Düsseldorfer Altstadt Kult-Kneipe „Em Pöötzke“ macht dicht

Düsseldorf · Das Kult-Lokal „Em Pöötzke“ in der Altstadt steht vor dem Aus. Wirt Peter van der Heusen wird den Mietvertrag nicht verlängern. Die Entscheidung habe schon vor der Corona-Pandemie festgestanden, sagt er.

 Das „Em Pöötzke“ in der Mertensgasse. (Archiv)

Das „Em Pöötzke“ in der Mertensgasse. (Archiv)

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Das Jahr 2020 sollte für Peter van der Heusen noch einmal so richtig erfolgreich werden. In Düsseldorf sollten mehrere großen Messen stattfinden – und deren internationale Messebesucher sind immer gern gekommen ins Em Pöötzke an der Mertensgasse.

Der Ruf der wohl ältesten Jazz-Kneipe Deutschlands ging nämlich weit über die Landesgrenzen, Besucher von weit her fanden es immer urig in der Kneipe mit der kleinen Bühne, auf der Musiker bis zu sechsmal pro Woche live spielten.

Durch die Corona-Krise sind die Messen abgesagt. Es ist schwierig geworden, das Em Pöötzke so zu betreiben, dass Gäste und Musiker sich wohlfühlen und die Kasse stimmt. „Wir haben 60 Prozent Einbußen bei gleichbleibenden Kosten“, sagt Peter van der Heusen, der vor fünf Jahren die Kneipe als Pächter übernommen hat.

 Peter van der Heusen hatte für fünf Jahre das Em Pöötzke gepachtet. Der Quereinsteiger in der Gastronomie wird seinen Mietvertrag nicht verlängern, würden seinen Nachfolger aber als musikalischer Berater untertützen.

Peter van der Heusen hatte für fünf Jahre das Em Pöötzke gepachtet. Der Quereinsteiger in der Gastronomie wird seinen Mietvertrag nicht verlängern, würden seinen Nachfolger aber als musikalischer Berater untertützen.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Im September läuft der Vertrag aus, van der Heusen hat nicht verlängert. Diese Entscheidung stand schon im Januar fest, betont er – also zu einem Zeitpunkt, an dem die Corona-Krise in Deutschland noch nicht als Gefahr wahrgenommen wurde.

Vor dem Lockdown war das Em Pöötzke an sechs Abenden pro Woche geöffnet, stets spielten Musiker live ihre Songs. „Die Gäste sind ausschließlich wegen der Konzerte gekommen“, sagt der Noch-Pächter, der den Musikern stets eine kleine Gage zahlte, aber von den Gästen keinen Eintritt nahm. „Wir arbeiteten immer schon an der Grenze zum Wirtschaftlichen.“

Gewinn muss im Em Pöötzke durch den Verkauf von Getränken gemacht werden – und dieses Konzept stand immer etwas auf der Kippe. „Ich bin Musiker, kein Gastronom“, gibt Peter van der Heusen offen zu. Als Quereinsteiger habe er anfangs ordentlich Lehrgeld bezahlt, sagt der 52-Jährige, der als Musiker unter dem Namen „Mr. Saxopeter“ bekannt ist.

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Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Dass die Einnahmen nicht zufriedenstellend waren, könne aber nicht an zu wenigen Besuchern gelegen haben. „Vor Corona war das Em Pöötzke meist sehr gut besucht“, sagt Anne Ilge-Gerresheim, Besitzerin des Hauses vom Em Pöötzke. Ihr Pächter habe das Potenzial nicht genutzt, findet sie. Er habe mehr Getränke verkaufen können, wenn er einen professionellen Gastronomen an seiner Seite gehabt hätte. „Einen echten Köbes zum Beispiel.“

Grundsätzlich findet auch Peter van der Heusen so ein Zwei-Mann-Konzept gut. „Ich würde gern dem Em Pöötzke treu bleiben als musikalischer Berater“, sagt er. Seine Kontakte zur Branche sind gut. Er hat bekannte Musiker an die Mertensgasse geholt. Ufo Walter zum Beispiel ebenso wie Felix Janosa haben für Begeisterung gesorgt und auch bei Auftritten der Band Superjazz oder der Sängerin Kati Ford war der Schankraum voller Gäste.

„Peter van der Heusen hat das Em Pöötzke musikalisch gesehen weit nach vorn gebracht“, sagt auch Anne Ilge-Gerresheim anerkennend. Sie hat nun das Problem, einen Nachfolger für van der Heusen zu finden. Früher, so sagt sie, gab es stets viele Interessenten, oft haben auch die Brauereien wertvolle Tipps gegeben. Durch Corona ist das nun anders. In der Gastronomie herrscht Vorsicht.

Im August und im September wird das Em Pöötzke noch mittwochs bis samstags ab 20 Uhr geöffnet haben, wie immer mit Live-Musik. Dann wird wohl erst einmal Ruhe einkehren an Theke, Bühne und Tischen, die zusammen das Em Pöötzke so urig aussehen lassen wie seit Jahrzehnten.

„Em Pöötzke“ ist Düsseldorfer Mundart und bedeutet „Pforte“. Lange geschlossen bleiben darf das Em Pöötzke aber nicht, das würde den Bestandsschutz gefährden. „Der gediegene Charme muss bleiben, wie er ist“, sagt auch Peter van der Heusen.

Info Em Pöötzke, Mertensgasse 6, mittwochs bis samstags, 20 bis 2 Uhr, Telefon: 0211 326973, www.em-poetzke-jazz.de

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