Niedrige Besucherzahlen Quadriennale ohne Schwung
Düsseldorf · Geisterbusse kurven seit sechs Wochen durch die Düsseldorfer Innenstadt: Die Linie Q verkehrt zwischen den Stationen der Quadriennale, also zwischen dem Ehrenhof im Norden und dem KIT-Schauraum im Süden, doch kaum einer fährt mit.

Quadriennale 2010: James Lee Byars
Auch wer die Ausstellungen des Kunst-Festivals zu Fuß aufsucht, ist in manchen Häusern mit dem Personal allein. Die mit fünf Millionen Euro bezuschusste Quadriennale — ein Fehlschlag?
Zumindest Düsseldorfs Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, zugleich Geschäftsführer der Quadriennale, sieht keinen Anlass zu Miesepetrigkeit. Er verweist darauf, dass heute der 100 000. Besucher erwartet werde — und verweigert im Übrigen jegliche Angabe von Besucherzahlen der einzelnen Museen.
100 000 Besucher — das jedenfalls gibt Lohe auf Nachfrage zu — bedeuten in Wirklichkeit 100 000 Besuche. Wer also drei Ausstellungen der Quadriennale besucht, zählt als dreifacher Gast. Die Zählweise ist zwar üblich, relativiert aber doch das stolz verkündete Zwischenergebnis.
Der gefühlte Zwischenstand der bis in den Januar währenden Kunstwochen erweckt einen anderen Eindruck — einen Eindruck, den manche Häuser unumwunden bestätigen. Die Nam-June-Paik-Ausstellung im Museum Kunstpalast zum Beispiel, so verlautet am Ehrenhof, lief schleppend an, lockte erst in den beiden Ferienwochen Besucher in nennenswerter Zahl und verzeichnet bis jetzt 12 600 Gäste. Die Kunstsammlung NRW gab kürzlich immerhin eine Zahl für ihre Beuys-Ausstellung bekannt. Inzwischen dürften dort rund 35 000 Besucher registriert worden sein. Für den Zuspruch zur Schau von Düsseldorfer Kunst im Ableger K 21, dem Sorgenkind des Hauses, gibt es dagegen keine Auskunft.
Insgesamt, so hört man inoffiziell, verzeichnen die kleinen Institute einen überraschenden Zulauf (der aber angesichts ihrer insgesamt geringen Besucherzahlen kaum ins Gewicht fällt), während die Großen mit Ausnahme der Beuys-Schau darben. Werner Lippert, Chef des NRW-Forums, rechnet aber immerhin am Ende mit 25 000 Besuchern seiner Fotografie-Ausstellung.
Anders als die erste Ausgabe der Quadriennale im Jahr 2006 hat die zweite keinen Magneten, der erheblich mehr als nur ein Spezialpublikum anspricht. Damals entfiel allein die Hälfte der Besuche auf eine einzige Ausstellung: die Caravaggio-Schau im Museum Kunstpalast. Insgesamt brachte es die Quadriennale auf 380 000 Besucher — eine Zahl, von der die jetzige Ausgabe weit entfernt ist.
Zahlen sind nicht alles im Ausstellungsbetrieb, und mit Recht verweist Lohe darauf, dass die Quadriennale in diesem Jahr auf ein besonders qualifiziertes Publikum setze. Doch wer einmal im Museum K 21 fast eine Stunde lang der einzige Besucher war, dem fällt es schwer zu glauben, dass die Veranstalter mit dem bisherigen Verlauf zufrieden sind.