Verkehrswende in Düsseldorf Radfahrer geben der Stadt wieder schlechte Noten

Düsseldorf · Im Vergleich zur Radfahrer-Befragung, die der ADFC vor zwei Jahren gemacht hat, konnte sich Düsseldorf kaum steigern. Besonders kritisch bewerteten die Teilnehmer die Kategorien Sicherheitsgefühl und Spaßfaktor.

 Ein Kritikpunkt der Düsseldorfer: Fahrradwege enden vor allem an Kreuzungen gerne im Nichts, so wie am Worringer Platz.

Ein Kritikpunkt der Düsseldorfer: Fahrradwege enden vor allem an Kreuzungen gerne im Nichts, so wie am Worringer Platz.

Foto: Holger Lodahl

Düsseldorf bekommt wieder einmal keine guten Noten von Radfahrern. Alle zwei Jahre fragt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), wie zufrieden oder unzufrieden die Radfahrer in ihren Städten in Deutschland sind. Für die Landeshauptstadt gab es dieses Mal die Schulnote 4,1 – eine minimale Steigerung zur letzten Umfrage, vor zwei Jahren gab es die Note 4,2. Damit landet Düsseldorf unter den 14 Großstädten ab 500.000 Einwohnern erneut nur im unteren Drittel, klettert aber von Platz neun auf Rang acht.

Kostenpflichtiger Inhalt 3052 Düsseldorfer haben an der Umfrage teilgenommen, die zwischen dem 1. September und dem 30. November 2020 lief. 1000 Radfahrer mehr als noch bei der letzten Befragung. „Der Zuwachs zeigt, dass das Interesse am Thema Fahrradfahren in der Bevölkerung stark gestiegen ist,“ sagt Lerke Tyra, stellvertretende Vorsitzende des ADFC Düsseldorf, die die Auswertung so zusammenfasst: „Radfahren in Düsseldorf wird weiterhin als stressig bewertet."

Fahrradfahrer fühlen sich im Verkehr nach wie vor nicht vollwertig akzeptiert von anderen Verkehrsteilnehmern, oft fehlt ihnen das Sicherheitsgefühl auf der Straße, außerdem kommt es vielerorts zu Konflikten zwischen Rad- und Fußverkehr.

Kostenpflichtiger Inhalt Die Note passe zum schleppenden Umsetzungstempo der geplanten Radwege-Maßnahmen, findet Lerke Tyra, die bedauert, dass sich gerade in den Kategorien, die in den letzten Jahren schon besonders schlecht abgeschnitten haben, nicht viel getan hat. Die größten Schwächen liegen nach wie vor bei fehlenden Kontrollen von Radweg-Parkern, der schlechten Führung an Baustellen – bei beiden ist Düsseldorf glatt durchgefallen – sowie bei der mangelnden Breite von Radwegen und bei Ampelschaltungen, die Radfahrer benachteiligen und ein zügiges Fahren verhindern. Für das Sicherheitsgefühl gibt es die Note 4,7, der Spaßfaktor bekommt eine 4.

Viele Teilnehmer formulierten im Fragebogen auch eigene Kritik. Besonders häufig genannt wurden die Lücken im Fahrradnetz, Radwege enden an Kreuzungen, im Nichts oder es gibt gar keine Radspuren. Auch die Konflikte mit Autos und Fußgängern wurden mehrfach thematisiert, viele Radfahrer haben den Eindruck, dass der Autoverkehr immer noch priorisiert wird.

Auf der Positivseite stehen die gute Verfügbarkeit von Leihrädern und die Möglichkeit, dass Radfahrer Einbahnstraßen auch in Gegenrichtung befahren dürfen. Punkten kann Düsseldorf auch bei den Zusatzfragen zu „Corona und Radfahren“: Die Landeshauptstadt liegt im Vergleich zu ihrem Gesamtergebnis um fast eine Note höher (3,19) und landet damit auf Platz 3 hinter Berlin und München.

Ausschlaggebend sei unter anderem der Pop-up-Radweg zwischen Messe und Oberkasseler Brücke entlang des Rheins gewesen, der letztes Jahr markiert wurde. Weil die Spur umstritten war, wurde sie Ende August wieder entfernt. Zumindest für die Fahrradfahrer hatte Corona auch etwas Gutes, mehrfach kommentierten Umfrageteilnehmer, dass das Radfahren besonders viel Spaß mache, weil weniger Autos unterwegs seien.

Die Erkenntnisse aus dem ADFC-Fahrradklima-Test nutzen Verkehrsplaner und Politiker, um die Radverkehrs-Infrastruktur weiter auszubauen. Hauptaugenmerk liegt auf dem Radhauptnetz, das vorrangig Verbindungen auf den bekannten Hauptachsen in die Stadtteilzentren enthält. Der ADFC fordert einmal mehr, geplante Radwege-Maßnahmen ohne Verzögerung umzusetzen.

„Dabei müssen vor allem lückenlose, sichere und komfortabel zu fahrende Achsen quer durch die Stadt errichtet werden. Der Fahrradklimatest zeigt, dass das einer der Knackpunkte ist, ob Menschen öfter aufs Rad umsteigen oder nicht“, so das Fazit von Lerke Tyra, die überzeugt ist, dass die Situation für Radfahrer schon durch vergleichsweise kleine Veränderungen verbessert werden könnte, etwa durch mehr Tempo-30-Zonen, Fahrradstraßen, deutliche Markierungen und radfahrerfreundliche, sichere Lösungen an Baustellen.

Die CDU-Ratsfraktion sieht die Ergebnisse des ADFC als Ansporn. „Auf dem Weg zur fahrradfreundlichsten Großstadt bleibt noch einiges zu tun“, sagt Ratsherr Christian Rütz, der Vorsitzender der Kleinen Kommission Radverkehr ist. Kostenpflichtiger Inhalt Das schwarz-grüne Ratsbündnis will mit einer guten Radverkehrspolitik für mehr Zukunfts-Mobilität sorgen.

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