Trödel in Düsseldorf Der Radschlägermarkt verabschiedet sich vom Großmarktgelände

Düsseldorf · Der Radschlägermarkt zieht um, Sonntag fand der Trödel ein letztes Mal an gewohnter Stelle statt. Das sagen Besucher und Verkäufer zum Standortwechsel.

Lena aus Aachen und Angelika aus Heinsberg waren auf dem letzten Radschlägermarkt auf dem Großmarktgelände erfolgreich.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Annemaries Warenangebot ist im Vergleich mit einigen anderen Trödlern beim Radschlägermarkt eher übersichtlich. Die gesetzte Dame ist mit ihrem Eheman auf das Großmarktgelände gekommen und hat sich eine kleine Standfläche im Freien gebucht. „Wir wollen uns zu Hause verkleinern, wollen und müssen deshalb ein paar Dinge, die sich eben über die Jahre angesammelt haben, abgeben“, verrät die Düsseldorferin. „Einmal im Jahr komme ich als Anbieterin auf den Radschlägermarkt.“ Ihre „Waren“ – Pullover, Kleider, antikes Vorlegebesteck, Gläser, Handtaschen, Schmuck – sind eher hochwertig als Trödel und sie ist sich der Werthaltigkeit durchaus bewusst. Unverschämt niedrige Preisgebote von Interessenten weist sie entschlossen zurück. Zum Handeln und zu Kombi-Geschäften ist sie aber dennoch bereit. „Die Handtasche aus Eidechsenleder aus den 1970er Jahren 22 Euro. Der Jade-Anhänger aus China 20 Euro“, rechnet Anni vor. „Ok, zusammen 40 Euro.“ Nach einigem Zögern kramt der Kunde das Geld aus der Tasche hervor und bezahlt. „Die Standgebühr habe ich schon drin“, frohlockt die Verkäuferin.

Sie weiß, genau wie so ziemlich alle Hobby-Trödler, professionelle Flohmarkt-Händler und die Schnäppchenjäger, dass die Tage des Radschlägermarktes auf dem Großmarkt-Gelände in Derendorf gezählt sind. Der Termin am 8. September war die Abschiedsveranstaltung. „Ich bin wirklich gerne zum Großmarkt gekommen, auch weil es nicht so weit von uns weg ist“, bedauert Anni. „Aber es soll doch an der Metro weitergehen. Dort finde ich es nicht weniger persönlich, nicht weniger atmosphärisch als am Großmarkt. Dass dort viele der Parkplätze überdacht sind, ist doch sogar ein Vorteil.“

So schwankt die allgemeine Stimmung zwischen etwas Abschiedswehmut einer liebgewonnenen Location und der Neugier auf den neuen Veranstaltungsort. „Ich weiß, dass es an der Metro weitergehen soll, kenne den Ort aber bisher überhaupt nicht“, verrät Rita Schulze. Die Dortmunderin kam in den letzten zehn bis 20 Jahren, so genau weiß sie es gar nicht mehr, jedesmal zum Radschlägermarkt. „Der Markt hat ein einzigartiges Flair. Und mit meinem Standnachbarn zur Rechten stehe ich schon gefühlt immer zusammen. Ob das auch am neuen Standort so sein wird, weiß ich nicht.“ Eine, wahrscheinlich sogar mehrere Chancen wird sie der Metro aber geben, laufen die Geschäfte der professionellen Marktbeschickerin in Düsseldorf doch gut. „Wir werden auf jeden Fall zum neuen Standort kommen“, kündigt Schulze an. „Ich weiß zwar nicht, ob ich wieder direkt neben meinem Kollegen stehen werde und ob der neue Standort genauso viel Atmosphäre besitzt wie der alte, aber wir sind ja Kummer gewohnt.“

Über Angebots- oder Kundenmangel nach dem Umzug werden sich die Radschlägermarkt-Organisatoren wahrscheinlich keine großen Sorgen machen müssen. Der „neue“ Radschlägermarkt dürfte weiterhin eine Attraktion für den Großraum Düsseldorf und weiter darüber hinaus bleiben. Günther aus Wegberg, der fünf, sechsmal im Jahr als Anbieter zum Radchlägermarkt gekommen ist, will mit umziehen. „Ich werde mir den neuen Standort mal im Oktober angucken“, so der semi-professionelle Trödler. „Ich lass mich überraschen, weil ich den neuen Platz nicht kenne.“

Lena aus Aachen und Angelika aus Heinsberg sind extra frühmorgens um 5.30 Uhr aufgestanden, um früh genug für die „richtig guten Sachen“ in Derendorf zu sein. Aber Lena wusste schon vorher, was sie kaufen würde. Es wurde ein gepolsterter Stuhl aus den 1960er Jahren. „Der Händler wollte 150 Euro haben, bezahlt habe ich 70“, freute sich die Aachenerin. „Wir sind einmal über den kompletten Radschlägermarkt gelaufen, haben aber nichts besseres gefunden.“ Ihr Schnäppchen mildert den gar nicht so großen Abschiedsschmerz. „Schade, dass der Radschlägermarkt weg muss. Ich habe familiäre Beziehungen in den Stadtbezirk. Meine Eltern kommen aus Unterrath“, offenbart Lena. „Was ich auch immer geschätzt habe, ist, dass es auf dem Radschlägermarkt einfach alles gegeben hat. Und ich mag diesen leicht verlotterten, maroden Charme des alten Platzes.“ Aber warum soll es am neuen Standort nicht genauso sein, fragte sich die Aachenerin. Ihre Antwort: „Mir ist prinzipiell egal, wo der Radschlägermarkt stattfindet, Hauptsache er findet weiterhin statt.“