Gibt es ein Leben neben der Uni? Professoren ganz privat

Düsseldorf · Düsseldorf (RP). Jeder kennt sie aus dem Hörsaal korrekt und dozierend. Doch was steckt eigentlich hinter den Wissenschaftlern? Gibt es ein Leben neben der Uni?

 Ulrich von Alemann, Prorektor für Lehre und Studienqualität der Heinrich-Heine-Uni, sammelt Feuerversicherungsschilder.

Ulrich von Alemann, Prorektor für Lehre und Studienqualität der Heinrich-Heine-Uni, sammelt Feuerversicherungsschilder.

Foto: RP, Busskamp

Düsseldorf (RP). Jeder kennt sie aus dem Hörsaal korrekt und dozierend. Doch was steckt eigentlich hinter den Wissenschaftlern? Gibt es ein Leben neben der Uni?

Als Kind waren weder Radio noch Fernseher noch Kassettenrekorder sicher vor Ulrich Schaarschmidt. "Ein Bastler, das war ich wohl schon immer. Ich habe alles auseinandergebaut", sagt der heute 55-Jährige. Zu seiner Vorliebe kam allerdings noch eine andere wichtige Begebenheit: Gleich in seiner Nachbarschaft gab es eine Firma, die Funkgeräte für Geheimdienste entwickelte. "Es war dort wie bei James Bond, mit Cocktailkirsche als Abhöhrgerät und all solch spannendem Schnickschnack."

Mit 18 hatte Schaarschmidt dann selber eine Lizenz ­ zwar keine als Agent, dafür als Amateurfunker. Eine Leidenschaft, die dazu führte, dass bei seinen Eltern im Garten bald große Antennen und Masten standen. Aber auch eine Leidenschaft, die ihn bis heute begleitet und ihn zu seinem Job brachte: Er lehrt als Professor technische Informatik an der Fachhochschule Düsseldorf.

Eigentlich sollte er als ältester Sohn die Baufirma seiner Eltern übernehmen. So hatte er erst einmal in seiner Heimatstadt Hamburg Architektur studiert. "Danach wollte ich aber unbedingt noch etwas lernen, das mir wirklich Spaß macht", sagt Schaar-schmidt. So landete der Tüftler schließlich bei der Elektrotechnik und bei der Informatik. "Zu wissen, wie ein Empfänger und ein Sender funktioniert, war dafür natürlich der optimale Einstieg", erklärt der Funker, der sich als Prof bis heute in seinen Seminaren damit beschäftigt.

Klar ist ihm allerdings, dass sich in den vergangenen Jahrzehnten alles durch den Einzug des Computers verändert hat. "Einen MP3-Player auseinanderbauen? Da ist mit Tüfteln nicht mehr viel. Die Programme sind viel zu kompliziert geworden." Trotzdem ist er nach all den Jahren mit Leib und Seele Amateurfunker geblieben. Zuhause unterm Dach hat er seine Station, von der aus er Kontakt zu Funkfreunden in der ganzen Welt hat. Das Schöne für ihn daran sei, dass es ein richtiges Individualisten-Hobby ist. "Funken kann ich, wann ich will und mit wem ich will", sagt er voller Begeisterung.

Auch beim Segeln und bei seinen Touren mit dem Campingbus dürfen die Antennen nie fehlen. "Bei der Wettervorhersage auf dem Wasser ist es unerlässlich. Ich habe es einmal per SMS versucht. Die haben mir dann immer das Wetter angesagt, das gerade nicht war." Auch gebe es eine Art Funk-Tourismus: "Eine einsame Insel ist für viele die Herausforderung. Hinzureisen und von dort aus zum allerersten Mal zu funken, ist für die das Größte."

Trotz des Charmes, den das Funken immer noch hat, weiß Schaarschmidt um das Nachwuchs-Problem. Mit seinen 55 Jahren gehöre er sogar zu den Jüngeren. Bei sich im Verein der Funkamateure veranstalte er daher regelmäßig "Fuchsjagden", bei denen Jugendliche Peilsender im Wald lokalisieren müssen.

Neuen Medien verweigert er sich trotzdem nicht. Skypen? Das beherrscht der Professor auch. "Mit meiner Schwester in Spanien halte ich auf diese Weise Kontakt."

Der Sammler

Seine Vorliebe für Feuerversicherungsschilder entdeckte Ulrich von Alemann (65), als der alte Gutshof seines Onkels in den Konkurs ging. Denn es war das Einzige, was vom Hof in Niedersachsen, wo der Prorektor für Lehre und Studienqualität der Heinrich-Heine-Uni immer seine Ferien verbrachte, übrig blieb. Das ist mittlerweile gut 30 Jahre her. Die Sammlung der Feuerversicherungsschilder wuchs stetig, und so zieren heute rund 55 Stück das Treppenhaus des Politikwissenschaftlers. Auf Flohmärkten ­ auch in Amerika oder Italien ­ hält von Alemann stets Ausschau nach den Reklametafeln der Versicherungen.

Der Sportler

8000 Kilometer sind es im Schnitt, die Guido Quetsch pro Jahr zurücklegt. Mit seinem Rennrad. Ob Touren im Sauerland und in der Eifel oder durchs bergige Mallorca in seiner Freizeit tritt der Leiter des Internationalen Büros am Sozialwissenschaftlichen Institut Düsseldorf energisch in die Pedale. "Richtig gepackt" habe ihn der Sport vor rund sechs Jahren. "Damals habe ich aufgehört zu rauchen", sagt der 47-Jährige. In einer Situation, in der viele mit dem Gummibärchen essen anfangen, hat er sich auf sein neues Rad geschwungen. Der Suchtfaktor ist jedoch ebenfalls hoch: So radelt Quetsch jetzt täglich von Pempelfort in sein Büro an der Uni. ana/Foto: Bauer

Podiums-Diskussion

Gute Profs, schlechte Profs - Was müssen sie in der Lehre leisten? Diese Frage stellt die RP bei einer Podiumsdiskussion am Dienstag, 3. November, 13 bis 14 Uhr, in der Philosophischen Fakultät, Foyer des Konrad-Henkel-Hörsaals. Zusammen mit Experten und Studenten wollen wir diskutieren. Schickt vorab eine Mail an duesseldorf@rp-online.de: "Was nervt in Vorlesungen und Seminaren?"

(RP)
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