Restaurant in Düsseldorf-Derendorf Staudi’s - absolute Spitze

Düsseldorf · Die Überraschung des Jahres: Im schmucken kleinen Jugendstil-Bistro Staudi’s ist jetzt moderne deutsche Küche angesagt. Was Sebastian Staudinger aus Matjes und Saibling, Forellen und Frikadellen sowie Metzgerstücken zaubert, ist durchaus fit for Fine-Dining.

 Küchenchef Sebastian Staudinger. Das Servieren übernimmt Magda.

Küchenchef Sebastian Staudinger. Das Servieren übernimmt Magda.

Foto: RP

Das Wichtigste vorab: Es gab in der Testrunde 2020 nur ein weiteres Restaurant, in dem wir so gut neu interpretierte deutsche Küche gegessen haben – das Byliny. Und unter den Neuen ist das im Mai 2020 eröffnete Staudi’s mit Abstand unsere Nummer eins.

Laut Tagespresse soll Inhaber und Küchenchef Sebastian Staudinger seine Kochkunst in nur fünf Monaten in Australien erlernt haben. Wenn man in Down Under tatsächlich so gut kocht, dann müssen wir da unbedingt mal hin. Es muss aber auch gesagt werden, dass Staudi – so sein Spitzname – einen Koch an seiner Seite hat. Gianluca Villari trägt sicher sein Schärflein zu den hier servierten Köstlichkeiten bei. Das Servieren übernimmt Magda, die angenehm fürsorglich ist.

Über das charmante Lokal muss man nicht mehr viel sagen: Die ehemalige Metzgerei mit zig echten erhaltenen Jugendstil- Elementen – Decke, Türen, sogar Heizkörper – beherbergte immer wieder französische Bistros. Nun ist es ein neudeutsches, das hoffentlich bleibt.

Angefangen hat das Gaumenfest mit einem Glas Cuvée Katharina vom Sekthaus Raumland (11 Euro), die wir schon beim Weinhändler gekauft, aber bislang nicht in einem Düsseldorfer Restaurant getrunken haben. Warum eigentlich nicht? Dieser Brut natur ist schlichtweg eine trocken-prickelnde Wucht.

Weiter geht’s mit einem feinen Küchengruß: Sommerquark nennen sie das, er schmeckt wie ein leichter Obatzter. Wie alles hier hübsch bis Sternerestauranttauglich angerichtet, ist er getoppt von einer samt Grün dünn geschnittenen Radieschenscheibe und umgeben von herzhaften Krümeln aus Sonnenblumenkernmehl. Der Gruß steht für das, was sie hier perfekt beherrschen: aus Einfachem etwas Raffiniertes zaubern.

Unsere Vorspeisen: drei auf den Punkt gebratene Jakobsmuscheln – innen noch ein ganz kleines bisschen glasig, außen mit dezent brauner Butterbratkruste – auf von einer von Sauerampfer geprägten und damit herrlich säuerlichen grünen Sauce (16 Euro). „Matjes nach Staudi’s Art“ ist ein nicht gerade kleines Filet, von roten Zwiebelringen, Pumpernickelkrumen und Koriander getoppt und auf Rote-Bete-Püree gebettet – so fein herausgeputzt haben wir Matjes selten gesehen, so lecker war er längst nicht immer.

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Sommerlich-leicht: die Variation von der Tomate mit Knollensellerie (9 Euro). Kleine ganze und geschälte Tomaten und getrocknete Scheiben größerer Exemplare sind samt Brotscheiben auf einem tiefen Teller platziert, klares „Tomatenwasser“ – so nennt Magda die Essenz – wird zugegossen. Dazu gibt es eine Nocke von wunderbar leichtem und kühlem Selleriepüree.

Unsere Hauptgänge: Zwei großzügig bemessene Stücke sanft gegarter Saiblingsfilets ruhen auf einem knackigen Wirsingkissen. Dazu gibt’s als erdigen Kontrast Pfifferlinge und ein schaumiges Sößchen – fein (24 Euro). Statt Rinderfilet grillen sie hier zwei Tranchen vom Metzgerstück bis zur rosigen Vollendung, schnüren dazu ein Bündelchen von wildem Brokkoli, streuen Mandeln darüber und reichen separat einen Röstkartoffelsalat, dessen Dressing dezent mit Zitrusfruchtaromen versehen ist – boah (29 Euro). Allein für diesen Kartoffelsalat würden wir jederzeit wieder herkommen.

Das gabelzart- mürbe gegarte Stück aus der Vogelsberger Lammkeule ruht auf diesmal warmem Knollensellerie-Püree, beides zusammen auf einer Jus, die mit reichlich Senfsaat aromatisiert ist – grandios! Die begleitenden knackigen, von Speckkrümelchen bedeckten grünen Bohnen gibt’s im Extra- Schälchen (23 Euro). Trotz großzügiger Portionen zählt hier Klasse statt Masse: nur jeweils fünf Vor- und Hauptgerichte und drei Desserts – die wir nicht mehr schaffen – werden geboten.

Gleiches gilt für die Weinkarte: Wir zählen sechs Weiße, drei Rosés und fünf Rote ausschließlich deutscher und österreichischer Provenienz, die bis auf einen glasund flaschenweise zu haben sind (Glas 5-9,30, Flasche 24-69 Euro). Aber die haben es in sich: Tropfen wie den herrlich mineralischen 2015er Schiefer-Riesling von Nik Weis, den mega hellen trockenen Zweigelt-Rosé Liss von Hans Hagmann und nicht zuletzt den 2016er Pinot noir Asselheim von Gaul, der auch Spätburgunder- Verächter zu überzeugen vermag, bekommt man nirgendwo sonst in so lässig-entspannter Atmosphäre kredenzt. Und eine so feine und kreative deutsche Küche auch nicht.

PS: Es gibt außerdem ein Bauernbrett mit regionalen Wurst- und Käsespezialitäten und eine preiswerte Mittagskarte.

Derendorf, Münsterstr. 115, Fon 15 87 50 65

di-fr 12-15 & 18-23, sa 18-23 Uhr, so & mo geschlossen

Dieser Inhalt stammt aus dem Magazin “Düsseldorf geht aus 2021”, das bereits 2020 erschienen ist. Das ganze Magazin können Sie im RP Shop bestellen.

(mv )
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