Ein Staubsauger und seine Folgen Propeller am Penis

Düsseldorf (dto). Packt den Mann die Leidenschaft, dann kann es vorkommen, dass er seinen Verstand aus- dafür aber den Staubsauger einschaltet. Besonders in München scheint das in den 70er Jahren so gewesen zu sein, denn immer wieder wurden Männer in der Uniklinik behandelt, die schreckliche Penisverletzungen, aber eigenartige Erklärungen dafür hatten. Ein Medizinstudent nahm sich diesen Verletzungen an und schrieb darüber seine Doktorarbeit. Zum Wohle der Wissenschaft verfasst, ist "Penisverletzung bei Masturbation mit Staubsauger" inzwischen zu einem Gegenstand einer Lesung geworden, die an absurder Komik kaum zu übertreffen ist.

Eine merkwürdige Mischung aus Staunen, Ekel und Heiterkeit überfiel die Zuschauer am Dienstagabend im Savoy Theater, wenn Charlotte Roche und Christoph Maria Herbst aus der Doktorarbeit der Technischen Universität München von 1978 mit folgendem Titel rezitieren: "Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern". Staunen über die Tatsache, dass es Männer gibt, die sich an Staubsaugern vergreifen, Ekel über die Bebilderung der minutiös geschilderten Vorfälle und Heiterkeit über die abstrusen Geschichten, die die Männer im Krankenhaus erzählten, wenn sie erklärten, wie denn ihr gutes Stück in den Propeller des Staubsaugers kommen konnte.

Schon beim Betreten des Theaters schmunzelten die Besucher, stand auf der Bühne doch der berühmt berüchtigte Staubsauger der Marke Kobold, der mit seinem lediglich 11 cm langen Ansaugstutzen zu den in der Arbeit behandelten Fällen führte. Daneben zwei Tische und ein Zeigestab, den Charlotte Roche immer wieder zu Demonstration an Dia-Aufnahmen nutzte, während sie sich mit Christoph Maria Herbst abwechselte, die wissenschaftliche Arbeit darzustellen. Mit Ironie und sarkastischem Unterton lasen sich die beiden durch Kapitel wie die Anatomie des Penis, Selbstbefriedigung und schließlich die bekannt gewordenen Fälle, bei denen sich die Männer beim Versuch, sich durch einen Staubsauger Lust zu verschaffen, ihr Geschlechtsteil verstümmelten.

"Da fehlt ja ein riesiges Tortenstück", kommentierte Roche ein Bild und das Publikum bog sich vor Lachen, obwohl den Männern angesichts dieser Bilder eher der Schmerz im Gesicht stehen müsste. 16 Verletzungsfälle wurden dargestellt, wobei besonders der Unfallvorgang für große Erheiterung sorgte. Handelte es sich bei allen Unfällen eindeutig um Verletzungen durch Masturbation mit einem Staubsauger, versuchten die Patienten mit abstrusen Geschichten dies zu vertuschen.

So wie ein 75-jähriger Mann, der eigentlich Probleme mit dem Ischias hatte und sich mit dem Staubsauger massieren wollte und dabei auf scheinbar unerklärlicher Weise sein Penis in den Sog des Staubsaugers kam. Oder die Geschichte von einem anderen Mann, der sein Auto sauber saugen wollte (scheinbar nackt) und auch dabei durch Zufall mit seinem guten Stück in den Staubsauger geriet. Einen ähnlichen Zufall erlebte auch ein Mann, der eigentlich nur seine Kaffeemaschine reparieren wollte und dabei angeblich in die Mühlen der Maschine geriet. Oder die Fälle von Sohn und Vater, wobei der Vater seinem Filius die Geschichte seiner Verletzungen nicht glauben wollte und anhand eines Selbstversuchs dessen vermutete Lügengeschichte aufdecken wollte.

Wenn der Staubsauger zum Sexspielzeug wird, ist Befriedigung nicht immer garantiert. Spaß bei der Lesung jedoch schon. Die Warnung der beiden Vorleser, bei "schwachen Menschen" könne es zu "Unwohlsein" kommen, erscheint berechtigt, aber dies kann die Zuschauer nicht daran hindern, sich vor Lachen zu biegen und die Erkenntnis zu erlangen, dass ein Teil der Menschheit offensichtlich ab und an den Verstand komplett ausschaltet. Die Doktorarbeit hatte jedoch auch andere Folgen: der Sauger der Marke Kobold wurde vom Markt genommen.

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