Düsseldorf RRX: Stadt verärgert über Initiative

Düsseldorf · Die jüngsten Äußerungen der Bahnlärmgegner aus Angermund sorgen für Verärgerung in der Stadtverwaltung - und ungewöhnlich offenen Widerspruch. Ingo Pähler, Leiter des Amts für Verkehrsmanagement, sagt, er finde es schade, wie sich die Zusammenarbeit rund um das Großprojekt Rhein-Ruhr-Express (RRX) entwickelt habe. Er kritisiert die Reaktion der Initiative auf das neue Gutachten, in dem die verschiedenen Varianten für den Lärmschutz in Angermund verglichen worden waren.

Pähler bemängelt, dass die Initiative plötzlich eine "geländegleiche Einhausung" fordere und damit Abstand von der bisherigen eigenen Forderung nehme - die die Stadt gerade im Auftrag des Rats durch Gutachter prüfen gelassen hat. Der Amtsleiter sieht zudem falsche Aussagen in der jüngsten Mitteilung der Initiative. Er zeigt sich darüber hinaus verärgert über den von der Initiative erhobenen Vorwurf, man brauche eine andere "Kommunikationskultur". "Dabei haben wir uns als Stadt sehr bemüht, die strittigen Fragen zwischen Initiative und Bahn auf neutralen Boden zu stellen", sagt Pähler.

Das neue Gutachten legt den Schluss nahe, dass der Aufwand für den Betondeckel über der Strecke in Angermund in keinem Verhältnis zum Nutzen steht. Die Studiengesellschaft für Tunnel und Verkehrsanlagen (Stuva) kalkuliert für den bisher von der Bahn geplanten Ausbau inklusive Wänden rund 75 Millionen Euro, die Einhausung koste 460 Millionen Euro. Zudem verlängere sich der Bau um sieben Jahre.

Dem gegenüber steht laut dem Gutachten nur ein geringer Nutzen für die Anwohner: 373 der insgesamt 1751 sogenannten Schutzfälle sind durch Wände nicht ausreichend abgeschirmt, in solchen Fällen haben Anwohner etwa Anspruch auf spezielle Fenster. In der Einhausungsvariante gibt es trotz der immensen Mehrkosten immer noch 129 solcher Fälle.

Die Stadtspitze will den Rat vor diesem Hintergrund dazu bewegen, die Planung der Bahn zu akzeptieren. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hatte schon das neue Gutachten für überflüssig gehalten, weil die Faktenlage eindeutig sei.

In der Stadtspitze zeigt man sich inzwischen besorgt, dass Angermund gar keinen Lärmschutz erhält, falls der Streit um die Einhausung eskaliert. Die Bahn hat bereits gedroht, man könne den RRX auch ohne den Ausbau der Bahnstrecke von vier auf sechs Gleise betreiben. Das würde bedeuten, dass die Angermunder an der schon heute viel belasteten Strecke gar keinen Anspruch auf Lärmschutz haben.

Die Initiative hatte in der vergangenen Woche an den Stadtrat appelliert, sich weiter für den Betondeckel einzusetzen. Die Bürger sehen neben einem besseren Lärmschutz auch große städtebauliche Vorteile: Die Einhausung werde die Trennung des Stadtteils durch die Strecke aufheben, argumentieren sie.

(arl)
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