Zeuge im Prozess Pooth kam durch den Haftkeller

Düsseldorf · Extrawurst für den prominenten Zeugen: Das Landgericht öffnete gestern sogar den abgeriegelten Gefangenentunnel, um Franjo Pooth an wartenden Journalisten vorbei zum Zeugenstand zu schleusen. Unspektakulär war aber dessen Aussage im Prozess gegen einen Serienbetrüger.

 Franjo Pooth zeigte sich den Kameras nicht - das Fernsehen musste einen leeren Stuhl filmen.

Franjo Pooth zeigte sich den Kameras nicht - das Fernsehen musste einen leeren Stuhl filmen.

Foto: AP, AP

Eigentlich ist diese Tür für U-Häftlinge reserviert. Meist sind es Mörder, Totschläger, Vergewaltiger oder Wirtschaftbetrüger, die aus dem Haftkeller im Justizaltbau an der Mühlenstraße über abgeriegelte, Tunnelgänge durch jene Seitentür auf die Anklagebank vor ihre Richter geführt werden. Gestern aber legte Ex-Unternehmer Franjo Pooth (39) Wert darauf, diesen Häftlingstunnel nutzen zu dürfen.

Dabei war er bloß als Zeuge geladen im Prozess gegen einen Serienbetrüger. Doch um Fotografen und Fernsehteams auf dem Gerichtsflur zu umgehen, kam Pooth lieber durch die so genannte Mörder-Tür in den Saal. "Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte" hatte sein Anwalt darum gebeten.

Und das Landgericht gewährte dem prominenten Zeugen noch mehr Privilegien: In Prozesspausen durfte Pooth im abgeschirmten Haftkeller warten, von seinem Anwalt versorgt mit Cappuccino, Käsebrötchen und Cola.

Seit vier Wochen verhandelt das Landgericht im Saal L111 wegen versuchten Betruges und versuchter Erpressung gegen einen 57-jährigen Angeklagten. Im Zusammenhang mit der so genannten Pooth-Affäre soll er Anfang 2008 versucht haben, aus dem Wirrwarr um die Pooth-Firma Maxfield und Millionenkredite der Stadtsparkasse Kapital zu schlagen.

Bei Pooth sei er als Vertreter amerikanischer Investoren aufgetreten, um ihm kurz vor der Maxfield-Pleite etliche zehntausend Euro abzuluchsen. Als das misslang, soll er versucht haben, der Stadtsparkasse angeblich schlüpfrige Dokumente über ihre Top-Manager zu verkaufen. Doch statt der geforderten 150.000 Euro bekam er Besuch von der Polizei.

Im Prozess geht es für den 57-Jährigen nicht nur um Haft: Wegen seiner Vorstrafen und trotz seiner schweren Diabetes-Erkrankung (wegen der er jetzt maximal für zwei Stunden verhandlungsfähig ist) erwägt das Gericht eine langjährige Sicherungsverwahrung. Aber wegen der krankheitsbedingten Prozesspausen kommt das Verfahren kaum voran.

Auch Franjo Pooth (weißes Hemd mit weit offenem Kragen, dunkler Anzug) musste gestern den Zeugenstand zweimal räumen und im zugigen Häftlingstunnel zwischen Aktenstapeln warten, bis er im dritten Anlauf doch zu Wort kam.

Wer von der Gerichtspremiere des 39-jährigen Ehemanns von Werbe-Ikone Verona pikante Details über die Maxfield-Pleite erhofft hatte, wurde aber enttäuscht. Nuschelnd bestätigte Pooth die Anklage: Dass er "händeringend nach Investoren gesucht" habe, um die Millionenpleite abzuwenden.

Dass der Angeklagte behauptete, er würde US-Investoren vertreten, die sich für die Marke interessierten. Und dass beim ersten Treff in einer Hotellobby "das äußere Erscheinungsbild" des übergewichtigen Angeklagten "merkwürdig" gewirkt habe. "Aber er ist rhetorisch begabt und es klang alles vernünftig!"

So "vernünftig", dass Pooth dem Wildfremden sogar ein Sanierungskonzept für Maxfield überließ. Nicht überlassen wollte er ihm aber 8000 Euro für einen Flug in die USA. "In so einer Situation gibt man die Hoffnung nicht auf", so Pooth über seine wirtschaftlichen Nöte.

Irgendwann aber habe er bei dem Angeklagten "einen faden Geschmack gehabt" und dem Mann dann lieber doch kein Geld ausgehändigt.

Was Pooth noch zu sagen hat, was Gericht, Staatsanwalt und die Verteidigung noch zu fragen haben - das kam gestern nicht mehr zur Sprache: Weil der Angeklagte wieder über Konzentrationsschwächen klagte, brach das Gericht die Verhandlung ab und will die Befragung des Zeugen Pooth am 19.März (9.30 Uhr) fortsetzen.

(RP)
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