Präventionsprogramm in Düsseldorf „Crash Kurs“ will junge Autofahrer schocken

Beim Präventionsprogramm berichten Polizisten, Feuerwehrleute und Seelsorger jungen Sportlern über schwere Verkehrsunfälle.

 Feuerwehrmann Daniel Marzinzik erzählt im Rahmen des Programms „Crash Kurs“ von den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls – für die Betroffenen und ihn selbst.

Feuerwehrmann Daniel Marzinzik erzählt im Rahmen des Programms „Crash Kurs“ von den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls – für die Betroffenen und ihn selbst.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die Beispiele zeigten Wirkung. Es wurde immer leiser im Saal. Das angeregte Geschnatter von 150 Jugendlichen verwandelte sich in Totenstille. „Ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so emotional erfasst“, erklärte Hockey-Spielerin Elisa Gräve (Düsseldorfer Hockey Club/DHC). „Mein Bruder arbeitet im Rettungsdienst und hat schon einiges erzählt. Aber das hier wirkt intensiv nach.“

„Das hier“ war der sogenannte „Crash Kurs“ der Polizei NRW in Kooperation mit der Feuerwehr Düsseldorf und Notfallseelsorger Christoph Dörpinghaus vor Jugend- und Juniorenmannschaften von Fortuna (Fußball), DEG (Eishockey), DHC (Hockey), Panther (American Football) und den Giants (Basketball). Dörpinghaus, die Polizeibeamtinnen Mareike Vieten und Teresa Beine sowie Feuerwehrmann Daniel Marzinzik berichteten über Unfälle junger Verkehrsteilnehmer. Nicht nur was passiert ist, wurde thematisiert, sondern auch, wie die Polizeibeamtinnen das Erlebte verarbeiten oder wie der Notfallseelsorger eine Todesnachricht an die Angehörigen der Unfallopfer übermittelt. „Ich hoffe, dass weder ich noch einer meiner Kollegen jemals euren Kopf nach einem Unfall in den Händen halten und euren Eltern anschließend die Todesnachricht überbringen muss“, meinte Mareike Vieten. Ihr eindringlicher und emotionaler Vortrag über einen Unfall mit Todesfolge an der Further Straße in Hassels war mit Fotos der Unfallstelle, ohne die Opfer zu zeigen, dokumentiert. Ein alkoholisierter Fahranfänger war mit vermutlich überhöhter Geschwindigkeit von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Dabei überfuhr er einen an der Haltestelle stehenden 21-jährigen Mann, der noch an der Unfallstelle starb. „Das habe ich mir nicht so krass vorgestellt. Dass es auf Autobahnen zu tödlichen Unfällen kommt, ja, aber innerstädtisch, das habe ich nicht gedacht“, meinte Fortune Benedikt Schmitz.

Alkohol, Ablenkungen durch Musik über Kopfhörer, Handy-Telefonate, SMS oder WhatsApp sind häufige Unfallgründe. Der 18-jährige Benedikt Schmitz gestand, selbst schon einmal am Steuer mit seinem Handy telefoniert zu haben. „Das passiert mir nicht mehr. Man hat mir die Augen geöffnet“, so der Fußballer. Sein 17-jähriger Mannschaftskamerad Justin Möllering macht gerade den Führerschein. „Der Crash Kurs war lehrreich und wirkt nach“, sagte Möllering. „Wir haben nicht nur eine Verpflichtung uns und den anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber, sondern im besonderen Maße auch gegenüber unseren Eltern.“

Der Gedanke, selbst unverwundbar zu sein, wurde den jugendlichen Leistungssportlern ausgetrieben. „Ich konnte mein Kopfkino gar nicht mehr abstellen. Die Fotos haben viel mit meiner Psyche gemacht. Jetzt sind meine Gedanken: Jungs, dann kann euch auch passieren“, sagte Giants-Basketballer Stefan Nilges.

Er und auch andere Sportler wollen den Rat von Christoph Dörpinghaus von nun an beherzigen: „Wenn ihr Auto fahren wollt, sollte die erste Tür die ihr öffnet, die Heckklappe sein. Legt das Handy in den Kofferraum, dann entgeht ihr der Versuchung, auf ein Klingeln zu reagieren“, hatte der Notfallseelsorger empfohlen.

Als Sportler sind es die „Crash Kurs“-Teilnehmer gewohnt, sich an Regeln zu halten. Nur werden von vielen Verkehrsteilnehmern die Verkehrsregeln nicht immer beachtet. „Verkehrsregeln sind aber nicht aus Jux und Dollerei aufgestellt worden, sondern sie machen Sinn. Wir sollten nicht nur Fairplay im Sport, sondern auch im Straßenverkehr üben. Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer zu nehmen, sollte eine Selbstverständlichkeit sein“, appellierte Elisa Gräve an die jungen Zuhörer.

Panther-Footballer Elekan Oruc jedenfalls will genau das machen. „Ich werde mit sehr viel mehr Rücksicht unterwegs sein und vorausschauender fahren“, erzählte der 17-Jährige. Die Polizei hofft jetzt, dass die Sportler ihre „Crash Kurs“-Erlebnisse auf ihren Social-Media-Kanälen posten, um so eine noch größere Reichweite zu erhalten. „Ich bin sicher, dass einige unserer Jungs das machen werden“, meinte DEG-Sprecher Thomas Meinders. „Wir vom Verein werden es auf jeden Fall auf unserer Facebook-Seite veröffentlichen.“

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