Wohnen in Düsseldorf Protest gegen teure „Luxus-Apartments“

Düsseldorf · An der Ackerstraße demonstrierten Anwohner zusammen mit dem Bündnis für bezahlbaren Wohnraum gegen den geplanten Neubau „Lindenbogen“, in dem Eigentumswohnungen entstehen sollen.

 Unter dem Motto „Spekulatius gegen Spekulanten“ protestierten Anwohner in Flingern.

Unter dem Motto „Spekulatius gegen Spekulanten“ protestierten Anwohner in Flingern.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Auch der erzwungene Wechsel der Straßenseite konnte den Unmut über einen weiteren geplanten Luxusbau in Flingern nicht besänftigen. „Eigentlich wollten wir direkt vor dem leer stehenden Haus demonstrieren. Aber dann haben die Eigentümer Bauzäune aufstellen lassen, sodass wir auf die andere Straßenseite ausweichen mussten“, erläutert Johanes Dörrenbecher vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum Düsseldorf. Zudem mussten die Organisatoren einen weiteren Nackenschlag hinnehmen. Die Polizei verbot ihnen den Ausschank von Glühwein. So mussten sich die gut 60 Demonstranten bei der Demo „Spekulatius gegen Spekulanten“ mit heißem Tee und dem im Titel beschriebenen Knabbergebäck zufrieden geben.

Zufrieden ist die Nachbarschaft an Acker- und Lindenstraße sowie das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum mit der aktuellen Situation allerdings nicht. Der Abriss des Gebäudes steht offenbar kurz bevor. Die Harfid-Gruppe aus Essen hat als Bauherrin das Projekt übernommen. Im Sommer wurde die Abbruchanzeige bei der Stadt gestellt, das bestätigte eine Sprecherin der Firma gegenüber unserer Redaktion. Jetzt soll an der Ecke gegenüber dem Café Hüftgold ein Haus mit dem wohlklingenden Namen Lindenbogen gebaut werden. Auf sechs Geschossen sollen 28 „hochwertige Eigentumswohnungen“ entstehen, die zwei bis sechseinhalb Zimmer groß werden, heißt es. Alle Wohnungen sollen eine Loggia oder eine Terrasse zur Straße oder in den Hof bekommen. Auch eine Tiefgarage mit 27 Stellplätzen ist eingeplant. Im Erdgeschoss sollen zudem 650 Quadratmeter für Gewerbe zur Verfügung stehen.

Bei den Begriffen „hochwertig“ und „Eigentumswohnungen“ kommen das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum und große Teile der Nachbarschaft in Wallung. „Damals, als die Frauenberatungsstelle, die Trinkhalle, das Theater Flin und andere Läden an der Ackerstraße 144 den Ackerlofts weichen mussten, dachte ich schon: Wow, dieser Stadt ist nicht vieles heilig, wenn es die Möglichkeit gibt, Geld anzulocken. Da wurde nicht nur Wohnraum vernichtet, sondern wichtige soziale Treffpunkte gleich mit“, ärgert sich eine Anwohnerin. „Ich habe eine Ahnung davon, wo es nach Meinung der Spekulanten mal hingehen soll und ein Stück ja auch schon hingegangen ist: Ein glatt gelecktes, homogenes Wohnviertel in Citynähe, das soll Flingern mal werden, das schwebt ihnen vor.“ Sie kenne mittlerweile eine Vielzahl von Menschen, die weggezogen seien, weil es entweder bei Familienzuwachs keinen bezahlbaren Wohnraum mehr gegeben habe oder weil sie, wie sie selbst, von ihren Vermietern herausgeekelt wurden, weil die ebenfalls lieber Eigentumswohnungen schaffen und meistbietend verkaufen wollten.

Unter den Demonstrierenden war auch SPD-Bundestagsabgeordnete Zanda Martens. „Es gibt zunehmend weniger bezahlbaren Wohnraum. Es gibt immer mehr Spekulanten, die Leute aus ihren Wohnungen vertreiben, um ihre Gewinne zu vergrößern“, erklärte Martens. „Ich finde es gut, dass sich die Menschen dagegen auflehnen. Ich bin nicht nur als Politikerin, sondern auch als Bürgerin hier, um zu protestieren.“

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