Düsseldorf Riesenrad-Sitzung dauert 25 Minuten

Düsseldorf · Die wohl kürzeste Sitzung des Stadtrats endete wie erwartet: Die Fraktion Tierschutzpartei/Freie Wähler stand allein da. Das Riesenrad an der Königsallee kann wie geplant ab Donnerstag seine Runden drehen.

 Sozialdezernent Burkhard Hintzsche nutzte die Ratssitzung, um sich über einen Bildungs-Verein zu informieren.

Sozialdezernent Burkhard Hintzsche nutzte die Ratssitzung, um sich über einen Bildungs-Verein zu informieren.

Foto: David Young

Der Naturschutzbund (Nabu) kann sich über eine kleine Spende freuen. Denn die Ratsmitglieder der Grünen überlassen der Organisation ihr Sitzungsgeld. Auch die Sozialdemokraten spielten kurzzeitig mit dem Gedanken. Erhalten haben die Ratsleute das Geld - pro Person rund 20 Euro - am Montag für die Teilnahme an der mit rund 25 Minuten wohl kürzesten Ratssitzung, die Düsseldorf je erlebt hat.

Die Tagesordnung umfasste nur einen Punkt: Die Fraktion Tierschutzpartei/Freie Wähler forderte den Abbau des Riesenrads auf dem Corneliusplatz, weil es angeblich Tieren schadet. Dass sie mit dieser Ansicht im Rat alleine steht, war schon nach den Debatten in zwei Ausschüssen klar. Auch das Umweltamt sah durch die Attraktion keine Gefahr, genau so wenig übrigens wie der Nabu. Die Fraktion erklagte sich dennoch die Sondersitzung. So lief sie ab:

16.31 Uhr Oberbürgermeister Thomas Geisel begrüßt die Ratsmitglieder. 64 von 82 sind da, zudem fast die gesamte Verwaltungsspitze.

16.33 Uhr Claudia Krüger (Tierschutzpartei) begründet am Rednerpult den Antrag - und sorgt bei vielen Ratsmitgliedern für eine hörbare Mischung aus Heiterkeit und Verärgerung. Krüger meint, der Hofgarten (in dessen Nähe das Riesenrad steht) sei ein Ort der Ruhe: ein Buch lesen, die Gänse füttern. Sie korrigiert sich: "Gänse füttern finden wir nicht so toll." Das Riesenrad störe die Tiere, vor allem durch Lichtemissionen. Dabei seien die Tiere durch die Baustelle ohnehin belastet gewesen. Zum Thema gebe es Studien. Das 55 Meter hohe Riesenrad sei zudem wie eine Art Fangarm. "Da können Vögel dagegenfliegen." Man wolle nicht, dass ein Vogel stirbt. Den anderen Ratsleuten ruft sie zu: "Ich hoffe, dass sie sich doch noch informiert haben."

16.40 Uhr Fraktionskollege Ulrich Wlecke referiert noch mal, wie es zu der Sitzung kam. Man wolle "saubere und vernünftige Verwaltung". 16.43 Uhr Norbert Czerwinski (Grüne) hat jetzt doch Sorgen, dass die Grünen als Tierfeinde dastehen. Eigentlich habe er nichts Inhaltliches sagen wollen, wolle aber "für die Zuschauer am Screen und die Medien" klarstellen, dass die Tierschutzpartei den "Tierschutz instrumentalisiert". Der Vorgang sei ausführlich geprüft worden. "Es gibt andere Tierschützer, die sich sehr gut auskennen, die den Standort sogar für besser halten als den Burgplatz." 16.45 Uhr Chomicha El Fassi (Freie Wähler) beantragt namentliche Abstimmung. Die wird eigentlich nur bei strittigen Fragen genutzt. Ein Stöhnen geht durchs Plenum.

16.46 Uhr Der Republikaner André Maniera sagt, er sei auch nicht der Meinung der Freien Wähler. Claudia Krüger geht auch noch mal kurz zum Rednerpult.

16.48 Uhr Oberbürgermeister Geisel klärt, ob die namentliche Zustimmung zulässig ist. Sie ist es. Er ruft den Antrag zum Beschluss auf.

16.49 Uhr Alle Ratsmitglieder werden namentlich aufgerufen, von Burkhard Albes bis zu Klaudia Zepuntke. Sie müssen "Ja" oder "Nein" rufen. El Fassi ruft "Ja, sehr gern." Udo Figge (SPD) ruft: "Nein, und das besonders gern." Gelächter.

16.55 Uhr Geisel verkündet das Ergebnis: drei mal "Ja" - das sind die Freien Wähler. 62 mal "Nein" (inklusive OB). Er beendet die Sitzung.

(arl)
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