Deutschland gegen Spanien Public Viewing in Düsseldorf - Begeisterung für WM fehlt noch

Düsseldorf · Nach dem eher schwachen WM-Auftakt gegen Japan war das Spiel der Deutschen gegen Spanien bei der WM am Sonntagabend ein hochklassiges. Beim Public Viewing in der Düsseldorfer Innenstadt ist der Funke jedoch noch nicht übergesprungen.

Public-Viewing-Zaungäste an der Eisbahn an der Kö.

Public-Viewing-Zaungäste an der Eisbahn an der Kö.

Foto: Tino Hermanns

Die Weltmeisterschaft spaltet die Fußballszene in Deutschland. Die einen geben den Sport den Vorrang und schauen sich die Spiele in Katar an, die anderen verweigern die übliche Gefolgschaft, weil im Ausrichterland die Rechte von Arbeitsmigranten mit Füßen getreten werden und Homosexualität unter Strafe steht.

Das ist am Sonntagabend deutlich in der Düsseldorfer Altstadt zu sehen. Auf der Bolkerstraße stehen beim Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Spanier 28 Bildschirme auf den Terrassen der Kneipen, an anderen Lokalen hängt deutlich sichtbar ein Schild „Kein Katar in meiner Kneipe“.

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Foto: AP/Matthias Schrader

Doch es gibt auch Fußball-Fans, die noch nicht so genau wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. „Eigentlich wollte ich mir kein WM-Spiel ansehen, aber jetzt stehe ich hier und schaue doch Deutschland gegen Spanien“, gesteht Sven Dorfner. „Aber wenn es so verlockend ist wie an der Eisbahn, wenn man Glühwein und Reibekuchen bekommt und quasi nebenbei Fußball gucken kann, dann kann ich nicht widerstehen und schaue eben.“

Dorfner gehörte mit seiner Clique, die eigentlich nur den Weihnachtsmarkt besuchen wollte, zu den wenig mehr als 60 Menschen, die wirklich interessiert auf die große LED-Wand an der Eisbahn schauten. Die meisten anderen interessierten sich mehr für kulinarische, denn für sportlich Genüsse.

Auch auf der Bolkerstraße und der Schneider-Wibbel-Gasse, dem Hotspot der spanischen Restaurants, hielt sich die Fußball-Begeisterung in Grenzen. Die Terrassen waren zwar ordentlich gefüllt, doch die Gespräche drehten sich nicht ausschließlich um Fußball.

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Foto: dpa/Robert Michael

Etwa bei Florian, Michael, Martin und Olaf, die sich im „Ohme Jupp“ auf der Ratinger Straße getroffen hatten. Ihr Gespräch drehte sich auch um Uhren. „Für uns ist es ein großer Spaß, der nichts mit Fußball zu tun hat“, erklärte Florian. „Man muss die Situation so akzeptieren, wie sie eben ist. Für uns ist es das erste Spiel, was wir sehen.“ Das „Ohme Jupp“ ist ihr Stammlokal, hier treffen sie sich regelmäßig, aber bisher nie sonntags. Sie stehen der WM in Katar sehr kritisch gegenüber. „Man hätte sich vorher Gedanken machen sollen, wohin man die WM vergibt“, meint Michael. „Drei Wochen vor WM-Start war der Aufschrei groß.“

Florian fühlt sich von vielen Institutionen im Stich gelassen. „Die Fans sind vor die Gewissensentscheidung gestellt, was sie mit einer Entscheidung von einer Organisation machen, auf die sie keinen Einfluss haben“, so Florian. Die Vier hatten jedenfalls jede Menge Spaß, mit und ohne die deutschen Elitekicker.

Zu den Kneipen, die sich den WM-Übertragungen verweigern, gehört das Olbermanns am Burgplatz. Doch ganz ohne Fußball geht es auch in dem Brauhaus nicht. „Wir haben das Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger von 1979 zwischen der Fortuna und dem FC Barcelona gezeigt“, erläutert der Sohn des Brauereiinhabers. „Für uns war schnell klar, dass wir nichts von der WM zeigen.“

Dem Umsatz schadetet das offensichtlich nicht, denn das Olbermanns war voll und sogar Fortuna Kult-Kicker Egon Köhnen, der selbst im Europapokalfinale in Basel auf dem Feld gestanden hat, schaute vorbei. So bleibt es jedem selbst überlassen, wie er oder sie mit der WM umgeht. Möglichkeiten, sich nach seinem Geschmack zu vergnügen, gibt es ausreichend in Düsseldorf. Vielleicht springt der WM-Funke ja beim dritten und entscheidenden Spiel gegen Costa Rica am Donnerstag über.

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