Düsseldorf Rennen um CDU-Spitze bleibt spannend

Düsseldorf · In einer Woche entscheiden die Delegierten, wer beim CDU-Kreisvorsitz Klaus-Heiner Lehne nachfolgt. Mit dem Partei-Vize Peter Preuß (60) und dem Bundestagsabgeordneten Thomas Jarzombek (40) treten zwei unterschiedliche Charaktere an. Eine Analyse.

 Thomas Jarzombek (40) ist IT-Unternehmer und Mitglied des Bundestags.

Thomas Jarzombek (40) ist IT-Unternehmer und Mitglied des Bundestags.

Foto: Bretz, Andreas

Es ist ein Heimspiel für Thomas Jarzombek, als er sich mit seinem Mitbewerber um das Amt des Parteivorsitzenden, Peter Preuß, im Hinterzimmer der Gerresheimer Gaststätte "Jägerhof" der CDU-Basis im Stadtbezirk 7 präsentiert: Jarzombek stammt aus dem Bezirk, hat hier seinen Bundestagswahlkreis, schaltet sich oft ein, wenn sich in diesem Teil Düsseldorfs Unmut ballt. Sei es Streit um Sportlärm, drohende Privatisierung des Aaper Waldes oder die Zukunft der Bundeswehrkaserne — Jarzombek weiß sich geschickt zu positionieren. Und so sitzen unter den 55 Christdemokraten, die der Einladung von Rolf Buschhausen, dem Stadtbezirksvorsitzenden, gefolgt sind, viele Jarzombek-Fans.

Preuß, Landtagsabgeordneter, Rechtsanwalt und seit acht Jahren Vize-Chef der Düsseldorfer CDU, hat es nicht leicht in dieser Runde. Doch er schlägt sich gut. Ob er die Delegierten, von denen einige dabei sind, überzeugt hat, am 31. Januar für ihn zu stimmen, steht auf einem anderen Blatt. Denn an diesem Abend wird deutlich, was die Basis sich wünscht: mehr Beteiligung an den Entscheidungen der Partei, mehr Diskussion und Information. Zu viel sei in den vergangenen Jahren in kleinen Zirkeln, im geschäftsführenden Vorstand entschieden und von der Masse der Mitglieder nur noch abgenickt worden.

 Peter Preuß (60) ist Rechtsanwalt und Landtagsabgeordneter.

Peter Preuß (60) ist Rechtsanwalt und Landtagsabgeordneter.

Foto: Bretz, Andreas

Beide Kandidaten versichern, das ändern zu wollen. Das ist eine Steilvorlage für Jarzombek: Der 40-Jährige präsentiert sich als Mann des Aufbruchs, der die Jugend zu binden vermag. Preuß (60) betont Kontinuität, bessere Präsenz durch seine Abgeordnetentätigkeit in Düsseldorf, und auch, christliche Werte zu leben. Für manchen in diesem Kreis ist er jedoch Teil des kritisierten Führungszirkels.

Solche Töne waren in den elf Jahren, die Klaus-Heiner Lehne die Düsseldorfer CDU führte, selten und meist hinter vorgehaltener Hand zu hören. Während die SPD sich in Grabenkämpfen verlor, herrschte bei der CDU Disziplin und Diskussionslosigkeit. Was manchmal ebenso befremdlich wirkte. Auch der Umgang der beiden Kampfkandidaten ist nach außen kaum kämpferisch. Man wolle, so versichern beide, als Team zusammenarbeiten, egal, wer in einer Woche beim Delegierten-Parteitag zum neuen Parteichef gekürt wird. Der Wechsel an der Spitze wird nötig, weil Lehne zum Europäischen Rechnungshof wechselt. Die Position des Kontrolleurs erfordert Unparteilichkeit — der Parteivorsitz ist damit ebenso unvereinbar wie das Mandat im Europa-Parlament.

Nun hat die CDU wirklich die Wahl, denn mit Preuß und Jarzombek treten zwei völlig unterschiedliche Charaktere an: Hier der 60-jährige Familienvater (drei Kinder, zwei Enkel), der mit seiner Jugendliebe verheiratet ist und reichlich politische Erfahrung vorweisen kann. Dort der 40-Jährige IT-Experte mit eigener Firma, der auch schon seit 23 Jahren politisch aktiv ist — und in seiner politischen Karriere bislang kaum Widerstand gespürt hat. Dass Jarzombek geschieden und ohne Studienabschluss ist, spielt für manchen Konservativen sicherlich eine Rolle, hat aber in der CDU insgesamt nicht mehr viel Gewicht. Zumal Jarzombek als Kandidat der Jüngeren in der Partei gilt, bis heute gut vernetzt in der Jungen Union. Wie stehen die Chancen? Eine Wette würde derzeit kaum jemand abgeben. In beiden Lagern geht man von einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus — mit leichtem Vorteil für Jarzombek.

Die CDA, der Arbeitnehmerflügel der CDU, hat ein Votum für ihren Chef, Peter Preuß, abgegeben; jedoch gab es Enthaltungen von Jarzombek-Anhängern. Die Mittelstandsvereinigung, der Jarzombek angehört, verzichtet auf seinen Wunsch auf ein Votum (er will verdeutlichen, ein Parteichef für alle Gruppierungen zu sein), unterstützt ihn jedoch. Auch die Junge Union hat er auf seiner Seite. Die Frauen Union hat die Abstimmung freigegeben, im Vorstand gibt es laut der Vorsitzenden Sylvia Pantel (Bundestagskollegin von Jarzombek) eine Mehrheit für Preuß. Der Rechtsanwalt ist im Süden der Stadt stark, Jarzombek eher im Norden. Am Ende zählen Nuancen. Womöglich gibt das Verhältnis zu OB Elbers den Ausschlag.

Auch danach wird an diesem Abend in Gerresheim gefragt, ob Nähe oder kritische Distanz zwischen Parteichef und Rathaus-Chef besser sei. Preuß hebt seine lange Freundschaft zu Elbers hervor, für Geschlossenheit müsse die Chemie stimmen. Jarzombek verspricht Arbeitsteilung mit dem OB: "Mein Job ist Attacke."

(RP)
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