Düsseldorf RP-Diskussion: Was die Stadt bei der Kultur besser machen muss

Düsseldorf · Im Maxhaus sprachen Politiker und Kreative über die richtige Ausrichtung der Kultur-Politik.

 Diskutierten im Maxhaus über Kulturpolitik (v. l.): RP-Redakteurin Dorothee Krings, Bürgermeister Friedrich Conzen (CDU), Alexandra Schmidt (Sprecherin freie Szene), Manfred Neuenhaus (FDP), Markus Ambach (Künstler und Kurator), Clara Deilman (Grüne), Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) sowie RP-Redakteur Arne Lieb.

Diskutierten im Maxhaus über Kulturpolitik (v. l.): RP-Redakteurin Dorothee Krings, Bürgermeister Friedrich Conzen (CDU), Alexandra Schmidt (Sprecherin freie Szene), Manfred Neuenhaus (FDP), Markus Ambach (Künstler und Kurator), Clara Deilman (Grüne), Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) sowie RP-Redakteur Arne Lieb.

Foto: Andreas Endermann

Die Landeshauptstadt arbeitet an einer Neuorientierung der Kulturförderung, neue Köpfe sollen mitreden und auch gefördert werden. Das wurde gestern Abend im voll besetzten Maxhaus bei der Podiumsdiskussion der RP deutlich. "Welche Kultur braucht Düsseldorf?" lautete die Überschrift der Debatte, die von den RP-Redakteuren Dorothee Krings und Arne Lieb moderiert wurde.

Ausgangspunkt war die allgemeine Feststellung: Viele Kulturvertreter waren zu lange auf eingefahrenen Gleisen unterwegs, es fand zu wenig Kommunikation zwischen Politik und Künstlern statt. Dass es jetzt besser wird, ist eine große Hoffnung, dennoch herrscht bei den Künstlern auch Skepsis vor. Als Clara Deilmann (Grüne) den Kulturentwicklungsplan sowie die Einschaltung einer Agentur ankündigte, erntete Alexandra Schmidt, Sprecherin der freien Szene, den ersten Beifall des Abends. "Bitte beteiligen Sie vor allem auch die Künstler der Stadt." Der Streit ums Geld ist programmiert. 124 Millionen Euro für die Kultur sind ein Wort, aber als Bürgermeister Friedrich Conzen (CDU), der Vorsitzende des Kulturausschusses, 20 Millionen Euro mehr für den Kulturetat forderte ("das fände ich am besten"), konterte Oberbürgermeister Thomas Geisel, dass dies mit den Gralshütern der Schuldenfreiheit wohl kaum zu machen sei. Und er forderte auf, statt der Geldverteilung per Gießkanne für mehr Profil zu sorgen. Als Kriterien nannte er einerseits Partizipation, also Beteiligung, aber eben auch Strahlkraft, wie sie etwa durch das Ballett von Martin Schläpfer entstehe, das man in der Weltspitze sieht. Geisel scheute sich im Gegensatz zu Deilmann auch nicht, konkrete Anstöße zu geben: "Steht Düsseldorf nicht eher für die Zero-Kunst, Heine und Schumann als für Goethe?" Das Stadtoberhaupt hält nichts von dem "vermachteten Geschäft" der Kulturtreibenden, bei dem eine Krähe der anderen kein Auge aushacke und alle gemeinsam mehr Geld forderten.

Die Weiterführung dieser Debatte wäre spannend gewesen, aber viele wollten das heiße Eisen nicht anfassen. "Den will ich sehen, der hier sagt: Du bekommst kein Geld mehr", meinte Christdemokrat Conzen.

Aus dem Publikum kamen dann erfrischenderweise Fragen, die mit den Konventionen der Kulturspezialisten nur wenig zu tun haben. So wurden die Subventionen der freien Szene in Frage gestellt, weil doch die finanzielle Unterstützung mit der Idee der Szene gar nichts zu tun habe. Markus Ambach (freier Künstler und Kurator) wandte sich gegen diese Argumentation. "Die Künstler sind ausgebildete Menschen und bringen eine Leistung, von der die Öffentlichkeit profitiert." Und warum gibt es keine öffentlich geförderten Musicals, wo diese doch die beliebteste Bühnenform seien? Manfred Neuenhaus (FDP) verwies auf das Capitol und die dafür gebauten "Musical Halls" etwa in Hamburg und lehnte Subventionen ab. Ebenso sah er die Anträge von Komödie und Theater an der Kö kritisch, je 250 000 Euro Zuschuss zu erhalten. "Ich weiß nicht, ob man dort will, dass wir uns mit den Programmen der Häuser beschäftigen."

Im Saal saßen viele Kulturmanager, ob aus Oper, Tanzhaus oder Museen. Sie dürften aufmerksam zugehört haben, als Geisel und Conzen einer Meinung waren, als es um die Zusammenlegung von Institutsleitungen ging. Auch das Marketing könne gemeinsam erledigt werden. Da kommen harte Diskussionen auf die Verantwortlichen zu, die gestern von einem versöhnlichen Abschluss überpudert wurden. Jeder durfte einen Wunsch äußern, wohin er eine Million Euro geben würde. Die Antworten bewegten sich zwischen Singpause, Oper und freier Szene.

(RP)
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