Nahverkehr in Düsseldorf Rheinbahn muss Fahrten aus Mangel an Fahrern streichen

Düsseldorf · Das Nahverkehrsunternehmen hat nicht genug Personal für Busse und Bahnen. Vor allem auf der U75 kommt es zu Ausfällen. Bis Ende 2019 will die Rheinbahn 150 Fahrer einstellen.

 Die U75, hier bei der Fahrt über die Oberkasseler Brücke, war von Ausfällen durch Personalmangel besonders betroffen.

Die U75, hier bei der Fahrt über die Oberkasseler Brücke, war von Ausfällen durch Personalmangel besonders betroffen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die Rheinbahn kämpft mit einem Mangel an Fahrern für ihre Busse und Bahnen – und muss sogar Fahrten streichen. Besonders betroffen ist die Linie U75 von Neuss zur Vennhauser Allee. Aber auch auf anderen Linien gab es in letzter Zeit Ausfälle. Das Unternehmen bestätigte Informationen unserer Redaktion. Ein Sprecher redet von „größeren Problemen“ und einer „nicht behobenen“ Situation.

Zahlen will die Rheinbahn trotz mehrerer Nachfragen nicht nennen. Daten zu Ausfällen veröffentliche man nicht, da sie „wettbewerbsrelevant“ seien, heißt es zur Begründung. Zudem wolle man zunächst die Politik und die Städte informieren. Die U75 ist stark betroffen, weil auf dem Betriebshof Heerdt besondere Personalknappheit herrscht.

Auf den Anzeigetafeln werden Ausfälle aus Personalmangel allgemein als „betriebliche Störung“ ausgewiesen – die Fahrgäste erfahren also den konkreten Grund nicht. Vorstand Klaus Klar sagt, man habe bereits nachgesteuert. Zudem plant die Rheinbahn eine Einstellungsoffensive: Bis Ende 2019 sollen 150 Fahrer geworben werden.

Der Bedarf an Mitarbeitern ist erheblich gestiegen, vor allem wegen der Wehrhahn-Linie. Bei der Rheinbahn sind 1440 Fahrer beschäftigt, etwa zwei Drittel für Busse und ein Drittel für Bahnen. Sie machen rund die Hälfte der Gesamtbelegschaft aus. Die Rheinbahn will ihr Angebot weiter ausbauen – und braucht dafür Personal: Für die Metro-Busse, die in der kommenden Woche starten, benötigt man 60 neue Fahrer, darüber hinaus sollen die Stadtbahnen abends häufiger verkehren. Der Start dieser Prestige-Projekte sei nicht gefährdet, sagt Unternehmenssprecher Eckhard Lander.

Geeignete Bewerber seien aber schwer zu finden, heißt es. Die Konjunkturlage ist gut, zudem seien die Anforderungen hoch. Aus diesem Grund habe sich die Rheinbahn zuletzt auch rigoroser von Fahrern getrennt, etwa, wenn sie sich falsch gegenüber Fahrgästen verhielten oder die Ticketkontrolle beim Einstieg in Busse boykottierten. In der Tat weist der Personalbericht einen Anstieg der Austritte „in gegenseitigem Einvernehmen“ (2017: 28) oder „auf Veranlassung des Unternehmens“ (12) aus.

Die Lage verschärft sich dadurch, dass auch Bus-Subunternehmer zu wenig Personal haben. Von 165 an Fremdfirmen vergebene Arbeitstage wurden zuletzt nur 135 erfüllt. Eine Folge: Die Rheinbahn muss mehr Ersatzverkehre für Baustellen mit der eigenen Mannschaft schultern. Dazu kommt ein hoher Krankenstand, der sich im Fahrdienst zwischen elf und zwölf Prozent bewegt. Arbeitsdirektor Klar verweist darauf, dass Verkehrsunternehmen im ganzen Land mit Bewerbermangel zu kämpfen haben.

Der Betriebsrat kritisiert die Entlohnung. „Die Fahrer müssen besser bezahlt werden“, sagt Heiko Goebel, Landesvorsitzender der Nahverkehrsgewerkschaft. Wer als Fahrer starte, erhalte 2400 Euro brutto. Altfahrer kommen auf 1000 Euro mehr, das lässt sich für Neulinge nicht mehr erreichen. Der Grund ist, dass Einsteiger niedriger als früher eingestuft werden. „Es ist ein Skandal, wenn man mit so einer verantwortungsvollen Arbeit nicht mehr auskommt.“

Für die Rheinbahn kommen die Probleme zur Unzeit: Das Unternehmen will derzeit seine Fahrgastzahlen erheblich steigern.

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