Doppelmord in Flingern Rentnerpaar tot im Bett gefunden

Düsseldorf · Die Kripo geht von einem Tötungsdelikt aus. Denn die 91-jährige Frau und ihr 86 Jahre alter Lebensgefährte hatten Verletzungen, die sie sich kaum selbst zugefügt haben können. Das hat eine Obduktion ergeben. Ob das in ärmlichen Verhältnissen lebende Paar bestohlen wurde, ist unklar.

 In diesem Haus starben zwei Rentner.

In diesem Haus starben zwei Rentner.

Foto: Busskamp

Es ist eine traurige Geschichte, deren lose Enden die Mordkommission Kettwig seit Dienstag zu verknüpfen versucht. Dabei wissen die Ermittler nicht einmal, wann sie begonnen hat. Als man Johanna Hoppe und ihren Lebensgefährten tot in ihren Betten fand, waren beide seit mehreren Wochen tot.

Johanna Hoppe ist 91 Jahre alt geworden. Die gebürtige Freiburgerin war geschieden, hatte kaum Kontakt zu ihrem einzigen Kind. Sie hatte den Sohn einst zur Adoption freigegeben, und als er sie vor einigen Jahren suchte, ist die Verbindung über Weihnachts- und Geburtstagskarten nicht hinausgekommen. Mit dem fünf Jahre jüngeren Nikolaos Hatzikostas lebte die gelernte Schneiderin schon lange zusammen, 1998 war das Paar von der Nordstraße in die Hochparterrewohnung an der Kettwiger Straße gezogen, wo die Feuerwehr am Samstag ihre Leichen entdeckte. Auch Hatzikostas, der früher eine Änderungsschneiderei betrieben hatte, hat keinen intensiven Kontakt zu seinen Kindern und Enkeln gepflegt, die in Griechenland leben.

Viel mehr weiß die Mordkommission nicht, die Wolfgang Siegmund leitet, seit am Dienstag bei der Obduktion der Toten festgestellt wurde, dass sie sich ihre schweren Verletzungen unmöglich selbst oder gegenseitig zugefügt haben. "Die beiden scheinen kein soziales Umfeld gehabt zu haben", so Siegmund, der seine Befragungen der Nachbarschaft nicht einmal mit Fotos untermauern kann: Das letzte Foto von Johanna Hoppe ist mindestens 20 Jahre alt. Die 1,58 Meter kleine, ausgemergelte Frau mit dem schlohweißen Haar, die nie ohne ihren blauen Rollator das Haus verließ, sei darauf "nicht wiederzuerkennen".

Im vergangenen Jahr war Nikolaos Hatzikostas, dessen Rufname wohl Niko war, im EVK wegen eines Oberschenkelhalsbruches behandelt worden. Seither hatte er die Wohnung kaum noch verlassen. Einkäufe und Haushalt erledigte seine Lebensgefährtin allein. Ab und zu kam der Hausarzt vorbei — zuletzt am 26. Juli, dem bislang letzten bekannten Tag, an dem beide Senioren lebend gesehen wurden.

Erst, als am Samstag ein unangenehmer Geruch im Treppenhaus des Mietshauses immer stärker wurde, war Nachbarn aufgefallen, dass sie die alten Leute lange nicht gesehen hatten. Sie alarmierten die Polizei, die mit der Feuerwehr die Wohnung öffnete. "Der Schlüssel steckte von innen im Schloss, die beiden Rentner lagen in ihren Betten als schliefen sie. Nichts deutete auf einen Kampf hin", so Wolfgang Siegmund.

Erst bei der Obduktion wurden starke Quetschungen des Brustkorbs bei Johanna Hoppe und Nikolaos Hatzikostas entdeckt, die nicht von einem Unfall herrühren können. Ob die Verletzungen tödlich waren, ist aufgrund des Zustands der Leichen nicht mehr feststellbar. Die Ermittlungen, auch der Rechtsmediziner, dauern an. Die Mordkommission will vor allem wissen, wer die Senioren seit dem 26. Juli gesehen hat und wer Kontakt zu dem Paar hatte.

Mordkommission Kettwig: 0211-8700

(RP)
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