Prozess gegen Kunstberater Helge Achenbach: "Ich war fehlgeleitet"

Essen · Im Betrugsprozess gegen Helge Achenbach hat der inhaftierte Kunstberater vor dem Essener Landgericht weitere Vorwürfe aus der Anklage eingeräumt. "Ich war fehlgeleitet", las Achenbach aus einem vorbereiteten Papier vor, "und ich stehe zu meiner Verantwortung."

Helge Achenbach: Bilder vom Prozessauftakt
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So habe er als Geschäftsführer der Kunstsparte der Berenberg Privatbank dem Pharmaunternehmer Christian Boehringer unberechtigte Aufschläge beim Kunstkauf berechnet zu haben.

Zugleich erhob Achenbach Vorwürfe gegen die Bank, deren Prognosen für das gemeinsame Kunstberatungsunternehmen "Berenberg Art Advice" sich nicht erfüllt hätten, und gegen seinen früheren Partner in dem Unternehmen, Thomas Kellein. Der promovierte Kunstexperte, den er als Berater für die Geschäfte mit Boehringer engagiert hatte, habe "ständig nach Geld gefragt", ihn unter äußersten Druck gesetzt und ihn letztlich sogar dazu "verführt", die Profite, die sich mit dem Unternehmen nicht realisieren ließen, bei dem reichen Kunden zu generieren. Es sei ihm schon damals klargewesen, dass das falsch war.

Seinen mit angeklagten früheren Kollegen und Partner Stefan Horsthemke nahm Achenbach in Schutz. Der habe stets nur mitgetragen "wofür ich den Anstoß gegeben habe". Horsthemke teilte diese Verteidigungsstrategie nicht, beteuerte, nichts mitgetragen, sondern nichts von Achenbachs Rechnungspraxis gewusst zu haben. "Ich hatte schon Kritik an ihm gehört, die aber für Neid gehalten. Ich war von seiner Kreativität fasziniert — das war vielleicht aus heutiger Sicht blauäugig", sagte Horsthemke, der ebenfalls seine Aussage schriftlich vorbereitet hatte. Er bestätigte aber auch Achenbachs Aussage, wonach die "Berenberg Art Advice" bereits kurz nach ihrer Gründung Liquiditätsprobleme hatte und von der Bank, der die Mehrheit der GmbH gehörte, nicht ausreichend unterstützt worden sei.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Foto: Endermann, Andreas

Die Anklage wirft Achenbach, der seit Juni in Untersuchungshaft sitzt, vor, mit gefälschten Rechnungen und unberechtigten Preisaufschlägen einen Schaden von mehr als 23 Millionen Euro verursacht zu haben. Neben Boehringer gehört zu dem Geschädigten demnach auch der verstorbene Aldi-Nord-Erbe Berthold Albrecht, dessen Witwe mit einer Strafanzeige das Verfahren gegen Achenbach ins Rollen brachte. Ihre Kinder verklagen Achenbach derzeit in Düsseldorf auf Schadenersatz in Millionenhöhe. In diesem Verfahren wird nächste Woche eine Entscheidung erwartet.

(sg)
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