Belastendes Material entdeckt Pröpper bei der IDR vor dem Aus

Düsseldorf · OB Elbers hat als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Stadttochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR) am 29. Februar eine Sondersitzung angesetzt. Thema: Beendigung des Dienstvertrags von Heinrich Pröpper als IDR-Vorstand. Prüfer sollen auf strafrechtlich Relevantes gestoßen sein.

 Heinrich Pröpper ist seit 2001 Vorstand der IDR. Die Stadttochter entwickelt und besitzt Immobilien wie den Rheinturm oder den ISS Dome.

Heinrich Pröpper ist seit 2001 Vorstand der IDR. Die Stadttochter entwickelt und besitzt Immobilien wie den Rheinturm oder den ISS Dome.

Foto: Bußkamp, Thomas

Die Tage des Vorstands Heinrich Pröpper bei der Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR) scheinen gezählt zu sein. OB Dirk Elbers hat in seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender der 100-prozentigen städtischen Tochter gestern an die Mitglieder des Kontrollgremiums eine Einladung zu einer Sondersitzung verschickt. Am 29. Februar werden die von Elbers beauftragten Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer ab 16 Uhr die Aufsichtsräte über das Ergebnis ihrer Ermittlungen informieren. Auf der Tagesordnung stehen nach RP-Informationen lediglich zwei Punkte: "Widerruf der Bestellung von Dr. Pröpper als Mitglied des Vorstands" und "Beendigung des mit Dr. Pröpper bestehenden Dienstvertrages" — mit sofortiger Wirkung.

Es gilt als wahrscheinlich, dass der Aufsichtsrat dem zustimmt. Denn informierten Kreisen zufolge haben die Prüfer belastendes, strafrechtlich relevantes Material gegen den langjährigen Alleinvorstand gefunden. Beauftragt waren die Rechtsanwaltskanzlei Sernetz & Schäfer sowie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rölfs & Partner. Spezialisten der Abteilung "Fraud Risk Compliance" (Betrug, Risiko, Regeltreue) waren seit 24. Januar bei der IDR, haben Spesen, Spenden und gastronomische Quittungen gesichtet, mit als bewirtet angegebenen Personen, Spendennehmern und mit Pröpper gesprochen.

Pröpper führte seine Gäste offenbar gerne mit Begleitung und in edle Restaurants aus. Laut Quittungen, die die "Bild-Zeitung" veröffentlichte, gehörte das "Victorian" in Düsseldorf ebenso dazu wie das "Schloss Hugenpoet" oder das "La Grappa" in Essen. Laut RP-Informationen soll der 61-Jährige Mitglied der "Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs" sein (oder ihr nahe stehen). Dabei handelt es sich um eine internationale gastronomische Gesellschaft, die in Paris gegründet wurde, weltweit etwa 24 000 Mitglieder hat, sich der Hohen Kunst des Kochens und guten Tischsitten verpflichtet fühlt.

Die hohen Bewirtungsrechnungen — meist um die 600 Euro — für Essen mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft auf Kosten der IDR sollen das eine sein. Auf einer Reihe von Rechnungen sollen aber Bewirtete aufgeführt worden sein, die im Gespräch mit den Prüfern zu Protokoll gaben, nicht an besagten Essen teilgenommen zu haben. Einer davon, hochrangiges Mitglied des Brauchtums, bestätigte auf RP-Anfrage, zum Zeitpunkt, als er und seine Ehefrau auf Pröppers Rechnung gespeist haben sollen, gar nicht in Düsseldorf gewesen zu sein.

Im Fokus steht auch eine Rechnung in Höhe von etwa 16 000 Euro, die laut dem Beleg im Jahr 2007 am Elbsee für die CDU-Fraktion ausgerichtet wurde. Auch auf dieser Quittung stehen hochwertige Speisen. Laut mehreren Teilnehmern habe es jedoch für die CDU-Fraktion nur Würstchen und Grillfleisch gegeben. Auch Alkohol sei kaum konsumiert worden. Nun steht der Verdacht im Raum, dass das Fest mehrere Abende gedauert hat, also nicht nur für die CDU-Fraktion ausgerichtet, aber in deren Namen deklariert worden war.

Obwohl sein Vertrag noch vier Jahre läuft, kann Pröpper, so die Einschätzung, wohl kaum mit einer Abfindung rechnen. Seine Altersversorgung stehe derzeit aber nicht zur Debatte, war zu hören. Offenbar wird befürchtet, dass Pröpper andernfalls dagegen klagen und es zu einem teuren Prozess kommen würde. Pröpper war gestern über die bevorstehende Sitzung und die Tagesordnung informiert. Der hörbar betroffene Vorstand der IDR wollte die Vorgänge und die gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht weiter kommentieren, sagte aber, dass er sich Verdienste um die IDR erworben und seine Aufgaben immer untadelig erfüllt habe.

Als 100-prozentige Tochter der Stadt Düsseldorf unterliegt die IDR der Kontrolle eines nach dem Parteienproporz besetzten Aufsichtsrates. Außerdem gibt es in dem Gremium Arbeitnehmervertreter. Das hat zur Folge, dass die dortigen Mehrheiten nicht mit der im Rat übereinstimmen müssen.

Ein Fakt, den sich die Sozialdemokraten auch schon in anderen Aufsichtsräten der Stadt zunutze gemacht haben. Bei der IDR jedoch wurden seit Jahren meist einstimmige Beschlüsse gefällt, von Streit ist zumindest nach außen nichts bekannt geworden. Erst nach dem Tod des früheren OB Joachim Erwin, der mit dem IDR-Alleinvorstand Pröpper eine enge Beziehung pflegte, entstand nach und nach bei den Aufsichtsratsmitgliedern der Eindruck, dass sie nicht wirklich umfassend informiert worden waren. Unklar ist nach wie vor, ob das an ihnen selbst lag — oder am sehr selbstbewussten Vorstand. Als dann aber offensichtlich die kalkulierten Kosten verschiedener Projekte nach oben schossen, installierte man einen zweiten (kaufmännischen) Vorstand und begann, genauer hinzuschauen.

(RP/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort