Wohnen in Düsseldorf Protest gegen Bebauung von Grünoase

Anwohner laufen Sturm gegen die Idee der Bezirksregierung, den „Damm“ in Grafenberg möglicherweise zu bebauen. Darunter verläuft eine Güterzugstrecke, außerdem dient der Grünzug den Grafenbergern als Naherholungsgebiet.

 Neben Joggern, Spaziergängern und Radfahrern nutzen auch viele Hundeliebhaber den Damm täglich.

Neben Joggern, Spaziergängern und Radfahrern nutzen auch viele Hundeliebhaber den Damm täglich.

Foto: Marc Ingel

1983 wurde die Güterzugstrecke „Rotterdam-Genua“ ab dem Staufenplatz in Richtung Rath tiefergelegt, fiel die nervende Bahnschranke weg, entstand auf dem Damm oder Deckel, wie die Grafenberger sagen, ein Grünzug, den die Anwohner liebgewonnen haben. Jogger, Spaziergänger, Radfahrer und Hundeliebhaber nutzen die Wege zwischen Wildwiesen rege. Umso erschrockener waren sie, als die Bezirksregierung jetzt bei der Suche nach mehr Wohnbauland am Rhein ihre „Ideensammlung“ für mögliche Flächen präsentierte. Auf der interaktiven Karte finden sich auch zwei größere Flächen in Düsseldorf: in Knittkuhl gegenüber der Bergischen Kaserne sowie der gesamte Bereich des Grafenberger Damms zwischen Staufenplatz und Fahneburgstraße.

Zwar sei die Diskussion noch offen, würde das Thema erst einmal im Regionalrat am 27. Juni diskutiert, sei auch ein positives Votum allenfalls der Startschuss für die Bezirksregierung, sich mit allen beteiligten Akteuren über die Planung zu verständigen und auch die Bürger an der Entwicklung zu beteiligen. Aber die Betroffenen gerade in Grafenberg sind alarmiert. Joachim Reinhard wohnt schon eine gefühlte Ewigkeit in Grafenberg, vor zehn Jahren habe er eine vergleichbare Diskussion verfolgt, „das verlief im Sande, nachdem Bürger gegen die Pläne lautstark protestiert haben. Es war sogar die Rede davon, den Transrapid auf der Strecke fahren zu lassen“. Da Anlieger auf dem Damm darüber hinaus zum Teil über Privatgrundstücke bis zu 2000 Quadratmetern Größe verfügen würden, glaubt er ohnehin nicht, dass aus den Plänen was wird.

Ferry Weber ist zwar FDP-Ortsvorsitzender im Stadtbezirk 6, wohnt aber auf der „anderen Straßenseite“ im Grafenberger Bezirk 7. „Mal abgesehen davon, dass die verkehrliche Infrastruktur das gar nicht aufnehmen könnte und dass wir nicht jede freie Lücke im inneren Stadtgebiet zubauen dürfen, spürt jeder, der über den Damm geht, die Vibration eines durchfahrenden Güterzuges. Darauf zu bauen, das kann nicht funktionieren“, sagt er und meint: „Finger weg von den Grünflächen und Naherholungsgebieten.“

Auch der Grafenberger Hanno Bremer (CDU) warnt davor, „ganz Grafenberg zuzubauen. Das Grün muss erhalten werden, daher haben wir uns auch vehement dagegen gewehrt, als es darum ging, womöglich Teile des Grafenberger Waldes für Bauland zu opfern“. Priorität sollte es haben, die massiven Verkehrsprobleme im Stadtbezirk zu bekämpfen. Im Falle Knittkuhls ist er ebenfalls gegen eine Bebauung. „Wir können dort nicht einen neuen Stadtteil hinsetzen und die letzte Frischluftschneise dichtmachen.“

Gegenüber Reinhard Naujoks, Vorsitzender des Bürgervereins Grafenberg, hätten viele Anwohner der von den Plänen ebenfalls betroffenen Gutenbergstraße ihrem Ärger Luft gemacht. „Wir sind alarmiert, auch wenn es nur eine Planungsvorstufe ist. Aber: Wehret den Anfängen“, sagt Naujoks, der es nie für möglich gehalten hätte, dass man auf einer Tunneldecke bauen könnte. Der Bürgerverein habe sich zudem bereits so schön ausgemalt, die freie Wiese an der Gutenbergstraße in baldiger Zukunft Ludwig-Woker-Park taufen zu können (nach dem Errichter der Villen in dem Viertel), das wäre bei einer Realisierung der Baupläne dann wohl hinfällig.

Einzig Bezirksbürgermeister Karsten Kunert (SPD) kann die Aufregung nicht verstehen. „Die Flächen sind klar als allgemeiner Siedlungsbereich deklariert, und das beinhaltet eben auch Sport-, Park- und Freiflächen. Niemand wird das Tischtenniszentrum von Borussia niederreißen“, sieht Kunert die Planung eher als „Festschreibung des Status quo“. Letztlich obliege es der Stadt, ob sie bereit ist, Flächen umzuwidmen. Kunert geht jedenfalls nicht davon aus, dass auf dem Damm jemals ein Haus gebaut wird. Am Samstag, 8. Juni, 11 Uhr, hat Kunert eine Bürgersprechstunde im „Rund“ im Pavillon am Staufenplatz.

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