Düsseldorf Samstag kommt der Nikolaus

Düsseldorf · Am 6. Dezember ist Nikolaustag. Kinder suchen in ihren geputzten Stiefeln, die sie vor die Tür gestellt haben, nach Geschenken, Erwachsene freuen sich über den kindlichen Fleiß. Hinter dem Festtag steckt aber noch mehr.

Düsseldorf: Samstag kommt der Nikolaus
Foto: Endermann, Andreas

Der Nikolaus ist die Figur, die die Vorweihnachtszeit offiziell macht. Der 1. Advent kam und ging, aber wenn heute morgen die ersten kleinen Geschenke ausgepackt und die Süßigkeiten aus den Schuhen genommen werden, dann ist das wie ein kleiner Heiligabend. Wer ist eigentlich dieser Mann, der alle Jahre wieder heimlich die Stiefel befüllt? Und warum wartet er mit seinen Geschenken nicht bis zum 24. Dezember wie sein Kollege mit der roten Mütze und den Rentieren?

Der Düsseldorfer Dominikanerpater Wolfgang Sieffert ist "professioneller Nikolaus", seit drei Jahren spielt er den Heiligen im Bischofsgewand beim Landgang am Rhein. "Ich frage nicht, ob die Kinder brav gewesen sind", sagt Pater Wolfgang. "Stattdessen frage ich, was sie eigentlich über den Nikolaus wissen." Denn im Gegensatz zum Weihnachtsmann - laut Sieffert ein Konstrukt, dass den Konsum fördern soll - hat seine Figur ein reales Vorbild: den Heiligen Nikolaus von Myra. Der soll laut Legende Mädchen durch anonyme Geschenke vor der Prostitution bewahrt haben. "Die Handlungen dieses Heiligen sind für Eltern und Kinder gleichermaßen ein Vorbild", sagt Pater Wolfgang. "Er gibt dem Gesicht Gottes ein menschliches Antlitz." Statt des roten Mantels trägt der Nikolaus eine Bischofstracht, eine Rute hat er ebenso wenig dabei wie einen Rentierschlitten. "In den klassischen Legenden gibt es nirgendwo einen bestrafenden Nikolaus." Erst die Vermischung mit Volksbräuchen hätten ihm Gestalten wie Hans Muff oder Knecht Ruprecht zur Seite gestellt. "Diese furchteinflößende Seite darf der Nikolaus nicht haben, damit hat er nichts zu tun", sagt Sieffert. Deshalb setze er beim Verkörpern der Rolle auch auf die positiven Attribute der Figur. "Es ist eine Figur, der man die Sympathie schwer verwehren kann."

Theo Schleiden, Projektreferent des Katholischen Gemeindeverbandes, ist derselben Meinung. "Unser Nikolaus soll das christliche Brauchtum aktualisieren und mit Leben füllen." Die Figur des alten Mannes sei als Botschafter der Güte und Barmherzigkeit Gottes zu verstehen. Der Gedenktag am 6. Dezember sei bis zur Reformation sogar der eigentliche "Geschenketag" gewesen. "Der romantische Charme des Tages geht heute von der nächtlichen Heimlichkeit aus, mit der der Nikolaus die Geschenke bringt", sagt Schleiden.

Neben der wichtigen Rolle, die der Nikolaus für Christen und die katholische Kirche im Besonderen einnimmt, sei er laut Pater Wolfgang auch ein völker- und religionsverbindendes Element. Bei seiner Seelsorgearbeit im Gefängnis der Ulmer Höh' habe Sieffert einen Insassen kennengelernt, der türkischer Moslem gewesen sei. "Da ich auch im Winter immer mit dem Fahrrad zur Arbeit kam, hat er mir eines Tages eine Mütze geschenkt." Mit der Begründung, dass "der Nikolaus ja auch Türke war", begrüßt der mittlerweile Entlassene Sieffert seither als seinen "türkischen Nikolaus".

(bur)
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