Abgeordneter bleibt in Düsseldorf Rätselraten um Hintzsche

Düsseldorf · Warum bleibt der Beigeordnete Hintzsche nun doch in Düsseldorf? Politiker überlegen öffentlich, ob seine Partei, die SPD, ihn gedrängt hat, nicht nach Bielefeld zu gehen. Regress-Ansprüche aus Ostwestfalen gegen ihn gibt es nicht.

 Politiker überlegen öffentlich, ob seine Partei ihn gedrängt hat, nicht nach Bielefeld zu gehen.

Politiker überlegen öffentlich, ob seine Partei ihn gedrängt hat, nicht nach Bielefeld zu gehen.

Foto: Bretz

Überrascht und größtenteils erfreut haben die Ratsfraktionen auf die Nachricht reagiert, dass der Beigeordnete Burkhard Hintzsche in Düsseldorf bleibt und sein Amt in Bielefeld nun doch nicht antritt. Nach Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) äußerten sich auch SPD-Chef Markus Raub und Grünen-Sprecherin Iris Bellstedt positiv. Derweil sorgt seine Absage in Bielefeld für heftige Turbulenzen.

Hintzsche, der seit 2003 Dezernent für Schule, Jugend, Soziales und Wohnen ist, hatte sich erfolgreich nach Bielefeld beworben. Der Stadtrat dort hatte ihn als Ersten Beigeordneten und damit auch als Stellvertreter des Oberbürgermeisters Pit Clausen (SPD) gewählt. Am Wochenende nun die Kehrtwende: Hintzsche hat die Stelle in Ostwestfalen abgelehnt und bleibt. Der in Bielefeld erscheinenden Zeitung Neue Westfälische hatte Hintzsche mitgeteilt, dass seine Gründe familiärer Natur seien und "mit meiner Frau zu tun haben". "Es ist mir sehr schwer gefallen, in Bielefeld abzusagen", sagte Hintzsche gestern. "Ich weiß, dass ich dort viele enttäusche, aber meine privaten Gründe sind sehr schwerwiegend."

Diese Gründe haben im Rathaus Rätselraten ausgelöst. "Wir begrüßen Hintzsches Entscheidung", sagt Bellstedt. "Auch wenn keiner weiß, warum er überhaupt weg wollte und jetzt niemand weiß, warum er bleibt." Die SPD, der Hintzsche seit 1993 angehört, zeigte sich verwundert, steht aber angeblich komplett hinter dem Dezernenten. "Herr Hintzsche ist ein kompetenter Mann", sagt Raub, "und ich kennen niemanden in unseren Reihen, der darüber anders denkt. Wir freuen uns, dass er uns erhalten bleibt."

Möglich, dass die SPD sich auch darüber freut, mit ihm auch den Posten zu behalten — denn dass bis gestern durchaus nicht alle Genossen Freunde von Hintzsche waren, ist ein offenes Geheimnis. Nun fragen sich Mitglieder anderer Fraktionen, ob die SPD doch noch zu neuer Einheit gefunden hat und Hintzsche gedrängt hat, im Amt zu bleiben, nach dem Motto: Hintzsche muss bleiben, damit wir überhaupt noch einen SPD-Dezernenten in der Stadt haben.

Denn die Genossen hätten zwar das Vorschlagsrecht auch für einen neuen Dezernenten behalten, ihren Vorschlag aber womöglich nicht durchbekommen: "Nicht alle vorgeschlagenen Personen sind wählbar", bestätigt FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Sie geht davon aus, dass die Zusammenarbeit mit Hintszche "schwieriger" wird: "Jemand, der eigentlich schon weg war, ist für uns nicht einplanbar", so Strack-Zimmermann, die dem Beigeordneten fachlich gute Arbeit bescheinigt. Aber: "Er hat sich selbst verbrannt, weil wir uns jetzt fragen müssen: Wie verlässlich ist der Dezernent?"

In Bielefeld schlagen indessen die Wogen hoch. SPD-Oberbürgermeister Pit Clausen ist nicht nur enttäuscht von Hintzsche, den er offenbar auch persönlich besser kennt. Er steht auch ohne Stellvertreter da, ist politisch angeschlagen: Die SPD hat keine Mehrheit im Stadtrat, und bei der Ratssitzung Ende November wird es darum gehen, ob der Posten des Schuldezernenten überhaupt ausgeschrieben werden soll. Die CDU ist wegen der schlechten Haushaltslage der Stadt dagegen. Regress-Ansprüche gegen Hintzsche gibt es nach Aussage des OB-Büros in Bielefeld nicht.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort