Düsseldorf Samuel Koch unterstützt Elfmeter-Stiftung

Düsseldorf · Zur Stiftungsgala für rückenmarksverletzte Kinder kehrte der bei "Wetten, dass" verunglückte 26-Jährige nach Düsseldorf zurück. Eingeladen hatte ihn Emma Mertzokat, deren Unfall zur Stiftungsgründung führte.

Samuel Koch meistert Prüfung als Schauspieler
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Nicht lange nach dem Unfall liegt er in seinem Krankenzimmer und beobachtet die winzigen Staubkörnchen in einem Sonnenstrahl. Er stellte sich vor, wie dieser Staub auf seinen reglosen Körper sinkt. Und schließt die Augen, damit er nicht auch seine Pupillen bedeckt. Als Samuel Koch diese Geschichte erzählt, verändert sich die Stille im Saal. In die freundliche Aufmerksamkeit für Koch, den das Publikum im Maritim mit großem Beifall begrüßt hat, mischt sich die Ahnung, wie wenig die meisten von uns wissen über das Leben eines Tetraplegikers. So viele Dinge sind so selbstverständlich, dass man nicht darüber nachdenkt, wie sie jemand bewältigt, der seinen Körper nicht fühlt. Zähneputzen. Einen Pulli anziehen. Lebensqualität, sagt Samuel, der unterhalb seines Kinns wenig mehr als seine Schultern bewegen kann, ist, "wenn ein Freund mir meine Mütze auf Anhieb so auf den Kopf setzt, wie ich es tun würde."

Zu denen im Publikum, die besser als die meisten anderen wissen, was Samuel meint, gehört Emma Mertzokat. 15 wird sie im Dezember, und acht Jahre war sie alt, als sie bei einem Quad-Unfall eine Rückenmarksverletzung erlitt, die sie vom Hals an lähmt. "Das ist so ungerecht", sagt Samuel, der vor seinem Unfall jede Gelegenheit genutzt hat, an körperliche Grenzen zu gehen. "Emma hatte doch gar keine Zeit, sich auszuprobieren." Lange reden sie miteinander an diesem Abend, Samuel erzählt Emma von den schwarzen Tagen, an denen er sich wünscht, nicht mehr am Leben zu sein. "Es war toll, Emmas leuchtende Augen zu sehen, als sie sagte, dass sie froh ist, hier zu sein - da hab' ich mich ein bisschen geschämt", sagt Samuel. Zumal Emmas Lähmung noch ausgeprägter ist als seine. "Sie ist so gelassen, so ehrlich und so stolz", sagt er voll Respekt. "Da kann ich von ihr lernen."

Emmas wegen hatte Koch, dem nur noch wenige Tage für seine Diplomarbeit bleiben (er studiert Schauspiel in Hannover) die Einladung zur Elfneter-Stiftung überhaupt angenommen. "Ihre Geschichte hat mich sehr berührt." Nun ist er da und fühlt sich wohler als bei anderen seiner vielen Termine, weil "es hier nicht um mich geht, sondern um jeden von uns." Nur zu bewusst ist ihm, dass den meisten Tetraplegiker längst nicht so viel Aufmerksamkeit zuteil wird wie ihm, dessen Unfall Millionen live im ZDF sahen. Und er ist sich auch darüber im Klaren, dass längst nicht jeder wie er über einen High-Tech-Rollstuhl verfügt.

Finanziell können die Kochs übrigens nicht auf das ZDF bauen. Eine Einmalzahlung aus Mainz war nach wenigen Tagen intensivmedizinischer Behandlung verbraucht. Kämpfe gegen die Bürokratie von Krankenkassen und Versicherungen gehören zu Samuels Alltag wie zu dem vieler anderer Betroffener. Wie bei Laura, der erst die Elfmeter-Stiftung zu einem neuen Rollstuhl verhalf (mit dem die junge Basketballerin just am Wochenende ins Trainingslager der Nationalmannschaft im Rolli-Basketball flog). Und bei Marvin, dem die Stiftung im Streit mit zwei Versicherungen half.

Die Stiftung entstand aus dem Engagement vieler Unterstützer der Familie Mertzokat, allen voran Nachbar Michael Weichler, der mit Emmas Mutter Sandra dem Stiftungsrat vorsitzt. Ihre Erfahrung gehört zum großen Kapital der Elfmeter-Stiftung, die nicht nur finanziell, sondern auch beratend helfen will. Botschafter der Stiftung sind Jens Langeneke und Ulrich Tukur. Und vielleicht bald auch Samuel Koch.

(RP)
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