Nahverkehr in Düsseldorf Rheinbahn verliert Stammkunden

Düsseldorf · Der Finanzausschuss des Düsseldorfer Nahverkehrsbetreibers Rheinbahn musste sich gestern mit unerfreulichen Zahlen beschäftigen: Erstmals seit Jahren stagniert die Zahl der Fahrgäste, bei den Jahreskarten sinkt der Verkauf um 3,5 Prozent.

 Testbahn im Tunnel der Wehrhahn-Linie in Düsseldorf

Testbahn im Tunnel der Wehrhahn-Linie in Düsseldorf

Foto: Stadt Düsseldorf

Dass Düsseldorf an Einwohnern wächst, kann die Rheinbahn nicht in Kundenzuwächse umwandeln. Nachdem der Vorstand des Nahverkehrsunternehmens in den vergangenen Jahren stets ein Plus bei den insgesamt transportierten Fahrgäste melden konnte, wird er am Ende dieses Jahres nur ein stabiles Ergebnis präsentieren. Rund 220 Millionen Fahrten werden 2015 wie 2014 abgewickelt. Im Abonnenten-Bereich gibt es sogar erneut Verluste, die Rheinbahn wird voraussichtlich rund 3,5 Prozent weniger Jahreskarten absetzen. Diese Werte hat das Unternehmen gestern nach der Sitzung des Finanzausschusses auf Anfrage bestätigt.

Die Rheinbahn stellt auf neun Zügen ab sofort die Stationen der Wehrhahn-Linie vor, hier: Graf-Adolf-Platz.

Die Rheinbahn stellt auf neun Zügen ab sofort die Stationen der Wehrhahn-Linie vor, hier: Graf-Adolf-Platz.

Foto: Rheinbahn

Den Angaben von Sitzungsteilnehmern zufolge lagen die Einnahmen in den ersten drei Quartalen dieses Jahres zwar 1,5 Millionen Euro unter Plan, das letzte Quartal des Jahres ist jedoch traditionell stark - unter anderem wegen des Semesterbeginns und zusätzlichen Studententickets (die wegen der Preissteigerung dieses Jahr auch mehr Umsatz bescheren). Das Minus und damit der Zuschussbedarf soll von 48 auf 54 Millionen Euro im laufenden Jahr sowie auf 62 Millionen Euro 2016 steigen. Der städtische Zuschuss soll sich im kommenden Jahr von bisher geplanten 45 Millionen Euro auf rund 50 Millionen Euro erhöhen. Die Verschuldung soll von etwa 400 Millionen auf 470 Millionen Euro im kommenden Jahr steigen.

Dies ist vor allem auf Investitionen in neue Fahrzeuge zurückzuführen (rund 140 Millionen Euro), allein vier sind zusätzlich nötig wegen der von der Ampel-Mehrheit durchgesetzten Gabelung der Linie U71, die einen Mehraufwand an Fahrzeugen, Wartung und Personal zur Folge hat. Positiv bleibt, dass der Kostendeckungsgrad der Rheinbahn mit 80 Prozent noch relativ hoch liegt. Zum Vergleich: Beim Verkehrsbund Rhein-Ruhr, dem auch die Rheinbahn angehört, liegt er im Schnitt bei etwa mehr als 50 Prozent.

Die Ursachen für Stagnation beziehungsweise Rückgang sieht die Rheinbahn in einer veränderten Nachfrage. So seien zahlreiche bisherige Abonnenten nun Käufer des Sozialtickets. Zudem würden parallel zu den unerfreulichen Werten auch zwei Anstiege registriert: bei den Einzel- und den Handytickets. Wahlfreiheit gewinne an Bedeutung, heißt es aus dem Unternehmen. Die Kunden würden sowohl beim Kauf des Tickets als auch der Wahl des Verkehrsmittels stärker im Einzelfall entschieden, im Zweifel entsprechend der meteorologischen Bedingungen.

Die Rheinbahn bleibt trotzdem optimistisch. Für 2016 kalkuliert das Unternehmen 223,8 Millionen Fahrten - weil dann die neuen U-Bahnen unterwegs sind und auch auf einigen oberirdischen Strecken die Fahrtzeiten dank Vorfahrt für die Züge verkürzt werden. Eben diese Vorzüge des neuen Netzes preist die Rheinbahn ab sofort auf neun neu beklebten "Silberpfeilen" an.

(RP)
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