Schulprojekt Realschüler werden zu Kulturforschern

Düsseldorf · Die Siebtklässler der Realschule Friedrichstadt zeigen kreativ, wie sie sich ihr Utopia vorstellen. Dahinter steht ein bundesweites Programm der PwC-Stiftung.

 Luna, Angela, Fabienne und Nick (v.l.) bearbeiteten an der städtischen Realschule Friedrichstadt das Thema Utopia.

Luna, Angela, Fabienne und Nick (v.l.) bearbeiteten an der städtischen Realschule Friedrichstadt das Thema Utopia.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die städtische Realschule Friedrichstadt ist bunt – den Eindruck bekommt man, wenn man das Gebäude an der Luisenstraße betritt. Die Schulhof-Mauern bilden eine riesige Leinwand, gemeinsam gestaltet von allen Schülern. Auch der Schulkorridor im ersten Stock ist künstlerisch aufgewertet. Quer über eine Wand ziehen sich Motive unter den Titeln „Afrika“ oder „Utopia“. Was damit gemeint ist, wird erst innerhalb der Klassenzimmer deutlich.

In Kleingruppen sitzt die siebte Klasse von Havva Dedeoglu und arbeitet konzentriert an ihrem Projekt. Die Schüler gestalten ihre eigene Insel aus Verpackungsmaterialien. Eine Insel, die ihrer Vorstellung entsprechend utopische Verhältnisse bietet. Es gibt Freizeitaktivitäten wie ein Fußballfeld, bunte, den Gehry-Bauten nachempfundene Häuser und natürlich eine Menge Tiere und viel Natur. „In unserem Utopia verschmutzen die Autos nicht die Luft“, sagt Fabienne. „Stattdessen ist es unsere Vorstellung davon, wie Menschen und Tiere zusammen am angenehmsten leben können“, ergänzt ihre Freundin Luna.

Es ist jedoch nicht der Kunstunterricht, in dem die beiden mit ihren Klassenkameraden Nick und Angela ihr Projekt umsetzen. Vielmehr sind die 13-Jährigen gerade als Kulturforscher tätig. Gemeint ist damit ein bundesweites Programm der PwC-Stiftung, in der Schüler sich kreativ mit kulturellen Aspekten und aktuellen Fragen ihrer Lebenswelt und ihres Alltags auseinandersetzen. Die Forschungsfragen, die Ideen und die Umsetzung erarbeiten sich die Schüler selbst. Das Oberthema wie„Utopia“ wird dabei jedes Jahr per Umfrage unter allen Schülern der Schule entschieden. Über das Schuljahr hinweg beschäftigen sich dann auch die Kunst- und Musik-AGs oder die Projektwochen der Fünftklässler mit dem Thema. „Es öffnet den Schülern die Augen, was in ihrem Umfeld alles so passiert. Die Schüler machen sich Gedanken über Themen, die auch außerhalb des Schulalltags liegen“, so Dedeoglu. Die Förderung des Projekts ist längst abgelaufen. Doch die Effekte waren derart positiv, dass das Programm mittlerweile zum Schulprofil der Realschule gehört.

So sind auch die zwei Stunden wöchentlich in der Kulturforscher-Profilklasse von Dedeoglu fest im Schulplan integriert. „In der Zeit können wir uns frei mit unserem Thema beschäftigen. Man hat keine festen Vorgaben wie in anderen Unterrichtsfächern, sondern kann seiner Kreativität freien Lauf lassen“, sagt Luna. Benotet wird das Projekt am Ende trotzdem. „Dafür sind manche Schüler ganz anders motiviert als in anderen Fächern. Am Anfang muss man noch ein bisschen die Kreativität aus ihnen herauskitzeln. Aber dann gehen sie richtig auf“, sagt Dedeoglu.

Unterstützend nehmen die Schüler während dieser Stunden auch an Workshops teil. 2018 waren das Schauspiel-Workshops mit dem Forum Freies Theater zum Thema Heimat. In diesem Jahr erstellen die Schüler im Bürgerhaus Bilk zudem ein Kleid, welches aus selbstgemalten Bildern geschneidert wird, die fantasievolle Pflanzen oder Tiere zeigen. Oder natürlich ihr Herzensprojekt, die utopische Insel.

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