Düsseldorf Reisholzer Hafen soll nach 2017 starten

Düsseldorf · Bis Jahresende soll die Projektgesellschaft zum Ausbau des Reisholzer Hafens gegründet werden. Rathaus-Chef Dirk Elbers informierte sich gestern über den Planungsstand. Den Bürgern versprach er maximale Transparenz.

 Im Reisholzer Hafen (v. l.): Andreas Bruns (Henkel), OB Dirk Elbers, Rainer Schäfer (Neuss Düsseldorfer Häfen) und Nikolai Juchem (Industriekreis).

Im Reisholzer Hafen (v. l.): Andreas Bruns (Henkel), OB Dirk Elbers, Rainer Schäfer (Neuss Düsseldorfer Häfen) und Nikolai Juchem (Industriekreis).

Foto: B. Schaller

Er ist ein Infrastruktur-Projekt mit Langfrist-Perspektive: der Ausbau des Reisholzer Hafens. Auf seiner Sommertour sprach Oberbürgermeister Dirk Elbers gestern in der Nähe der Schwergut-Plattform mit denen, die das Projekt vorantreiben. "Bis zum Jahresende wollen wir die Projektgesellschaft gründen, die den Hafen entwickeln wird", sagt Rainer Schäfer, Geschäftsführer der Neuss-Düsseldorfer Häfen.

Laufe alles nach Plan, könne ab 2014 mit den bisherigen Eigentümern RWE, Shell und Air Liquide über den Verkauf ihrer Grundstücke verhandelt werden. "Danach beginnt die Umsetzungsphase, die auch eine Machbarkeitsstudie beinhaltet. Sie wird rund drei Jahre in Anspruch nehmen. Bei optimalen Abläufen könnte zwischen 2018 und 2020 ein Teil des neuen Areals in Betrieb gehen", meint Schäfer.

Wird aus den Visionen der Planer Wirklichkeit, wird der kleinste der drei Neuss-Düsseldorfer Häfen von derzeit rund 0,7 auf dann 56 Hektar Fläche wachsen. Statt bislang 500 000 Tonnen könnten dann mindestens 1,5 Millionen Tonnen umgeschlagen werden. "Dabei geht es weniger um die Menge als um die Wertigkeit der umgesetzten Güter", sagt Andreas Bruns, Werksleiter bei Henkel. Das Interesse der großen Unternehmen am Ausbau des Areals ist ungebrochen. "Wir brauchen die Kapazitäten und die direkte Anbindung an die Wasserstraße", betont Nikolai Juchem vom Industriekreis Düsseldorf.

Für die Vertreter der Industrie ist der Hafen eine unverzichtbare Lebensader. "Schon heute füllen Schiffe wichtige Rohstoffe wie Fette und Öle in die Tanks, die direkt mit dem BASF-Areal verbunden sind", nennt Bruns ein Beispiel. Bürgern, die weitreichende Eingriffe in die Natur oder zusätzliche Lastwagen mitsamt Lärmbelastung fürchten, sichert der Rathaus-Chef maximale Transparenz zu. "Das birgt die Gefahr des Zerredens, ist aber nach Stuttgart 21 die einzige Möglichkeit, bei solchen Projekten erfolgreich voranzugehen."

Die Gebiete Neusser Grind und Urdenbacher Kämpe, Naturschutzgebiete mit europäischer Bedeutung, liegen teilweise näher als 300 Meter am neuen Hafen. Daher ist für die Genehmigung eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig. Die Planer glauben, dass die Vergrößerung des Areals den Naturschutzgebieten nicht schaden wird. Tiere und Pflanzen hätten wegen des stärkeren Schiffsverkehrs kaum Nachteile. Auch blieben den Tieren Rückzugsgebiete auf dem Hafengelände selbst.

Das Potenzial des Reisholzer Hafens liegt nach Einschätzung seiner Befürworter insbesondere in seiner "Trimodalität" — also der Anbindung an Wasser, Straße und Schiene. Die Planer wollen einen Hafen mit modernsten technischen Standards, der Vorbildcharakter für Binnenhafenprojekte in ganz Europa haben soll. Das gelte gerade auch für die Umweltverträglichkeit, die durch den Einsatz vollelektrischer und emissionsfreier Hafentechnologien auf ein hohes Niveau angehoben werden soll.

Hinzu komme, dass die für den Hafenausbau in Betracht kommenden Flächen bereits heute als Industriegebiet ausgewiesen seien, "somit also keine Ausweitung des vorhandenen Industriegebiets notwendig ist", betont Schäfer.

"Berechnungen zur Entwicklung des Güterverkehrs zeigen, dass sich insbesondere der Güterumschlag der Häfen Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen nach Nordrhein-Westfalen in absehbarer Zeit verdreifachen wird. Davon kann Düsseldorf mit seiner zentralen Lage am Rhein und seiner hervorragenden Anbindung an das Straßen- und Schienennetz profitieren", sagt der Oberbürgermeister.

Der Rhein als Lebensader Düsseldorfs biete weitreichende Kapazitäten für den Güterverkehr und gleichzeitig Möglichkeiten, den Straßen- und Schienenverkehr zu entlasten. Man müsse den Bürgern deutlich machen, "dass am Ende die Straßen entlastet und damit Lärmprobleme eher ent- als verschärft werden".

(RP)
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