Hochriskantes Modell zur Kapitalanlage gestartet Prozess um das Märchen von den Traumzinsen startet

Innerhalb von drei Jahren sollen drei Männer 2,2 Millionen Euro auf die Seite geschafft haben. Pharma-Großhändler sollten zum Billig-Einkauf von großen Mengen von Arzneimitteln erhebliche Kredite in die Hand bekommen – und die Waren später mit drastischen Aufschlägen weiterverkaufen

  Für den Prozess sind bisher acht Verhandlungstage eingeplant.

Für den Prozess sind bisher acht Verhandlungstage eingeplant.

Foto: dpa/Oliver Berg

Mit einem schönen Märchen über absolut risikolose Zinsgewinne von 24 Prozent im Jahr werden drei Geschäftsleute ab dem 23.August als Angeklagte beim Landgericht konfrontiert.

Ein Steuerberater (50) und ein Rechtsanwalt (57) sollen mit einem dritten Komplizen (46) vor mehr als zehn Jahren durch unhaltbare Zinsversprechen Millionenbeträge eingeheimst, den Geldanlagern dadurch Totalverluste beschert haben. Innerhalb von drei Jahren, so die Anklage weiter, seien 2,2 Millionen Euro unter ihren Händen versickert. Im Betrugsprozess will eine Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Anfang Oktober zu einem Urteil kommen. In einer Art Probelauf sollen die Tatverdächtigen in gleicher Besetzung schon 2004 bis 2005 ein hochriskantes Modell zur Kapitalanlage gestartet – und schon damals die kompletten Anlagegelder in den Sand gesetzt haben. Angeklagt oder gar verurteilt wurde dafür keiner von ihnen. Ab Ende 2005 bis 2007 verfolgten sie laut Anklage dann ihr nächstes Projekt: Pharma-Großhändler sollten zum Billig-Einkauf von großen Mengen von Arzneimitteln erhebliche Kredite in die Hand bekommen – und die Waren später mit drastischen Aufschlägen weiterverkaufen. Aus dieser Spanne errechneten die Angeklagten angeblich einen Zinsgewinn von 24 Prozent pro Jahr für die Geldgeber. Dass Gespräche mit Finanziers in Büroräumen abgehalten wurden, in denen Anwälte oder Steuerberater tätig waren, schuf angeblich weiteres Vertrauen in die Seriosität des Projekts. Und: Der 57-jährige Anwalt soll beteuert haben, er fungiere als Treuhänder, werde sich um die Abwicklung der Kapitalanlagen und deren absolut risikofreie Absicherung über eine schweizerische Bürgschafts-Firma kümmern. Daraufhin zahlten die Kunden mehr als zwei Millionen Euro ein – und werden davon laut Anklage keinen Cent wieder sehen. Denn schon direkt nach Eingang der Kundengelder sollen alle drei Angeklagten die Hand aufgehalten, insgesamt rund ein Viertel des Kapitals sofort für eigene Provisionen eingestrichen haben. Hätten sie mit dem Restgeld trotzdem die versprochenen Gewinne erzielen wollen, dann hätten sie damit Renditen von rund 65 Prozent erzielen müssen. Und das wäre selbst für ein überaus gewieftes Trio am Kapitalmarkt niemals zu schaffen gewesen. Für den Prozess sind bisher acht Verhandlungstage eingeplant.

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