Düsseldorf Rheinbahn will von Zürich lernen

Düsseldorf · Die Verkehrsbetriebe in der Schweizer Metropole machen offenbar vieles richtig: Busse und Bahnen nehmen 50 Prozent des Verkehrsgeschehens ein. In Düsseldorf sind es 24 Prozent. Durch Vorrangschaltungen sollen Busse und Bahnen schneller durch die Stadt kommen.

Züricher müssen entspannte Menschen sein. Zumindest in einer Hinsicht: Sie müssen sich keine Sorgen machen, wenn sie mal eine Bahn verpassen. Spätestens nach siebeneinhalb Minuten kommt schon die nächste.

Das ist nicht der einzige Grund, weshalb die schweizerische Stadt für Fachleute des öffentlichen Personennahverkehrs so interessant ist. Eine Zahl verdeutlicht das besonders beeindruckend: Während Busse und Bahnen in Düsseldorf 24 Prozent des Verkehrsgeschehens ausmachen, sind es in Zürich 50 Prozent. Davon waren Rheinbahn-Aufsichtsratsmitglieder, der Vorstand und Bereichsleiter bei einer Klausurtagung reichlich beeindruckt.

Von Donnerstag bis Samstag - und nicht, wie irrtümlich berichtet, bis Montag - haben sie Erkenntnisse gesammelt, wie das Zusammenwirken von Eidgenossen und Bussen und Bahnen funktioniert.

Das Zauberwort heißt Vorrangschaltung. Bedeutet: Sobald sich Busse und Bahnen einer Ampel nähern, springt die auf Grün um, und alle anderen müssen warten. Das hat auch zur Folge, dass Züricher ihren Wagen häufiger stehenlassen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Da wollen die Düsseldorfer auch hin, sagte Rheinbahn-Aufsichtsratschef Andreas Hartnigk (CDU) gestern im Gespräch mit der RP: "Wir wollen alle Verkehrsmittel gleich behandeln."

Das klang nicht immer so in einer Stadt, in der beim Straßenbau und in der Stadtplanung dem Auto Vorrang eingeräumt worden war. Aufgeschreckt hat die Verkehrspolitiker aller Parteien eine Studie, die Rheinbahn-Vorstandschef Dirk Biesenbach vor zwei Jahren auf den Tisch legte: Nach Berechnungen des Verkehrsunternehmens liegt die Geschwindigkeit der Bahnen durchschnittlich bei 17,3 km/h.

An Bremen können die Züge in Düsseldorf nicht herankommen: In der Hansestadt bringen sie es auf 21,9 km/h. Auch in Leipzig (20,7), München (20,1) und in Dresden (19,2) kommen die Bahnen schneller vom Fleck. Biesenbach konnte anhand von weiteren Zahlen belegen, dass die Bahnen seit Mitte der 80er Jahre ausgebremst werden. Die Linie 703 brachte es 1986 auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 18 km/h, jetzt sind es nur noch 16 km/h. Auf anderen Linien wie der 704, 707 und 708 ist die Tendenz ähnlich. Norbert Czerwinski (Grüne) frotzelte schon, dass es irgendwann möglich sein wird, während der Fahrt Blumen zu pflücken.

Auch diese Erkenntnis brachte die Reise nach Zürich: "Unser Fuhrpark ist deutlich moderner", sagt Hartnigk. Besser gepflegt ist er allerdings - auch das fiel auf. Aber: "Je weiter man gen Süden kommt, desto weniger sind Graffiti und andere Formen der Zerstörungswut ein Problem." Was die Rheinbahner erstaunte: Die Züricher erheben für Fahrten mit dem Nachtexpress fünf Euro Aufschlag. Was Biesenbach in seiner Überzeugung bestärkt, dass Bus- und Bahnfahren in Düsseldorf zu preiswert ist.

Dafür muss er nicht bis nach Zürich schauen. Vorbild ist Köln: Dort sind Tickets bis zu 20 Prozent teurer als in Düsseldorf.

(RP)
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