Besonders gestaltete Bahn in Düsseldorf Rheinbahn und Gewerkschaft werben um Respekt für Bus- und Bahnfahrer

Düsseldorf · Bus- und Bahnfahrer werden immer häufiger zum Opfer von Gewalt. Das gilt auch für andere Beschäftigte im Öffentlichen Dienst. Rheinbahn und Gewerkschaft werben um mehr Respekt – mit einer besonders gestalteten Bahn.

Bei der Präsentation der Motivbahn: Sigrid Wolf (v.l.), Vorsitzende des DGB-Stadtverbands, Polizist Holger Hoever, Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW,  Rheinbahn-Fahrerin Petra Latour und Rheinbahn-Chef Klaus Klar.

Bei der Präsentation der Motivbahn: Sigrid Wolf (v.l.), Vorsitzende des DGB-Stadtverbands, Polizist Holger Hoever, Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW, Rheinbahn-Fahrerin Petra Latour und Rheinbahn-Chef Klaus Klar.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

 Beschäftigte im Öffentlichen Dienst werden immer häufiger Opfer von Gewalttaten. Eine mobile Kampagne des Deutschen Gewerkschaftsbundes soll die Düsseldorfer für das Thema sensibilisieren.Seit Freitag fährt eine besondere Stadtbahn durch Düsseldorf. Auf ihr zu lesen ist unter anderem: „Ich fahre dich im Bus nach Hause. Und du verprügelst mich?“ – eine Frage, die zum Nachdenken anregen soll. Neben der Frage ist ein Mitarbeiter der Rheinbahn abgebildet.

Mit diesem und anderen Statements auf der sonst schwarz gehaltenen Bahn möchte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mit Unterstützung der Rheinbahn für seine Initiative „Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch!“ ein Zeichen setzen: Die Aktion soll Gewalt und Herabsetzung gegenüber denjenigen in den Mittelpunkt stellen, die im Dienst der Gesellschaft arbeiten. Das Besondere: Die Fotos an der Bahn zeigen echte Beschäftigte, die ihre Erfahrungen schildern.

Im Februar 2020 hat der DGB Bundesvorstand seine Initiative ins Leben gerufen. Der Grund: „Viele Menschen, die im Öffentlichen Dienst arbeiten, sind häufig Gewalt ausgesetzt“, sagt Sigrid Wolf, Vorsitzende des DGB-Stadtverbandes bei der Vorstellung der Bahn am Freitagvormittag. Gewalt sei ein dehnbarer Begriff und reiche von Beschimpfungen über Pöbeleien bis hin zu körperlicher Gewalt.

Das sind Erfahrungen, die auch Mitarbeiter der Rheinbahn machen, wie Vorstandschef Klaus Klar schildert: „Mehr als 1700 Mitarbeiter sind allein als Bus- und Bahnfahrer im Einsatz. Nicht selten berichten sie von Beleidigungen, Pöbeleien oder respektlosem Verhalten in Form von Anspucken.“ Erst in der Nacht zu Sonntag hatte sich ein besonders brutaler Fall ereignet. Zwei Männer schlugen in Vennhausen einen Busfahrer und verletzten ihn schwer.

Rheinbahn-Fahrerin Petra Latour macht mit bei der Kampagne. Sie ist seit 31 Jahren im Fahrdienst und erzählt: „Gewalt, egal in welcher Form, erlebe ich immer wieder, Beschimpfungen fast täglich. ‚Blöde Kuh‘, zum Beispiel. Oder es wird gegen die Bahn geschlagen. Ich weiß nie, was auf mich zukommt.“ Für ihre Mitarbeiter, aber auch für andere Menschen, die im Öffentlichen Dienst tätig sind, etwa Polizisten oder Entsorgungsmitarbeiter, möchte die Rheinbahn mit der Motiv-Bahn ein Zeichen setzen und Bürger aufmerksam machen.

Auch der Polizist Holger Hoever schildert aus seinem Berufsalltag: „Beleidigungen gehören dazu. Insbesondere am Wochenende und nachts. Klar ist: Die Respektlosigkeit und die Zahl der Angriffe steigen.“

Wie viele Beschäftigte im Öffentlichen Dienst Respektlosigkeit und Übergriffen ausgesetzt sind, ist nicht bekannt. Für viele Berufsgruppen werden Übergriffe nicht systematisch erfasst und gezählt. Eine bundesweite Befragung des DGB von über 2000 Beschäftigten aus allen Bereichen des öffentlichen und privatisierten Sektors aus den Jahren 2019 und 2020 ergab aber: Mehr als zwei Drittel der Befragten wurden in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Beleidigungen, Bedrohungen und tätlichen Angriffen wie Schlägen, Tritten, Spucken oder Bedrohung und Angriffen mit Waffen. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 %) gibt an, die Gewalt habe in den vergangenen Jahren zugenommen.

„Für viele Kollegen steht fest: An Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes wird häufig der Frust über den Staat ausgelebt“, erklärt Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW. „Wir müssen etwas tun!“, mahnt Weber. „Stress, Verunsicherung und Frust in der Bevölkerung sind keine Entschuldigung, sich respektlos gegenüber anderen Menschen zu verhalten.“ Die mit den Motiven der DGB-Initiative gestaltete Rheinbahn fährt ab sofort für ein Jahr durch Düsseldorf und Umgebung.

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