Radtour am Rhein Mit dem Rad von Düsseldorf nach Leverkusen

Düsseldorf · Eine klassische Schönheit ist Leverkusen sicher nicht. Aber die Radstrecke in die Bayer-Stadt weiß durchaus zu gefallen. In ihrem Verlauf kann man eine Mini-Kreuzfahrt unternehmen oder in einem Kran eine Rast einlegen.

 Der Fahrradweg von Düsseldorf nach Leverkusen führt am Rhein entlang durch die Urdenbacher Kämpe bei Düsseldorf. (Archiv)

Der Fahrradweg von Düsseldorf nach Leverkusen führt am Rhein entlang durch die Urdenbacher Kämpe bei Düsseldorf. (Archiv)

Foto: RP/Archiv

Ausgangspunkt der Fahrt ist die Mitsubishi Electric Halle in Oberbilk. HIer stehen Radler das erste Mal vor der Wahl: Wer die kürzeste Variante der Strecke, immerhin 28 Kilometer bis Leverkusen, fahren möchte, folgt zunächst der Kölner Landstraße bis Benrath. Alternativ kann man den Südpark durchqueren, am Brückerbach entlang radeln und durch den Himmelgeister Rheinbogen Benrath ansteuern. Für die letztere, definitiv schönere Option müssen Sie allerdings einige Kilometer extra in Kauf nehmen.

Auf Höhe der Haltestelle „Schöne Aussicht“ kommen die beiden Routen wieder zusammen. Von hier aus folgen Sie zunächst den Hinweisschildern nach Monheim. Am Benrather Rheinufer entlang erreichen Sie das dörflich anmutende Urdenbach und biegen gleich hinter dem Altrhein rechts in die Urdenbacher Kämpe ein.

Vorbei an Feldern und durch schattige Waldstücke gelangt man zum Monheimer Campingplatz. Das dazugehörige Restaurant Rheinblick bietet gutbürgerliche Kost und einen unverstellten Blick auf den Rhein. Letzteren gibt es im weiteren Verlauf der Strecke übrigens satt. Der Abschnitt von Baumberg bis ins Monheimer Zentrum ist Radlern und Fußgängern vorbehalten. Langsam, wie in Zeitlupe, schieben sich die schweren Frachter stromaufwärts und sind dabei kaum schneller als die Radler am Ufer. Das Tuckern der Schiffsmotoren mischt sich mit Grillenzirpen. Davon abgesehen herrscht Ruhe. Im Zentrum von Monheim hat sich ein Trupp von Fußgängern und Radlern versammelt, um eine, wenn auch kurze, Kreuzfahrt anzutreten. Das von einer privaten Initiative betriebene Piwipper Böötchen pendelt von Frühjahr bis Herbst wochenends und an Feiertagen hinüber ans Dormagener Rheinufer. Im Gegensatz zu der Fähre, die zwischen Urdenbach und Zons verkehrt, werden hier allerdings nur Fußgänger und Radler transportiert. Maximal 25 Passagiere dürfen an Bord. Erwachsene zahlen 2 Euro – egal ob mit oder ohne Bike, Kinder die Hälfte.

Insgesamt gibt es im Verlauf der Strecke Düsseldorf/Leverkusen übrigens vier Möglichkeiten, den Rhein via Fähre zu kreuzen: Neben Urdenbach und Monheim bietet sich auch in Himmelgeist (nur sonntags und bei gutem Wetter) sowie in Leverkusen-Hitdorf (bis Köln-Langel) die Möglichkeit, brückenlos ans andere Ufer zu gelangen. Folgerichtig lässt sich die Tour vielerorts abwandeln.

Wer am rechten Rheinufer bleibt, passiert bald die Stadtgrenze zu Leverkusen. Hier atmet der Ortsteil Hitdorf geradezu mediterranes Flair. Im bis in die 1980er Jahre gewerblich genutzten Hafen liegen heute ausschließlich Sportboote. Auch das benachbarte Kran-Café ist ein Relikt aus dem 600 Jahre währenden, industriellen Leben des Hitdorfer Hafens. Eine private Initiative verhinderte vor nunmehr zehn Jahren seinen Abriss. Seitdem wird er als Café mit angeschlossenem Biergarten betrieben. Letzterer ist überdacht, so dass sich hier auch perfekt ein kleiner Schauer überbrücken lässt.

Die Tasse Filterkaffee schlägt im Kran-Café mit zwei Euro zu Buche, eine Riesen-Frikadelle mit Brötchen ist für 3,50 Euro zu haben. Entsprechend gut gestärkt geht es auf die letzten Kilometer. In diesem Streckenabschnitt tut sich eine gewaltige Ton-Bild-Schere auf, führt der Radweg doch ein Stück weit direkt am Rande der A59 entlang. Während oben der Verkehr vorbei rauscht und Autobahnschilder den Weg ins nur noch 15 Kilometer entfernte Köln weisen, wuchert unten in der Hitdorfer Laach das Grün beinahe urwaldartig. Eine seltsame Kombination. Kurz danach erreicht man die Wupper. Hier steht man abermals vor der Wahl. Vor der Brücke links geht es immer am Flüsschen entlang zum Stadtteil Opladen. Die dortige Fußgängerzone bietet alles, was das hungrige Radlerherz begehrt – vom Eis über Döner und Falafel bis hin zu Pizza – und ist der etwas seelenlosen Innenstadt Leverkusens vorzuziehen. Am Rande der Opladener Fußgängerzone, auf der Düsseldorfer Straße 11, findet sich ein echtes Kleinod: Das Café Nöres besteht schon seit 1934. Die Rezepturen für Torten, Kuchen und Brote werden bereits in dritter Generation weitergegeben. Und der Gastraum mit seinen Jahrzehnte alten, stilvollen Möbeln macht einen glauben, man habe eine Zeitreise unternommen.

Jene, die an der Wupper nicht gen Opladen abbiegen, sollten nach Überqueren der Wupperbrücke unbedingt dem Hinweisschild „Schiffsbrücke“ folgen. Die schwimmende Brücke an der alten Wuppermündung ist die einzige ihrer Art in Deutschland und gilt in Westeuropa als einzigartig. Das Ensemble aus den drei Schiffen „Einigkeit“, „Recht“ und „Freiheit“ steht unter Denkmalschutz. Hier läuft Cafébetrieb, zudem finden regelmäßig Veranstaltungen wie Konzerte oder Lesungen statt.

Dann ist das Etappenziel erreicht. Hinter der Leverkusener Rheinbrücke erheben sich die immer ein bisschen bedrohlich wirkenden und stets rauchenden Schlote des Bayer Chemiewerks. Natürlich sollte man Leverkusen nicht verlassen, ohne das Wahrzeichen der Stadt gesehen zu haben: das Bayer-Kreuz, das es mit seinen 50 Metern Durchmesser sogar ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat. Wer noch Kraft in den Beinen hat, kann die Rückreise per Rad antreten. Wer schwere Beine hat, steigt in Leverkusen-Mitte einfach nebst Drahtesel in die S6 oder den Regionalexpress nach Düsseldorf

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