Debatte um Privatkredit Rückhalt für Wulff aus Düsseldorf

Düsseldorf · Bei der Wahl des Bundespräsidenten im Frühsommer 2010 waren zehn Düsseldorfer dabei – sechs davon gaben Christian Wulff ihre Stimme. Die Politiker von CDU und FDP stehen auch heute noch zu ihrer damaligen Entscheidung. Nach derzeitigem Stand sei ein Rücktritt keinesfalls nötig.

Chronologie: Die Affäre Wulff
Infos

Chronologie: Die Affäre Wulff

Infos
Foto: dapd, Michael Sohn

Bei der Wahl des Bundespräsidenten im Frühsommer 2010 waren zehn Düsseldorfer dabei — sechs davon gaben Christian Wulff ihre Stimme. Die Politiker von CDU und FDP stehen auch heute noch zu ihrer damaligen Entscheidung. Nach derzeitigem Stand sei ein Rücktritt keinesfalls nötig.

Ein 500 000-Euro-Privatkredit von der Ehefrau eines "väterlichen Freundes" und Unternehmers, private Urlaubsaufenthalte bei Unternehmer-Freunden, eine Anzeigenkampagne für sein Interview-Buch, bezahlt vom Unternehmer Carsten Maschmeyer — die Liste der derzeitigen Vorwürfe gegen Bundespräsident Christian Wulff (CDU) ist lang. Wie sehen es jene Düsseldorfer, die Wulff am 30. Juni 2010 in der Bundesversammlung gewählt haben? Sechs dieser zehn Wahlfrauen und Wahlmänner (s. Info-Kasten) hatten damals für ihn gestimmt — und haben es bis heute nicht bereut.

"Ich glaube, dass es eine gute Entscheidung war, ihn zu wählen", sagt Thomas Jarzombek, CDU-Bundestagsabgeordneter. Wulff sei ein junger Präsident, der mit beiden Beinen im Leben stehe und Kinder ins Schloss Bellevue gebracht habe. Bei dem Privatkredit und den Freundschaften zu Unternehmern sei die entscheidende Frage, ob jemand davon profitiert habe, ob es also Gegenleistungen gegeben habe. "Solange das nicht der Fall war, ist all das für mich auch moralisch in Ordnung", sagt Jarzombek.

"Was bisher bekannt ist, ist nicht schön fürs Amt des Bundespräsidenten, aber kein Grund zurückzutreten", sagt Gisela Piltz. Die Düsseldorfer FDP-Chefin und Vize der Liberalen im Bundestag hat Wulff gewählt und bescheinigt ihm, einen guten Job zu machen. Piltz vermutet eine Kampagne gegen Wulff. "Ich würde lieber über die letzte Rede des Bundespräsidenten diskutieren als über seine Urlaubsreisen." Wichtig sei, alles aufzuklären, "nicht nur scheibchenweise".

Das fordert auch Wolfgang Schulhoff. Der Präsident der Handwerkskammer und langjährige Bundestagsabgeordnete war 2010 von seiner Partei, der CDU, als Wahlmann in die Bundesversammlung entsandt worden. Er hatte im Vorfeld für Bundestagspräsident Norbert Lammert als Kandidaten für das höchste Amt plädiert, hatte auch für den rot-grünen Vorschlag Joachim Gauck Sympathien, schließlich aber doch für Wulff gestimmt. "Es ist natürlich unschön, was da gelaufen ist — sowohl in der Sache als auch im Umgang mit der Angelegenheit selbst", sagt Schulhoff. Das Amt leide unter den Vorwürfen, noch mehr aber darunter, "dass Wulffs Vorgänger Köhler seinen Büttel vorzeitig hingeworfen hat".

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Beatrix Philipp hatte wie Schulhoff Lammert favorisiert, dann aber für Wulff gestimmt. Jetzt hält sie zu ihm: "Es ist doch wie im richtigen Leben: Er hatte sich scheiden lassen, es war finanziell eng, da haben ihm Freunde mit einem Kredit geholfen." Sie habe einen normalen Menschen zum Bundespräsidenten gewählt, und es sei eine Unterstellung, dass sich daraus Abhängigkeiten ergeben hätten.

Wulff habe sich mit guten Reden zur Finanzkrise und Integration geäußert, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Jens Petersen, der Wulff ebenfalls gewählt hat. "Mir steht kein Urteil darüber zu, wo der Präsident seine Urlaube verbringt." Er gehe davon aus, dass Wulff sich zu all dem äußern werde. Auch sein Landtagskollege Robert Orth (FDP) steht nach wie vor zu seiner Wahl: "Juristisch kann ich bisher nichts Vorwerfbares erkennen", sagt der Rechtsanwalt. Mit seiner modernen Lebensform habe Wulff das Amt sogar bereichert.

(RP/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort