Düsseldorf Preisexplosion bei Bauland und Häusern

Düsseldorf · Die Mieten stagnieren teils, doch die Kaufpreise für Immobilien kennen nur eine Richtung: steil aufwärts. Die befürchtete Blase ist bislang ausgeblieben. Neue Wohnungen legten um 15,5 Prozent an Wert zu - in nur zwölf Monaten.

 Neubaugebiet Reitzenstein mit einer Drohnen aufgenommen. Neue Wohnungen verteuerten sich 2015 dreimal so stark wie im Vorjahr.

Neubaugebiet Reitzenstein mit einer Drohnen aufgenommen. Neue Wohnungen verteuerten sich 2015 dreimal so stark wie im Vorjahr.

Foto: Christoph Reichwein

Dass die Preise für Immobilien in Düsseldorf steigen, ist zwar eine Nachricht, aber wirklich neu erscheint dem Betrachter das nicht. Seit Jahren vermelden Makler, Eigentümer- und Mieterverbände mindestens quartalsweise die Nachricht: Häuser und Wohnungen in Düsseldorf werden teurer. Doch das, was jetzt der Düsseldorfer Gutachterausschuss für Grundstückswerte vorlegt, hat eine neue Qualität. Neubau-Eigentumswohnungen sind 2015 um 15,5 Prozent teurer geworden. Im Vorjahr lag die Steigerung noch bei 5,5 Prozent. Bei Altbeständen sieht das Bild nicht viel anders aus. Die Preise für Vorkriegswohnungen legten laut Gutachterausschuss im vergangenen Jahr um 9,3 Prozent zu, 2014 lag die Steigerung bei diesen Altbauten noch bei 2,6 Prozent. Auch unbebaute Grundstücke - im vergleichsweise dicht besiedelten Düsseldorf ohnehin eine Rarität - kennen preislich seit Jahren nur eine Richtung: aufwärts. Der Gutachterausschuss hat einen Index dazu kreiert. Zwischen 1980 und 2009 stieg dieser Index für Ein- und Zweifamilienhaus-Grundstücke von 100 auf etwa 250 Punkte. In dem kurzen Zeitraum danach legte der Wert auf mehr als 400 Indexpunkte zu. Im Zeitraum zwischen 1980 und heute vervierfachte sich also der Grundstückspreis in Düsseldorf, mit einer in Richtung Gegenwart deutlich steigenden Tendenz.

"Die Zahlen zeigen, dass sich der Düsseldorfer Immobilienmarkt weiterhin auf einem sehr hohen Preisniveau befindet", sagt Wilfried Mann, Vorsitzender des Gutachterausschusses und seit Jahren im Geschäft. Wilfried Mann wirkt nicht wie jemand, der zu Euphorie neigt. Wenn der Diplom-Ingenieur von einem "sehr hohen Preisniveau" spricht, darf das nicht als Übertreibung verstanden werden.

Das zeigen auch die Zahlen einzelner Stadtteile. Der vom Ausschuss ermittelte Marktrichtwert umfasst den Preis einer Immobilie inklusive dem Grundstück, auf dem es steht. Einige Beispiele für die nicht graden seltenen Düsseldorfer Hochpreislagen: Einfamilienhäuser in Düsseltal, Stockum oder Niederkassel bringen Marktrichtwerte je Quadratmeter von 5400 bis 7900 Euro - bei Bauten, die zwischen 1950 und 1975 errichtet wurden. Eigentumswohnungen in der Altstadt oder in Oberkassel (erbaut in den 1970er Jahren) bringen es auf bis zu 6800 Euro je Quadratmeter als Marktrichtwert. Und auch die Bodenrichtwerte, Kennzahlen für den Baugrundstückspreis, zeigen ein Niveau, das Bauherren im ländlichen Raum erblassen lässt. 640 bis 840 Euro je Quadratmeter beträgt der Bodenrichtwert für Einfamilienhaus-Grundstücke in mittleren Lagen, wie etwa Benrath. Spitzenreiter für Büro- und Geschäftshausgrundstücke ist die Königsallee mit 19.200 Euro pro Quadratmeter Grund und Boden.

Statistiken über steigende Immobilienpreise gibt es viele, mal von Maklern, mal von Verbänden. Ihre Daten beziehen sich stets auf einen Ausschnitt. Der Ausschuss aber fußt seine Erhebung auf einer Art Totalerhebung, die ihr eine besondere Glaubwürdigkeit verleiht. Jeder Notar, der den Kauf oder Verkauf einer Düsseldorfer Immobilie 2015 abwickelte, musste den Kaufvertrag beim Gutachterausschuss einreichen. Knapp 5000 Transaktionen gab es demnach in Düsseldorf vergangenes Jahr. Diese Statistik offenbart auch Steuereffekte.

Um 17 Prozent sank die Zahl der Grundstücksverkäufe 2015. "Sicher eine Folge der in dem Jahr erhöhten Grunderwerbssteuer", sagt Wilfried Mann. Gleichzeitig stieg der Umsatz um 18 Prozent auf 4,33 Milliarden Euro. 49 Verkäufe erzielten Preise über zehn Millionen, drei sogar über 100 Millionen Euro. Angaben zu den konkreten Fällen macht der Ausschuss aus Datenschutzgründen nicht, ebenso gibt er keine Prognose ab.

Doch eine Blase, in diesem Punkt sind sich Banker und Notenbanker einig, ist das noch nicht. So lange die Europäische Zentralbank die Zinsen so niedrig lässt, wie heute, geht der Antieg weiter. Zu wenig attraktiv sind Rentenpapiere oder Sparbücher angesichts des Nahe-Null-Zinses. Eine Wende ist nicht in Sicht. Und die Mini-Mietrenditen werden durch Wertsteigerungen ausgeglichen.

(tb.)
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