Prozess in Düsseldorf Frau im Rollstuhl attackiert Polizisten bei Demonstration

Düsseldorf · Weil die Frau keine Maske trug, wollte die Polizei die Rollstuhlfahrerin auf einer Querdenker-Demo in Düsseldorf kontrollieren. Die 47-Jährige schlug die Beamten mit der Faust und rammte sie mit ihrem Rollstuhl. Nun muss sich die Frau vor Gericht verantworten.

 In den Wintermonaten demonstrierten Impfgegner fast wöchentlich auf dem Corneliusplatz.

In den Wintermonaten demonstrierten Impfgegner fast wöchentlich auf dem Corneliusplatz.

Foto: Stefani Geilhausen

Mit den Folgen einer „Querdenker“-Demo vom November 2020 auf dem Corneliusplatz will sich eine 47-jährige Rollstuhlfahrerin auf keinen Fall abfinden. Sie verweigert die Zahlung von 3600 Euro Strafe wegen tätlicher Angriffe auf Polizisten und Beleidigung der Beamten, die sie unter anderem als „Bullenschweine“, „Schergen“ und „Drecksvieh“ bezeichnet haben soll. Aufgefallen war die Frau, weil sie ohne Mundschutz unterwegs war.

Mit ihrem Elektrorollstuhl soll sie  auf mehrere Polizisten losgefahren sein. Zum Prozess über diese Vorwürfe konnte sie beim Amtsgericht nicht erscheinen: Ein Behindertenfahrstuhl in ihrem Heimatbahnhof sei defekt, teilte sie mit, sie könne also weder den Bahnsteig erreichen, noch nach Düsseldorf reisen.

Eigentlich hatten die Beamten bei der Demo an jenem Novembernachmittag nur die Personalien der 47-Jährigen verlangt. Weil die Behinderte keinen Mundschutz trug, hatte sie gegen die Corona-Schutzverordnung verstoßen. Doch Auskünfte soll die Frau kategorisch abgelehnt haben, sei mit ihrem Rollstuhl auf drei Polizisten losgefahren, um zu flüchten.

Als einer der Beamten den Rollstuhl blockierte, wollte die Angeklagte trotzdem wegfahren, eins der durchdrehenden Hinterräder habe am Schienbein des Beamten eine Schürfwunde verursacht. Als es den Polizisten gelang, die Fahrt der Behinderten zu stoppen, soll sie mehrere Fausthiebe gegen die Polizisten verteilt, soll die Beamten zudem gekratzt, übel beschimpft und beleidigt haben.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft hat das Amtsgericht eine Strafe von 120 Tagessätzen zu je 30 Euro  verhängt wegen tätlichen Angriffen auf die Beamten, wegen Widerstands, Körperverletzung und wegen Beleidigung. Dagegen legte sie Einspruch ein, wollte zum Prozess beim Amtsgericht etliche ihrer Freunde mitbringen.

Stattdessen blieb die Anklagebank allerdings leer. Telefonisch ließ sie wissen, sie könne wegen des Fahrstuhl-Defekts am Bahnhof nicht vor Gericht erscheinen. Der Richter akzeptierte das ohne Nachprüfung und will das Verfahren gegen die vermeintlich rabiate Rollstuhlfahrerin demnächst ganz neu ansetzen. Einen Termin dafür gibt es noch nicht.

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