Strafe für unzuverlässige Gäste Dieses Düsseldorfer Restaurant führt eine „No-Show-Gebühr“ ein

Düsseldorf · Ein Restaurant in Düsseldorf-Flingern führt für Gäste, die reservieren und dann nicht erscheinen oder zu spät absagen, eine Strafzahlung ein. Auch andere Restaurants nehmen diese sogenannten „No-Show-Gebühren“ – vor allem wegen Geschäftsleuten.

Alexandre und Sarah Bourgueil sind die Inhaber des „Bistro Fatal“. 

Alexandre und Sarah Bourgueil sind die Inhaber des „Bistro Fatal“. 

Foto: Holger Lodahl

An einem Abend vor zwei Wochen hatten sich Sarah Bourgueil und ihr Mann Alexandre darauf vorbereitet, im „Bistro Fatal“ eine Zehner-Gruppe zu empfangen. Es waren Geschäftsleute, eine Assistentin hatte den großen Tisch reserviert – um ihn dann ganz kurzfristig wieder zu stornieren. Ohne Angaben von Gründen. Ohne Entschuldigung. Ohne Folgen. „Da haben wir gesagt: Es reicht, jetzt muss mal etwas passieren“, sagt Sarah Bourgueil.

Dass ein großer Teil des abendlichen Umsatzes einfach so wegbricht, wollte die Leiterin des Restaurants nicht noch mal riskieren. Deshalb hat sie eine neue Strafgebühr eingeführt: Wer einen Tisch ab vier Personen weniger als 24 Stunden vorher absagt oder gar nicht erscheint, muss 50 Euro zahlen. Pro Person. Einzige Ausnahme ist, wenn der Tisch noch anderweitig vergeben werden kann.

„Es tut mir schrecklich leid für unsere Stammgäste, aber wir müssen uns absichern“, sagt die 35-Jährige am Telefon. Schon seit einem Jahr überlege sie mit ihrem Mann, unzuverlässige Gäste zu sanktionieren. „Bisher haben wir den Schritt aber nicht gewagt.“

Doch weil die Zahl der kurzfristigen Absagen gerade zu Messezeiten zunehme, sehe man keine andere Lösung, um den Umsatzverlust abzufangen. Schließlich habe das Restaurant nur 39 Plätze, da entfalle bei der Absage eines großen Tisches wie vor zwei Wochen mal eben ein Viertel der Einnahmen.

Bourgueil und ihr Mann sehen den Trend, dass vor allem Geschäftsleute in mehreren Restaurants gleichzeitig Tische bestellen, um sich je nach Appetit erst am Tag der Reservierung zu entscheiden. In drei Wochen lockt die Messe Prowein viele internationale Gäste nach Düsseldorf, da befürchtete die Gastronomin das gleiche Prinzip. „Mit unserem neuen System fühle ich mich einfach sicherer.“

Wer im „Bistro Fatal“ online reserviert, muss ab sofort seine Kreditkartendaten hinterlegen – und bestätigen, dass eventuell eine „No-Show-Gebühr“ abgebucht wird. In europäischen Großstädten oder in den USA sei das schon lange üblich.

In Düsseldorf dagegen arbeiten bisher nur wenige Sterne-Restaurants mit solch einer Strafgebühr. „Wir nehmen schon seit zwei Jahren 75 Euro pro Person und werden demnächst auf 99 Euro gehen“, sagt Volker Drkosch, Chef des Restaurants „Dr. Kosch“. Der Preis richte sich nach den Kosten für ein Vier-Gänge-Menü.

Er habe durch die Einführung keine Gäste verloren. Stattdessen seien die Leute kreativer geworden: Wenn der Babysitter kurzfristig krank werde, werde der Tisch eben nicht abgesagt, sondern die Oma angerufen.

Auch die Rückmeldung der Gäste des „Bistro Fatal“ ist bisher positiv. Auf den sozialen Netzwerken Instagram und Facebook gibt es unter dem Beitrag zur Einführung der Strafgebühr Kommentare wie „genau richtig“, „verständlich“ oder „volle Unterstützung, die Gastro muss mehr Wertschätzung erfahren“.

Genau darum gehe es ihr auch, sagt Sarah Bourgueil: Manchen Gästen fehle das Verständnis dafür, was eine spontane Absage wirtschaftlich bedeute. „Wir bekommen einen Tisch ja auch nicht mal eben so vergeben, weil wir kaum Laufkundschaft haben.“ Und im Theater oder beim Friseur müsse sie schließlich auch zahlen, wenn sie ihre Buchung oder ihren Termin nicht wahrnehme.

Neben den vielen positiven Rückmeldungen gab es auch vereinzelte Kritik. Solch eine Bestrafung schrecke ab, schrieb jemand. Ein anderer will nicht seine Kreditkarte hinterlegen. „Die können dann ausnahmsweise telefonisch reservieren“, sagt Bourgueil.

Sie geht davon aus, dass andere Restaurants ihrem Beispiel folgen werden. Und wer weiß: Vielleicht sei das Bewusstsein für den Wert eines reservierten Restaurant-Tisches irgendwann so groß, dass man die Strafgebühr abschaffen könne.

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