Prozess in Düsseldorf Obdachlose fliegen ohne zu zahlen in den Urlaub

Düsseldorf · Mallorca, Gran Canaria, Teneriffa und Fuerteventura: Ein obdachloses Paar (19/38) wollte vom sonnigen Süden nicht bloß träumen, sondern hat sich dort ordentlich verwöhnen lassen. Trotz vollkommen leeren Bankkontos. Vor Gericht wurden sie zu Haftstrafen verurteilt.

 Die beiden Angeklagten mit ihren Verteidigern vor der Verhandlung im Gerichtssaal

Die beiden Angeklagten mit ihren Verteidigern vor der Verhandlung im Gerichtssaal

Foto: Wulf Kannegießer

Endlich nicht mehr in Düsseldorf frieren oder hungern, sondern in den Süden reisen, ein Dach über dem Kopf haben, sich in sonniger Wärme aalen und rundum verpflegen lassen. Diese kostspieligen Träume konnten sich der Angeklagte und seine Freundin ohne einen Cent in der Tasche vier Mal sogar erfüllen.

Zwölf Pauschalreisen haben der Mann und seine Freundin Anfang 2017 via Internet gebucht, in vier Fällen hat das sogar geklappt. Dann aber riss die Justiz das mittellose Paar aus allen Schwelgereien, beide kamen in U-Haft und am Mittwoch vors Amtsgericht. Hier kassierte der vorbestrafte Mann für die Betrüger-Touren 20 Monate Haft. Seine damals noch heranwachsende Freundin kam nach Jugendrecht sogar mit vier Wochen Dauerarrest davon.

Acht Reisen wurden storniert - doch vier klappten

Nach Mallorca, Gran Canaria, Teneriffa und Fuerteventura war das mittellose Paar durchgestartet, ließ es sich bis zu 14 Tage lang auf Kosten eines Reiseveranstalters gut gehen. Acht ähnliche Touren hat das Internet-Portal dem Paar vermasselt, so auch eine Reise nach Lanzarote. Denn gelegentlich fiel auf, dass beide als insolvent bekannt waren. Ihre Buchungen also storniert.

Dass ihre Reisepläne trotz einer falschen Bankverbindung oder mangels Kontodeckung in einem Drittel aller Versuche dennoch geklappt haben, fand sogar einer der Verteidiger "erstaunlich". So sei das geständige Paar weder beim Abflug, noch im Ferienhotel (mit Vollpension) oder beim Rückflug je auf die Bezahlung der Reise angesprochen oder deswegen zur Rede gestellt worden.

Weil der Mann schon etliche Betrugsvorstrafen angesammelt hatte, konnte von einer Bewährungs-Chance für ihn jetzt aber keine Rede mehr sein. Er wird ein Jahr und acht Monate absitzen müssen. Seine halb so alte, inzwischen von ihm getrennte Freundin kam glimpflich davon. Ihre Strafe von vier Wochen Dauerarrest ist durch die U-Haft bereits verbüßt.

(wuk)
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