbeiten glauben mochte.

Immerhin sind alle Verzögerungen dokumentiert. Da dem Schauspielhaus nicht nur die Einnahmen aus den abgesagten Vorstellungen verloren gehen, sondern nun auch Sonderschichten bei den eigenen Gewerken anfallen und Künstlerverträge verlängert werden müssen, könnte es um die Regressansprüche noch juristische Auseinandersetzungen geben. Statt am 10. September, wie mal geplant, sollen die Proben im Großen Haus nun am 19. Oktober beginnen. Allerdings parallel an zwei Stücken: "Einsame Menschen", das am 6. November Premiere hat, und "Hamlet". Dass ihm die Komposition eines glänzenden Auftakts verdorben wurde, damit hat sich Holm abgefunden: "Wenn wir am 4. November mit ,Hamlet' rauskommen, ist das für mich glänzend genug", sagt er.

Unter Hochdruck hat sein künstlerisches Betriebsbüro den Ersatzspielplan gezimmert. "Wir sind gewohnt, unter Druck zu arbeiten", sagt Geschäftsführer Manfred Weber, "aber natürlich stellen unsere Abteilungsleiter auch kritische Fragen, der Plan B, mit dem wir jetzt arbeiten, ist eng." Und einen Plan C gibt es nicht. Der Intendant weigert sich, darüber überhaupt nachzudenken, denn Spielräume für weitere Verschiebungen gibt es nicht mehr. Der gesamte Spielplan würde dann zusammenbrechen.

"Die Lage ist ernst und muss ernst genommen werden", sagt Holm. Doch ist ihm der Humor noch nicht ganz vergangen: Fragt man den gebürtigen Schweden, ob er bei weiteren Verzögerungen die Koffer packen würde, antwortet er lakonisch: "Im November nach Schweden? — Bestimmt nicht." Die Saison an einem anderen Spielort zu eröffnen, kommt für ihn nicht in Frage. "Ich bin ja nicht Intendant von Zeche Zollverein oder der Jahrhunderthalle", sagt er.

Auch kann er nicht ins Central ausweichen, weil dort ab 25. Oktober Regiestar Andrea Breth probt. So bleibt dem Schauspielhaus nur zu hoffen, dass Plan B funktioniert. "Ich habe heute Nacht geträumt, dass alles fertig ist", sagte Holm gestern. Immerhin kann der Intendant noch schlafen.

(RP)
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