Serie zum 115-jährigen Bestehen Rheinbahn setzt auf Hochbahnsteige

Düsseldorf · An mehr als der Hälfte aller Stadtbahn-Haltestellen können Fahrgäste bereits ebenerdig einsteigen. Bei neun weiteren sollen die jeweils mindestens 1,1 Millionen Euro teuren Umbauten bis 2012/2013 abgeschlossen sein. Die Haltepunkte werden dadurch auch moderner und sicherer.

Rheinbahn: Das sind die Bahnen seit 1897
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An der Kalkumer Schlossallee sind nach einer Winter-Unterbrechung die Arbeiten seit dieser Woche wieder in vollem Gange. Für 2,5 Millionen Euro entstehen dort ein neuer Bahnübergang mit Fußgängerüberweg und barrierefreie Bushaltestellen — in erster Linie aber zwei versetzte Hochbahnsteige für die Stadtbahnen zwischen Düsseldorf und Duisburg. Im Juli sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Damit kommt die Rheinbahn dem Ziel, alle Haltestellen der Linie U 79 mit Hochbahnsteigen auszurüsten, ein Stück näher. Mit Kittelbachstraße und Lohausen sind zwei weitere in Planung, dort soll bis 2012 alles barrierefrei umgerüstet sein.

Fahrzeit verkürzt sich

"Unser Ziel ist, möglichst viele Haltestellen so umzubauen, dass die Fahrgäste ebenerdig ein- und aussteigen können", sagt Christoph Lademann, Leiter Betriebsplanung bei der Rheinbahn. Bisher gebe es an 30 von 55 Stadtbahn-Haltestellen in der Stadt (54,5 Prozent) sowie an 40 von 71 (56,3 Prozent) im Betriebsgebiet (mit Neuss, Meerbusch und Krefeld, ohne Duisburg) Hochbahnsteige. Stadtbahnen sind diejenigen Züge, die in der City unter- und in den Außenbezirken oberirdisch fahren. Sechs weitere Haltestellen im Linksrheinischen (siehe Info) sollen bis spätestens 2013 dazukommen. Die Vorteile: Die Fahrzeit verkürzt sich, weil die Bahnen ihre Treppen nicht mehr ausfahren müssen, die Fahrgäste — speziell mit Kinderwagen oder Rollator — können leichter ein- und aussteigen. Dazu kommt: Moderne Hochbahnsteige sind mit taktilen Bodenelementen, elektronischen Fahrgast-Informationstafeln und Videokameras ausgestattet.

Schon seit den 80er Jahren setze die Rheinbahn auf die 95 Zentimeter hohen Bahnsteige, zunächst in Meerbusch, seit 1998 auch in Düsseldorf, sagt Karl-Heinz Wamhof, Stabsstellenleiter technische Koordination. "Zunächst gab es große städtebauliche Bedenken gegen vermeintlich klobige Hochbahnsteige, nach dem Motto: ,Wir wollen keinen Westwall'", erinnert sich Lademann. Moderne Bahnsteige würden daher nicht von Ingenieuren, sondern von Architekten konzipiert. Hoffähig wurden die erhöhten Einstiege durch das Projekt Messebeschleunigung an der U 78. "Dazu kam dann der Druck durch den demografischen Wandel", sagt Wamhof. Dies spiele auch eine Rolle, wenn der städtische Ordnungs- und Verkehrsausschuss über die Priorität anstehender Umbauten und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr über die Verteilung der Fördermittel des Landes entscheidet. "Für den künftigen Hochbahnsteig am Rheinbahnhaus spricht etwa, dass sich dort unmittelbar eine Altenpflegeeinrichtung befindet", sagt Lademann.

1,1 Millionen Euro aufwärts kostet ein Umbau, bis zu 90 Prozent der Mittel kommen vom Land. Mindestens sieben Monate werden für eine Umrüstung benötigt. Eine hundertprozentige Abdeckung mit Hochbahnsteigen könne es jedoch nie geben, sagt Lademann. Dies ist dem Mischsystem geschuldet: Auf einigen Strecken verkehren neben Stadt- auch niederflurige Straßenbahnen, etwa nach Benrath. Auch auf der neuen Wehrhahn-Linie werden Niederflurbahnen fahren. Deswegen werden die so genannten Zulaufstrecken — aktuell etwa die Strecke der 712 — für diese Züge hergerichtet, mit Bahnsteighöhen von 25 Zentimetern. Dabei ist jedoch die Stadt federführend. Insofern werden auch in Zukunft zwei Systeme parallel existieren: Niederflurbahnen und hochflurige Stadtbahnen, die an Hochbahnsteigen halten. Das System der Stadtbahnen entstammt übrigens alten, nie realisierten Landesplänen. Angedacht war einst ein Nahverkehrsnetz auf Stadtbahnbasis von Düsseldorf nach Dortmund.

Da die Rheinbahn bei der Umrüstung nach Linien vorgeht und die U 79 bisher Priorität hatte, weckt dies in den Außenbezirken, etwa in Eller, Begehrlichkeiten. "Wir schauen uns auch die Haltestellen Schlesische Straße und Vennhauser Allee an", sagt Wamhof. "Das steht aber am Anfang. Die Schleife an der Vennhauser Allee ist wegen der engen Kurvenradien problematisch."

(RP)
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