Auftrieb für die Düsseldorfer Musikszene Projekt für Live-Musik in Düsseldorf

Düsseldorf · Düsseldorf ist als Stadt der Kunst und der Mode bekannt. Die Szene für live gespielte Musik ist in Düsseldorf hingegen weniger groß. Besonders aufgefallen ist diese kulturelle Lücke im vergangenen Jahr, als viele Tausend Gäste und Musiker aus ganz Europa an den Rhein kamen, um am Eurovision Song Contest teilzunehmen.

 Der Musikproduzent Kyung-Il Han führt Bands und Solisten mit Gastronomen zusammen.

Der Musikproduzent Kyung-Il Han führt Bands und Solisten mit Gastronomen zusammen.

Foto: Christoph Goettert

Die Besucher wollten in der Stadt Live-Musik hören, hatten aber kaum Gelegenheit dazu - und das, obwohl in Düsseldorf etwa 300 Solo-Musiker und Bands ihre Songs produzieren.

Auch Kyung-Il Han kritisiert, dass es in Düsseldorf nur wenige Auftrittsmöglichkeiten für Musiker jenseits großer Bühnen und Konzertsäle gibt. Um dies zu ändern, gründete der Musikproduzent Ende vergangenen Jahres das Projekt "Stadtklang". Die Idee ist ganz einfach: Über das Internet rief der 30-Jährige die Musiker auf, sich zu melden. Gleichzeitig fragte Han einige Gastronomen, ob sie Interesse hätten, ab und zu ein paar Tische und Stühle beiseite zu rücken, um ihre Lokale für einen Abend in eine Bühne zu verwandeln. "Der Erfolg auf beiden Seiten war riesig", sagt Han. "Nach meinem ersten Aufruf meldeten sich 150 Bands und Musiker, und auch die Wirte fanden meine Idee gut." Noch immer melden sich Lokalinhaber bei Stadtklang und bieten an, ein Teil dieser Idee zu werden. Han hat inzwischen ein großes Netzwerk aus Bars und Restaurants geknüpft und stellt an die Wirte nur wenige Bedingungen. "Eine gemütliche und gepflegte Atmosphäre mit offenen und kulturinteressierten Mitarbeitern, damit sich die Künstler willkommen fühlen."

Die Bandbreite der Musik-Stile ist groß. Die Düsseldorfer Band "Foreignplaces" zum Beispiel spielt Indie-Pop, Magdalena Wolk singt Folk-Music, und der Kölner Solist "Cairo" präsentiert Songs mit deutschen Texten. Die Musiker gehen nach ihren Auftritten mit Hut herum. "Erfahrungsgemäß geben die Besucher zwischen 50 und 200 Euro - je nachdem, wie gut es ihnen gefallen hat", sagt Han. Viel wichtiger als das Geld sind für die Musiker die Gespräche und Kontakte. Han berichtet, viele Band und Sänger bekämen durch die Stadtklang-Konzerte weitere Auftritte, etwa bei Firmenveranstaltungen. "Alle profitieren von den Konzerten", sagt Han. "Die Wirte haben ihr Lokal voll, die Musiker machen ihre Lieder bekannt, und der Besucher hört gute, per Hand gemachte Songs."

Die Stadtklang-Idee breitet sich langsam auch in andere Städte aus. "Ich erhielt vergangene Woche eine Mail von jemand, der das Konzept gut fand und es in Lübeck realisieren wollte, und mich um Rat bat. Das war seit Anfang des Jahres die dritte Anfrage nach Bremen und Hannover." Finanzieller Gewinn bringt "Stadtklang" nicht. Es entstehen immer wieder Kosten, etwa für die Technik und die Website. "Außerdem zeichne ich die Konzerte in Bild und Ton auf", sagt Han. Die Künstler bekommen ein Video ihres Auftrittes für eigene Werbezwecke.

Im Frühjahr war aus Geldmangel erst mal Schluss mit "Stadtklang". "Nun suche ich Sponsoren, um auf Dauer Kosten für Transport, Technik und Web-Design decken zu können", sagt Han. Zurzeit dehnt Han das Stadtklang-Konzept noch aus und lädt für Freitag zu einer Lesung ein. Dafür hat er Alexandra Marie Walter und ihr Geschäft "4 Wände Marie" ins Boot geholt. "Wir wollen Kunst und Kultur vereinen", sagt Han. "Die Lesung ist ein Versuch, übergreifende Kulturveranstaltungen zu realisieren, die noch umfangreicher alle Sinne ansprechen." Der Düsseldorfer Krimi-Autor David Daniel liest aus seinem Roman "Herzblut" und bekommt dabei musikalische Unterstützung von Kate Truka. Sie spielt selbstkomponierte Lieder.

Auch wenn Han weitere Veranstaltungen mit Literatur, Malerei und Tanz plant, soll bei "Stadtklang" weiterhin die Livemusik im Mittelpunkt stehen. Bis Ende August stehen fast 20 Konzerte im Stadtgebiet auf dem Programm.

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