Düsseldorf Retter üben Rettung im U-Bahn-Tunnel

Düsseldorf · Feuerwehr und Rheinbahn üben, wie man Verletzte bergen kann, die unter eine Bahn geraten sind.

Im U-Bahn-Tunnel geht es um Menschenrettung. Der Dummy, der diese Person in der Übung darstellt, liegt eingeklemmt unter dem Frontteil der Rheinbahn.

Im U-Bahn-Tunnel geht es um Menschenrettung. Der Dummy, der diese Person in der Übung darstellt, liegt eingeklemmt unter dem Frontteil der Rheinbahn.

Foto: Stadt Düsseldorf/M. Gstettenbauer

U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee. Eine Bahn der Wehrhahnlinie fährt ein, der Fahrer will bremsen - doch es ist zu spät. Unter dem Wagen wird ein Mann eingeklemmt. Wenige Momente nach dem Unfall landet der Notruf des Fahrers über die Rheinbahn-Leitstelle bei der Feuerwehr. Von da an zählt jede Sekunde.

Weil solche Unfälle gar nicht so selten vorkommen üben Feuerwehr und Rheinbahn regelmäßig Rettungseinsätze, derzeit in mehreren Nächten - immer nach Betriebsschluss - im U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee.

Vom Notruf bis zur Befreiung des eingeklemmten Mannes wird jeder Schritt simuliert, auch die Anfahrt der Rettungskräfte. Acht Fahrzeuge mit rund 30 Rettungsassistenten begeben sich zum U-Bahnhof. Oberirdisch wird sofort vorbereitet, was unten zur Befreiung gebraucht werden kann, etwa der Wagenheber oder das Erdungskabel für die Stromleitungen.

Diese Zeit nutzt Einsatzleiter Thomas Hußmann, um sich am Bahnsteig einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Dabei schaut er, wie viele Personen betroffen sind und an welcher Stelle des Wagens sie eingeklemmt sind. Bei der Übung liegt der Verletzte - eine lebensgroße Puppe - im vorderen Teil der U-Bahn. Hußmann gibt den übrigen Feuerwehrmännern entsprechende Anweisungen. Die kennen die Abläufe aus dem Effeff, routiniert erledigen sie alle nötigen Handgriffe. Hußmann zieht sich aus dem direkten Geschehen ein wenig zurück. Seine Arbeit ist damit trotzdem noch lange nicht getan. Zum einen behält der den Einsatz im Überblick, zum anderen beobachtet er das Umfeld: "Ich schaue nach dem Fahrer der Bahn oder nach Passanten, die das Unglück beobachtet haben", berichtet er. Denn je nach Schwere des Unfalls benötigen die Unfallzeugen psychologische Hilfe.

Für die Einsatzkräfte an der U-Bahn geht es parallel um die Befreiung des Opfers. Benedikt Friedhoff, Teil des sogenannten Angriffstrupps, überprüft zunächst, ob der Eingeklemmte ansprechbar ist und welche Verletzungen er hat. Erst nach Eintreffen der Notfallsanitäter kümmert er sich um die Bahn. Bei 38 Tonnen Gesamtgewicht immerhin noch 7,5 Tonnen am vorderen Zugteil keine leichte Aufgabe. Zumal es auch schon viel Kraft kostet, die schweren Geräte nach unten an den Bahnsteig zu tragen.

Für der Befreiung wird ein Teil der Karosserie entfernt, um dann mit einem hydraulischen Wagenheber die Bahn anheben zu können. Oft reichen schon wenige Zentimeter, um die verletzte Person unter dem Fahrzeug hervorzuziehen. Die konzentrierte Ruhe der Einsatzkräfte kommt nicht von ungefähr, sagt Friedhoff: "Wir gehen schon auf dem Weg zum Einsatzort alle Schritte im Kopf durch."

Einsatzleiter Thomas Hußmann zeigt sich am Ende mit seinen Kollegen zufrieden: "Sie liegen sehr gut in der Zeit", sagt er. Das ist wichtig, denn unter den Wachen, die nacheinander die Übung absolvieren, gibt es da schon einen kleinen Wettstreit. Es ist aber auch für die Betroffenen gut zu wissen, dass bei einem solchen Unfall zwischen Notruf und Befreiung des Opfers im Durchschnitt höchstens 15 bis 20 Minuten vergehen.

(RP)
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