Planspiel Politik in Düsseldorf Ratssitzung nur für Schüler

Düsseldorf · Für 140 Düsseldorfer Schüler war am Mittwoch ein besonderer Tag: Unter der Leitung von Oberbürgermeister Dirk Elbers tagten sie zum Abschluss eines kommunalpolitischen Planspiels im Plenarsaal des Rathauses und brachten dabei eigens verfasste politische Anträge zur Abstimmung.

 Schüler statt Ratsleute: Beim Abschluss des kommunalpolitischen Planspiels des Projekts „Demokratie - Lernen“ simulierten die Schüler am Donnerstag unter der Leitung von Oberbürgermeister Dirk Elbers eine Ratssitzung. Mit dabei auch Leonard Honnef und Veronika Dietrich (v.r.) vom Ökologisch-Sozialen-Bündnis (ÖSB)

Schüler statt Ratsleute: Beim Abschluss des kommunalpolitischen Planspiels des Projekts „Demokratie - Lernen“ simulierten die Schüler am Donnerstag unter der Leitung von Oberbürgermeister Dirk Elbers eine Ratssitzung. Mit dabei auch Leonard Honnef und Veronika Dietrich (v.r.) vom Ökologisch-Sozialen-Bündnis (ÖSB)

Foto: Christoph Goettert

Mit großen Schritten tritt Alexander Stroschän am Mittwochnachmittag an das Rednerpultim Ratssaal des Düsseldorfer Rathauses. "Meine Damen und Herren, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, hiermit beantragen wir den Erhalt der Gesamtschule und die Privatisierung des Gymnasiums. Bitte stimmen Sie dem Antrag zu", verkündet er dem Publikum, das bis auf die letzte Reihe den großen Saal füllt. Drei Tage lang hat Alexander mit seiner Fraktion, der Christlichen Volkspartei (CVP) an dem Antrag im Rahmen eines kommunalpolitischen Planspiels gearbeitet. Mit der Ratssitzung unter der Leitung von Oberbürgermeister Dirk Elbers fand dieses gestern seinen Abschluss.

Rund 140 Schüler von fünf Düsseldorfer Schulen beteiligten sich an dem Spiel, das vom Amt für Statistik und Wahlen organisiert wurde. Aufgeteilt hatten sie sich in vier Parteien, die jeweils realen Fraktionen nachempfunden wurden. Zusätzlich gab es einen Wirtschaftsverband, eine Bürgerinitiative und eine Pressegruppe. Alexander erhält Applaus von seiner Fraktion für den Antrag zum Erhalt der Schulen. Das Thema ist eines von vier politischen Szenarien, denen sich die Schüler während des Spiels widmeten: Wegen zu niedriger Anmeldezahlen soll entweder das Einstein Gymnasium oder die Gesamtschule Mitte in "Rheinstadt" geschlossen werden.

Alexanders Partei, die CVP und die Partei für soziale Gerechtigkeit (PSG) sind jedoch dafür, beide Schulen zu erhalten, das Gymnasium aber zu privatisieren. Aber wie es in der Politik nun einmal ist, gibt es dazu Gegenstimmen: "Wir beantragen gemeinsam mit der Liberalen Partei den Erhalt beider Schulen ohne Privatisierung. Wir wollen damit eine Elitebildung verhindern", meldet sich Veronika Dietrich vom Ökologisch-Sozialen Bund (ÖSB) zu Wort. "Und einen Rat haben wir noch an die PSG: Ihr steht für soziale Gerechtigkeit? Die Privatisierung steht genau entgegen dem, wofür Ihr eigentlich eintretet. Denkt da mal drüber nach." Das kann PSG-Sprecher Lars Kutsch natürlich nicht auf sich sitzenlassen und so entsteht ein Wortwechsel zwischen den Fraktionen. "Lass Dich nicht unter den Fraktionszwang setzten", heißt es dabei zum Beispiel von Pujan Haftchenari von der Liberalen Partei. Am Ende nützen die Beschwerden der Gegner jedoch nichts. CVP und PSG haben die Mehrheit im Rat und deshalb wird auch ihr Antrag angenommen: Das Gymnasium wird privatisiert.

Doch auch wenn ihr Antrag damit abgelehnt wurde, Spaß gemacht hat Veronika Dietrich der Ausflug in die Politik trotzdem. "Ich habe mich am Rednerpult total wohlgefühlt. Dass ich dort auch vor dem Bürgermeister gesprochen habe, habe ich total ausgeblendet", sagt sie. Und auch Lars hat durch das Spiel einiges über Politik gelernt: "Ich sehe viele Dinge anders, die mich im Fernsehen bei Nachrichten über Politik immer aufgeregt haben", sagt er. "Ich verstehe jetzt, warum die Parteien manchmal zu keiner Entscheidung kommen und dass die Meinungen dann so unterschiedlich sind, dass es auch keine Kompromisse gibt."

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