Analyse Runde eins im Machtkampf der CDU in Düsseldorf

Düsseldorf · In zwei von vier Landtags-Wahlkreisen gibt es Kampfkandidaturen, die knapp ausgehen dürften. Heute steht in einem eine Vorentscheidung an: Angela Erwin, Stefan Wiedon und Berit Zalbertus stellen sich der Basis im Wahlkreis 42 (Oberbilk bis linksrheinisch).

Ganz so komplex wie die Nominierungs-Verfahren für die Präsidentenwahl in den USA ist die Aufstellung der Parteien in Deutschland nicht - aber auch hier kann es schon lange vor dem eigentlichen Wahltag spannend werden. Dies gilt aktuell vor allem für die Düsseldorfer CDU. Gleich in zwei von vier Wahlkreisen kämpfen mehrere Interessenten um die Kandidatur, in beiden Fällen ist von einem Kopf-an-Kopf-Rennen auszugehen, dessen Ausgang selbst erfahrene Parteistrategen nicht vorauszusagen wagen.

Eine erste Entscheidung steht heute Abend an: Im Bürgersaal der Bilker Arcaden entscheiden die Christdemokraten im Landtags-Wahlkreis Nummer 42, wer zwischen Oberbilk und linksrheinischen Stadtteilen für das Landesparlament antreten soll. Es ist nur eine Empfehlung, die finale Aufstellung erfolgt durch die gesamtstädtischen Delegierten bei einem Parteitag am 29. Juni. Doch es wird ein klarer Fingerzeig, wer mit wie viel Unterstützung rechnen kann.

Es treten an: Stefan Wiedon, Ratsherr und Diplom-Sportlehrer, der diesen Wahlkreis 2010 bei der Landtagswahl direkt gewonnen hatte, ihn aber bei der Neuwahl zwei Jahre später an die SPD-Kandidatin Marion Warden verlor. Angela Erwin, Rechtsanwältin und Tochter des verstorbenen Oberbürgermeisters Joachim Erwin, die starke Ambitionen und 2014 nach engagiertem Wahlkampf den Einzug in den Stadtrat nur knapp verpasst hat. Und Berit Zalbertus als Überraschungskandidatin. Die Ex-Vorsitzende der Elternschaft Düsseldorf und Mitgesellschafterin einer Produktionsfirma ist erst seit etwa einem Jahr Mitglied der CDU, wohnt nicht im Wahlkreis und setzt trotzdem zum Sprung in den Landtag an. Spannend wird es nicht nur, weil es der einzige der vier Wahlkreise ist, in dem sich bei der CDU überhaupt Frauen bewerben. 2012 waren die Christdemokraten ausschließlich mit Männern bei der Landtagswahl angetreten. Auch die Haltungen, die alle drei Bewerber bei den Vorstellungsrunden vertraten, unterscheiden sich auf interessante Weise. Vor allem bei der Flüchtlingspolitik sind die Unterschiede deutlich: Während Wiedon, der dem Arbeitnehmerflügel CDA angehört, sich als Vertreter einer urbanen Großstadt-CDU zuordnet, liberale Positionen vertritt und sich vor allem für Integration starkmacht, hat Zalbertus in den Runden Teilnehmern zufolge extrem konservative Positionen vertreten - vielleicht aus Überzeugung, vielleicht aus dem Kalkül heraus, damit ein Bedürfnis der Basis zu decken. Erwin hat das Thema Sicherheit allgemein im Fokus, in der Flüchtlingsfrage hat sie sich bisher nicht klar positioniert. Sie punktet vor allem im Linksrheinischen, wo sie lebt, und in Friedrichstadt, wo sie Kommunalwahlkampf gemacht hat. Auch von der Mittelstandsvereinigung der Partei erhält sie Rückenwind. Als Vize-Parteichefin hat Erwin zudem eine starke Ausgangsposition gegenüber der politischen Neueinsteigerin Zalbertus. Wiedon wiederum kann mit reichlich politischer Erfahrung punkten: Er war Vize-Chef der Jungen Union, sitzt mit zwei Jahren Unterbrechung seit 2002 im Stadtrat.

Deshalb ist davon auszugehen, dass das Rennen zwischen Erwin und Wiedon entschieden wird. Wenn im ersten Wahlgang kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht, kommt es zur Stichwahl der beiden mit den meisten Stimmen. Fällt das Ergebnis nicht allzu deutlich aus, ist ein erneutes Duell bei der Delegiertenversammlung Ende Juni wahrscheinlich.

Ähnlich sieht es im Norden Düsseldorfs, im Wahlkreis 40 aus. Auch dort stellt sich am 16. Juni ein Trio dem Votum der Basis: Mit Olaf Lehne, Rechtsanwalt und Ratsherr, der bis 2012 sieben Jahre im Landtag saß, und dem Unternehmensberater, Ratsherrn und amtierenden Schützenkönig Andreas Paul Stieber treten auch zwei politische Schwergewichte an. Der Dritte in der Runde ist Stefan Koch, Bezirksvertreter aus Angermund und Revisor bei einer Sparkasse. Er betont ausdrücklich sein konservatives Profil, ebenso wie Lehne, den er wichtige Stimmen kosten könnte. Stieber hat im Wahlkreis stark mobilisiert, gilt als gut vernetzt - und könnte somit die erste Runde gewinnen. Beim Parteitag dürfte er dann erneut auf Lehne treffen, der Chancen hat, dann doch noch den Sieg davonzutragen.

Wesentlich entspannter ist die Lage in den beiden anderen Wahlkreisen: Im Osten wurde gestern Marco Schmitz als einziger Kandidat mit 86 Prozent gewählt, im Süden stellt sich der langjährige Landtagsabgeordnete Peter Preuß morgen der Basis - auch er wohl ohne Gegenkandidatur.

(dr)
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