Großes Engagement für die Armen Im Geiste von Mutter Ey

Düsseldorf · Am Andreas Quartier trifft Reich auf Arm. Hausherr Uwe Schmitz startet mit der Düsseldorfer Tafel eine Hilfsaktion.

 Gut gewappnet für die Hilfsaktion vor dem Mutter-Ey-Café: Eva Fischer (l.), Robert Hamala (Frankonia) und Andrea Weigler

Gut gewappnet für die Hilfsaktion vor dem Mutter-Ey-Café: Eva Fischer (l.), Robert Hamala (Frankonia) und Andrea Weigler

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Johanna „Mutter“ Ey ist legendär: Sie selber stammte aus einfachen Verhältnissen. Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnete sie in Düsseldorf eine Kaffeestube, die sich zum Treffpunkt von Schauspielern, Musikern und Malern entwickelte. Sozial engagiert war sie und bekannt dafür, dass sie ihnen großzügig Kredite gewährte. Der Künstler Bert Gerresheim lernte Mutter Ey noch kennen und schuf die lebensgroße Bronzeskulptur, die vor dem Andreas Quartier (AQ) in der Altstadt steht, links vom heutigen Mutter-Ey-Café, das ein Herzenswunsch war von Frankonia-Chef und damit Andreas-Quartier-Hausherr Uwe Schmitz.

 Helfer: Felix Schreier (l.) und Martin Wöstefeld vor dem Mutter-Ey-Café

Helfer: Felix Schreier (l.) und Martin Wöstefeld vor dem Mutter-Ey-Café

Foto: Brigitte Pavetic

Hier fand am Mittwochmittag eine dringend notwendige Aktion statt: In Kooperation mit der Düsseldorfer Tafel, deren acht Ausgabestellen durch die Corona-Krise geschlossen sind, ließ Schmitz von seinem Team Tüten ausgeben für die Menschen in Not. „Das alles ist im Sinne von Mutter Ey“, sagte Schmitz. „Es ist wichtig, dass wir in dieser schweren Zeit auch für die bedürftigen Menschen da sind.“ Brot vom Traditionsbäcker Josef Hinkel war in dieser großen Tüte, Klopapier, Süßigkeiten, haltbare Milch, vakuumierte Gerichte von den Andreas-Quartier-Köchen, Mehl und Nudeln.

     Die Tüten stehen bereit am Andreas Quartier.

Die Tüten stehen bereit am Andreas Quartier.

Foto: Brigitte Pavetic

Sozialarbeiterin (Diakonie) Andrea Weigler verdeutlichte die Dringlichkeit dieser Maßnahme: 187 Familien stehen aktuell auf der Liste der Düsseldorfer Tafel. Diese wurden angeschrieben, um sich die Tüten bis einschließlich Freitag abzuholen. „Normalerweise kommen einmal die Woche – immer mittwochs – 140 Familien, donnerstags gibt es in Nicht-Corona-Zeiten die Tafel auch für 300 Einzelpersonen. Alleine diese Zahlen machen klar, wie viel Bedürftigkeit da ist.“

Möglich war die Altstadt-Hilfsaktion deshalb, weil sie unter freiem Himmel stattfand und sich auf dem Privatgelände des AQs abspielte. Unbedingt zu beachten ist die Tatsache, dass die Gaben-Tüten ausschließlich für die benachrichtigten Familien gedacht waren, wie die Macher der Aktion betonten. „Mein Herz blutet, muss ich ehrlich sagen, ich habe schlaflose Nächte“, beschrieb Eva Fischer, Vorstand der Düsseldorfer Tafel, ihren momentanen Gefühlszustand. „Es ist schrecklich, dass wir unsere Ausgabestellen schließen mussten, aber die Wahrheit ist eben auch, dass an manchen Tagen bis zu 400 Menschen auf engstem Raum zusammenkommen, das geht so dann eben leider nicht, aber wir versuchen wirklich alles, den Menschen da draußen zu helfen.“

Die Hilfsaktion am AQ könnte ein weiteres Mal aufgelegt werden, wie sie sagt. Aber auch andere Ideen funktionieren wohl gut. Beispielsweise verteilte Fischers Team schon 1000 Einkaufsgutscheine im Wert zwischen 20 und 25 Euro – Spendengeldern und der Bürgerstiftung sei Dank. Mit dem Stichtag 19. April, von dem auch Fischer hofft, dass die Tafeln wieder öffnen können, könnte sie mit den Gutscheinen bei insgesamt 2000 liegen. Die Kooperation mit AQ-Chef Uwe Schmitz, der seit einer Woche auch Mittagessen für die Obdachlosen in der Tagesstätte Shelter in der Liefergasse kochen lässt, jedenfalls läuft. Seit Dienstag dieser Woche stellt er auch bis zu 80 Mittagessen für Kinder bereit, weil aktuell auch deren Verpflegung über die Kindertafel wegfällt. Groß ist die Angst in der Bevölkerung und die Verunsicherung, wie Tafel-Chefin Fischer und Sozialarbeiterin Weigler einhellig berichten. „Wir verweisen immer wieder auf entsprechende Hotlines wie etwa für die besonders gefährdeten älteren Herrschaften etwa auf die Zentren Plus, die sie anrufen sollten“, so Weigler. Großes Engagement zeigt in diesen Tagen auch die Obdachloseninitiative Fiftyfifty. Mit dem Kulturzentrum Zakk organisiert sie eine Lebensmittelausgabe für obdachlose und arme Menschen, die ab sofort dienstags bis freitags von 13 bis 15 Uhr im Haus Fichtenstraße 40 geöffnet hat.

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