Düsseldorf Raab-Nachfolge: Aufsichtsrat der Uniklinik tagt

Düsseldorf · An der Uniklinik ist das Aus für den Ärztlichen Direktor Wolfgang Raab und die Folgen zurzeit das große Gesprächsthema. Mittlerweile wird auf dem Klinikgelände sogar darüber spekuliert, ob man in Kürze ganz ohne medizinischen Fachmann an der Spitze dastehen könnte.

Nach der Demission Raabs wurde zwar verkündet, dass sein Stellvertreter Helmut E. Gabbert gemeinsam mit dem kaufmännischen Direktor Matthias Wokittel nun die Geschäfte führt. Allerdings hatte der jetzt in die Pflicht genommene Gabbert (63) schon vor Monaten verkündet, die Funktion als Stellvertretender Ärztlicher Direktor abgeben und sich auf seine Tätigkeit als Chef des Instituts für Pathologie konzentrieren zu wollen.

Mit dieser Frage muss sich der Aufsichtsrat der Uniklinik am Dienstag der kommenden Woche beschäftigen. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, dass dort bereits ein Nachfolger für Wolfgang Raab benannt wird. Dann könnte sich Gabbert vermutlich wie gewünscht auf seine Direktoren-Funktion beschränken - in dem Institut gibt es Personalengpässe. Ob es so weit kommt, ist zurzeit aber nicht absehbar.

Raab ist wegen des Verdachts der Untreue angeklagt. Ob es zum Prozess an der Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht kommt, steht noch nicht fest. Der Professor hat jetzt mit seinen Anwälten erst einmal Gelegenheit, die Anklage zu prüfen und dem Gericht eine Stellungnahme zuzuleiten. Dann gibt es eventuell Nachermittlungen. Der Aufsichtsrat der Uniklinik hat parallel letzte Woche die Ablösung von Raab durchgesetzt, der aber für sein Ausscheiden Bedingungen stellte - jetzt laufen deswegen Trennungsgespräche.

Von deren Ergebnis hängt auch ab, welche berufliche Perspektive der Zahnmediziner hat. Die Uniklinik bestätigt nämlich, dass selbst die Rückkehr Raabs an die Spitze der Zahnklinik theoretisch denkbar und zumindest eine Option sei. Dort amtiert kommissarisch seit Jahren Thomas Beikler. Raab war Direktor der Zahnklinik, als er im Mai 2006 kommissarisch und im November 2006 ordentlich zum Ärztlichen Direktor der Uniklinik bestimmt wurde. Damals befand sich die Uniklinik in Not, sie schrieb rote Zahlen. Raab, der das Sparen an der von ihm geleiteten Zahnklinik zuvor "geübt" und für positive Schlagzeilen gesorgt hatte, setzte ein 35-Millionen-Sparpaket um und stellte die Klinik wieder auf gesunde Beine.

Sechs Jahre gab es positive Zahlen, erst im vergangenen Jahr bilanzierte man ein Defizit von 9,3 Millionen Euro, unter anderem wegen des noch immer geschlossenen Operativen Zentrums. Der Mediziner erhielt laut Anklageschrift in seinem Vertrag die Erlaubnis, als Zahnarzt vier bis sechs Stunden wöchentlich in einer Privatambulanz persönlich zu behandeln und abzurechnen.

Laut Zeugenaussagen soll ein Arzt, der an der Uni angestellt war, jedoch beinahe komplett im Namen Raabs behandelt haben. Die Anklage umfasst den Zeitraum Juli 2006 bis Ende 2011, es geht um 1417 Patienten. Die Zusatzeinkünfte Raabs sollen in diesem Zeitraum bis zu 100.000 Euro im Jahr betragen haben. Den Gesamtschaden bezifferte die Staatsanwaltschaft auf rund 350.000 Euro.

(anch)
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