Reiseunternehmen in Düsseldorf Raus mit den Schlüffkes

Düsseldorf · Ilona Jandt und Jürgen Gnida bieten Reisen für Senioren an. Und machen dabei sehr viel mehr, als in ihrem Katalog steht.

 Zwischen den Reisen ist Stammtisch. Jürgen Gnida (2.v.l.) und Ilona Jandt (5.v.l.) sind gern für ihre Gäste da.

Zwischen den Reisen ist Stammtisch. Jürgen Gnida (2.v.l.) und Ilona Jandt (5.v.l.) sind gern für ihre Gäste da.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Für Edith Prantke hieß Urlaub Camping an der Lübecker Bucht. 44 Jahre lang sind sie da hin gefahren, das fühlte sich fast schon an wie ein zweites Zuhause. Und endete abrupt mit dem Tod ihres Mannes. Alleine verreisen? Das war nichts für sie. Bis sie von den Schlüffkes hörte, eine fünftägige Reise nach Dresden buchte und seit nunmehr sechs Jahren zu den Stammkunden gehört. „Wenn man einmal mit Schlüffkes fährt“, sagt die 84-Jährige, „dann fährt man nie mehr allein.“

Sagt auch Lotte Klostermann, die 81 ist, einmal im Jahr auch mit ihren Kindern verreist, aber mit Schlüffkes regelmäßig unterwegs ist. Sie ist schon immer gern gereist, aber alleine nach Mallorca, sagt sie, „wer holt mir denn den Koffer vom Band? Da fängt es doch schon an.“

Schlüffkes sind natürlich keine Leute. Schlüffkes, das sagt man im Ruhrgebiet zu Pantoffeln, und aus denen wollen Ilona Jandt und Jürgen Gnida die Senioren holen. Koffer packen, losfahren und den Horizont erweitern. Was anderes sehen als das Fernsehen. Und mal andere Wege gehen als den zum Bäcker um die Ecke. Seit 2006 bieten Gnida und Jandt Seniorenreisen an, „mit Pfiff“, steht im Prospekt, und wer sie mal unterwegs erlebt hat, der weiß, dass es vor allem ums Herz geht.

Geplant war das alles natürlich nicht. Im Gegenteil. Kinder standen im Mittelpunkt von Ilona Jandts Berufsweg. Sie ist ausgebildete Erziehern, war in der Kinder- und Jugendarbeit und kam höchstens mal beim Thema Kinderkuren auch mit Reisen in Berührung. Mit 33 ging sie noch mal in die Uni, studierte erst Sozialpädagogik, dann Sozialmanagement. Ein Dozent brachte sie damals zum Seniorentheater. Interessant, dachte sie. Seniorenarbeit, das wär’ doch mal was für später. Doch dann fand sie den perfekten Job ausgerechnet in einem Erholungswerk nicht nur für Kinder, sondern auch für Senioren. Dann war’s auch schon passiert: Ilona Jandt hatte ihre Berufung gefunden.

Und wie das so ist mit den Berufungen: Irgendwann passten sie und ihre Ideen mit den Vorgaben und Erwartungen ihres Arbeitgebers nicht mehr zusammen. Da wagte sie dann mit Mitte vierzig den Schritt in die Selbstständigkeit, gründete mit ihrem Lebensgefährten Jürgen Gnida die Reiseagentur Schlüffkes. Im Katalog stehen die deutschen Bäder, die schon lange den Stempel Rentner-Paradies haben, Füssing, Wörishofen, Salzuflen und natürlich Kissingen. Auch die Lüneburger Heide ist dabei, und Cala Millor auf Mallorca. Jedes Hotel haben Jandt und Gnida persönlich getestet oder kennen jemanden, der schon mal da gewesen ist. Wichtig ist ihnen neben der weitgehenden Barrierefreiheit ein Raum, in dem ihre Reisegruppe unter sich bleiben kann, wo sie gemeinsam essen, aber auch mal eine Ruhepause miteinander verbringen können, wenn sie eben nicht gerade im Bad, im Kurpark oder beim Shoppen sind.

Und natürlich suchen sie ihre Gastgeber auch danach aus, ob die ihr Geschäft ebenso verstehen wie sie selbst: als Rundum-Sorglos-Service für den Gast. Für Schlüffkes fängt der mit der Buchung an. „Wir machen, wo es nötig ist, auch mit den Angehörigen, eine Checkliste: Besondere Bedürfnisse fürs Zimmer, wird ein Pflegedienst benötigt, brauchen wir einen Rollstuhl vor Ort, welche Medikamente werden gebraucht.“ Schon im Vorfeld organisiert Ilona Jandt, was am Ankunftsort gebraucht wird. Notfalls helfen sie und Jürgen Gnida auch beim Kofferpacken.

Die Ehrenamtler, das ist auch so etwas Typisches für Schlüffkes. Das sind Menschen wie Ilona Jandt und Jürgen Gnida, die sich einfach gern um andere kümmern. Manche sind anfangs selbst als Kunden mitgefahren, die älteste der Begleiterinnen ist selbst 83 und war schon in Jandts altem Job mit im unbezahlten Betreuer-Team. Sie reisen umsonst mit, sind von der Abfahrt bis zur Heimkehr für die Gäste im Einsatz. Das kann durchaus anstrengend sein, aber, sagt Ilona Jandt: „Es gibt uns allen auch sehr viel Kraft und Energie.“ Es ist eben nicht bloß ein Job. Jandt und Gnida sind Idealisten im besten Sinne. Sie wollen alten Menschen das Reisen ermöglichen, bis es gar nicht mehr geht.

Pflegegrad 2 oder eine beginnende Demenz sind kein Problem für die Schlüffkes. Und wenn es denn wirklich so weit ist, dass die Reise zu anstrengend für den alten Menschen würde, heißt das auf keinen Fall wieder zurück in die Pantoffeln. Man kann zum Beispiel auch einen Tagesausflug buchen. Und neben den Nachtreffen, die es nach jeder Reise gibt, organisieren Ilona Jandt und Jürgen Gnida Stammtische für Senioren, zu denen längst nicht nur ihre Kunden zählen.

In Hilden, Mettmann und in Düsseldorf gibt es solche Treffen regelmäßig und gratis, daraus sind Freundschaften entstanden und ein Netzwerk, in dem sich die Senioren gegenseitig unterstützen – oder auch mal Jandt und Gnida um Hilfe bitten. Die packen auch schon mal bei einem Umzug mit an und greifen ein, wo Not am Mann ist. Wenn sie denn nicht gerade mit einer Reisegruppe unterwegs sind, einen ihrer beliebten Tagesausflüge machen oder für die Tagestouren neue Ziele suchen.

Das ist nämlich gar nicht so einfach. Neulich waren sie in Limburg, und wenn sich die Schlüffkes nicht gewissermaßen als Seniorenscouts vorher schon mal umgeguckt hätten, dann hätten die Rentner mit den Rollatoren es auf dem Kopfsteinpflaster bis zum Dom ganz schön schwer gehabt. Bei einer Schlüffkes-Fahrt aber können sie sich drauf verlassen, dass alles bestens vorbereitet ist.

Nur einmal im Jahr sind auch Ilona Jandt und Jürgen Gnida nicht erreichbar. Dann gönnen sie sich einen Urlaub nur für sich allein.

Kontakt  Tel. 0211/7888375
www. schlueffkes.de

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