Düsseldorf Radwege-Ausbau: Stadt verdoppelt Etat

Düsseldorf · Die Bevölkerung wächst, die Benzinpreise steigen. Die Stadt hat Experten eingeladen, die in Vorträgen neue Techniken und Lösungen für Verkehrsprobleme vorstellen.

 Oberbürgermeister Dirk Elbers möchte rund 1,5 Millionen Euro in den Ausbau des Radwegenetzes investieren.

Oberbürgermeister Dirk Elbers möchte rund 1,5 Millionen Euro in den Ausbau des Radwegenetzes investieren.

Foto: Andreas Endermann

Bei den eisigen Temperaturen und frostigen Nächten der vergangenen Tage stehen die meisten Fahrräder zu Hause im Keller. Sobald es wärmer wird, steigen viele wieder von Bus und Bahn auf das Rad um. Wenn es nach Oberbürgermeister Dirk Elbers geht, bald auf vielen schönen neuen Radwegen quer durch die Stadt. "Wir werden den Etat für den Ausbau der Radwege von 750 000 auf 1,5 Millionen Euro verdoppeln", sagte Elbers gestern Abend zum Auftakt einer sechsteiligen Vortragsreihe unter dem Motto "Zukunft der Mobilität in Düsseldorf", zu der die Stadt in den Bürgersaal Bilk geladen hatte.

Der Oberbürgermeister ist sich sicher, dass der innerstädtische Radverkehr in den kommenden Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewinnen wird. "Die Zahl der Radfahrer steigt in allen Altersgruppen, die Stadt muss mehr für sie tun", sagte Elbers. Düsseldorf sei aber jetzt schon eine "fahrradfreundliche Stadt", mit den zusätzlichen Mitteln wolle man ein deutliches Signal setzen. Einige Zuhörer brachen beim Wort "fahrradfreundliche Stadt" in Gelächter aus. Elbers: "Wir sind hier in der Landeshauptstadt und nicht einem Dorf. Natürlich muss man auf das Miteinander achten." Das Miteinander — das wird nach Angaben von Referent Stephan Kritzinger gefragter denn je sein. Kritzinger arbeitet für die Schweizer Firma ProgTrans und hat für die Stadt eine Verkehrsprognose bis in das Jahr 2025 erstellt. Eine seiner Kernaussagen: "Es wird etwa 50 000 Einpendler mehr geben als heute", sagte Kritzinger. Das heißt, die Zahl von derzeit etwa 230 000 Einpendlern nähert sich vermutlich der 280 000er Marke. Die Einpendler kommen nach den Untersuchungen Kritzingers nicht aus den benachbarten Kreisen Neuss und Metttmann, sondern vermutlich von weiter her. Vor allem für Menschen aus dem Rhein-Erft-Kreis und dem Kreis Heinsberg seien Arbeitsplätze in Düsseldorf offenbar attraktiv. Konsequenz: Die aus Süden kommenden Straßen in Richtung Innenstadt werden so noch stärker belastet. Eine immer größere Rolle werden in Zukunft flexible Verleihsysteme für Autos und Fahrräder spielen. Car-Sharing hat sich in der Landeshauptstadt schon etabliert, der Verleih von Fahrrädern steckt aber noch in den Kinderschuhen. In einer Großstadt wie Barcelona gibt es etwa 60 000 Mietfahrräder. Davon ist Düsseldorf noch weit entfernt. ProgTrans ist sich aber sicher, dass Mobilität im Jahr 2025 trotz steigender Benzinpreise nicht wesentlich teurer ist als heute. Eingerechnet wurden auch steigende Nettoeinkommen.

"Wir leben im Zeitalter postfossiler Mobilität", sagte Klaus Beckmann, ebenfalls als Referent geladener Universitätsprofessor. Er hat festgestellt, dass bei jungen Leuten unter 30 Jahren das Auto als Statussymbol längst nicht mehr eine so große Rolle spielt wie früher. Es werde auch viel mehr überlegt, zu welchem Zweck ein Auto angeschafft wird. Beckmann ist ebenfalls ein Verfechter des Car-Sharing und glaubt gerade in Großstädten daran, dass sich der Trend immer mehr durchsetzt. Obwohl die Prognosen mehr Verkehr vorhersagen, die Stadt gibt sich gut gerüstet. "Mit Wehrhahn-Linie, Überflieger und einen gut ausgebauten ÖPNV haben wir unsere Hausaufgaben gemacht", sagte Verkehrsdezernent Stephan Keller.

(RP)
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