Enkeltrick in Düsseldorf Rentnerin trickst Betrüger aus

Düsseldorf · Die Frau am Telefon sagte, sie sei ihre Enkelin, schwer krank und in finanzieller Not. Annemarie H. durchschaute den Enkeltrick sofort, alarmierte die Polizei. Der Fahrer der Trickbetrüger musste sich jetzt vor Gericht verantworten.

Schutz vor Trickbetrügern an der Wohnungstür
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Foto: Franz-Heinrich Busch

Mit wachem Verstand und kühlem Kopf hat eine 76-jährige Seniorin im Juli 2009 einen Betrugsversuch vereitelt. Telefonisch war die Rentnerin damals von einer Frau, die sich als ihre Enkelin ausgab, um eine Sofortzahlung von 7000 Euro in bar gebeten worden. Ein Bote sei unterwegs, um das Geld abzuholen. Doch die Rentnerin ließ sich nicht hinters Licht führen, ging zum Schein auf den Trick ein, alarmierte aber zugleich die Polizei, die zumindest einen der Betrüger festnehmen konnte. Montag akzeptierte der 52-Jährige 900 Euro als Strafe.

"Mir war gleich klar, dass etwas nicht stimmte", winkte Annemarie H. am Rand der Verhandlung ab. "Meine Enkelin würde nicht mal wegen hundert Euro zu mir kommen! Und ich hatte schon im Fernsehen vom Enkeltrick gehört. Aber man rechnet doch nicht wirklich damit, dass einem das selbst passiert." Doch als eine Frau im Juli 2009 dann "zehn bis zwölf Mal innerhalb weniger Stunden" bei ihr anrief, sich als ihre Enkelin ausgab, von einer schweren Krankheit redete, für deren Heilung sie viel Geld brauche - da blieb Annemarie H. beherrscht. Sie gab vor, das Geld besorgen zu wollen. Dann aber rief sie die Polizei, die so wenigstens den Fahrer der Betrüger fassen konnte. Vom Amtsgericht zu 900 Euro Strafe verurteilt, legte der Mann aber Berufung ein und zog vors Landgericht.

Gericht lobte die Seniorin

Er habe, gab er an, damals doch nur (ähnlich wie ein Taxifahrer) eine "Fahrtätigkeit nach Anweisung der Insassen" durchgeführt, indem er zwei ihm Unbekannte von Krefeld nach Neuss chauffierte. Auch sei er schwerhörig: "Worum es ging, weiß ich nicht, es hat mich nicht interessiert". Doch weil der Mann wegen Betruges vorbestraft ist und seine damaligen angeblichen Fahrgäste wohl auch "aus seinem Kulturkreis stammen", riet das Gericht ihm zur Annahme der bereits verhängten Strafe. Dieser Empfehlung ist er am Montag gefolgt.

Das Gericht lobte ausdrücklich die clevere Seniorin: "Sie hat sich vernünftigerweise direkt an die Polizei gewendet - und so sollte man es machen bei jedem Anruf, der einem seltsam vorkommt. Das ist genau das richtige Verhalten, damit man selbst nicht in Gefahr kommt."

Seit rund zehn Jahren sind Betrüger mit der Enkeltrick-Masche in Deutschland unterwegs. Ihre Drahtzieher sitzen meist im Ausland. Ihre Identität ist denen, die aus billigen Pensionszimmern stundenlang telefonieren, nicht einmal bekannt. Diese Männer und Frauen haben nur den Auftrag: Senioren anzurufen und ihnen vorzugaukeln, man sei ein Verwandter in Not. Seit viele Geldinstitute ihre Mitarbeiter darauf geschult haben, misstrauisch zu werden, wenn betagte Kunden plötzlich ihre Konten auflösen, haben auch die Betrüger nachgelegt: Sie setzen ihre Opfer unter Druck, warnen davor, Bankangestellten eine Erklärung für die Abhebung zu geben. Abgeholt wird das Geld von einem weiteren Täter, der wiederum keinen persönlichen Kontakt zu den anderen Komplizen hat. Deshalb ist die Aufklärungsquote beim Enkeltrick so gering.

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