Karneval 2017 in Düsseldorf So viel Polizei gab's am Zoch noch nie

Düsseldorf · Knapp 2000 Beamte sichern am Rosenmontag die Narrenfreiheit. Konkrete Hinweise auf eine Bedrohung gibt es derzeit nicht. Altweiber wurden weniger Straftaten verzeichnet - auch wegen der starken Polizeipräsenz.

 Leitender Polizeidirektor Dietmar Henning (Mitte) mit Polizeisprecher Andreas Czogalla und Jürgen Bielor von der Altstadtwache bei der Pressekonferenz

Leitender Polizeidirektor Dietmar Henning (Mitte) mit Polizeisprecher Andreas Czogalla und Jürgen Bielor von der Altstadtwache bei der Pressekonferenz

Foto: Stefani Geilhausen

Vor seiner Premiere als Einsatzleiter beim Rosenmontagszug hat Polizeidirektor Dietmar Henning gestern einen Blick in die Glaskugel gewagt: "Ich gehe fest davon aus, dass unser Rosenmontagseinsatz auch am Rosenmontag und nicht erst vier Wochen später stattfindet", spielte er auf die Sturmabsage im vergangenen Jahr an. Und der Montagseinsatz wird in Sachen Personal einen Rekord der Polizei bedeuten: Knapp 2000 Beamte werden im Einsatz sein. Henning sprach von einem "historischen Höchststand". Aktuelle Hinweise auf eine konkrete Bedrohungslage gebe es derzeit nicht.

Sperren Am Montag gilt von acht bis 18 Uhr auf Rheinknie- und Oberkasseler Brücke und in der erweiterten Innenstadt ein Fahrverbot für Lkw ab 3,5 Tonnen. An neuralgischen Punkten werden zudem Container als Sperren eingesetzt, die von Polizisten mit Maschinenpistolen abgesichert werden. "Das schreckt einen entschlossenen Terroristen sicher nicht ab - aber er wird uns frühzeitig auffallen", so Henning.

Einschreiten Entlang des Zuges und in der Altstadt gilt: Wer stört, fliegt raus. Für Platzverweise haben die Beamten Merkzettel in Englisch, Französisch und Arabisch dabei. Frauen Den Security-Point für Frauen, der 2016 und zu Silvester nicht genutzt wurde, gibt es nicht mehr. Die Frauenberatungsstelle bietet ein Krisentelefon von 10 bis 24 Uhr (0211 686854) an. In akuten Notfällen gilt der Polizeinotruf 110. Verstärkung Die Düsseldorfer Polizei wird Verstärkung unter anderem aus Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern erhalten. Auch an Altweiber waren Polizisten aus dem Norden in ihrem ersten Karnevalseinsatz, die Hundertschaft aus Hamburg habe daran durchaus Spaß gehabt, berichtet Jürgen Bielor, der als Chef der Polizeiinspektion Mitte den Altweiber-Einsatz geleitet hat.

Altweiber-Bilanz Die Zahl der Straftaten ist insgesamt niedriger als im vergangenen Jahr. Das liegt auch an der niedrigen Einschreite-Schwelle der Polizei, die erst klare Ansagen machte, dann Platzverweise erteilte. 239 Krawallmacher wurden so aus der Altstadt geschickt. Hilfreich seien auch die neuen Videokameras gewesen, durch die viele Entwicklungen früh erkannt wurden - etwa, als sich rund 50 unkostümierte, augenscheinlich arabische Männer auf dem Burgplatz versammelten. "Die wurden von uns angesprochen und eine Weile begleitet - dann löste sich die Gruppe problemlos auf", so Bielor. Auch als randalierende Fortuna-Hooligans auf der Kurze Straße die Polizei angriffen, konnte die Einsatzleitung durch die Videobilder schnell Verstärkung schicken.

Die Zahlen Für 48 Jecke endete Altweiber im Polizeigewahrsam, zwei Männer wurden festgenommen, weil sie per Haftbefehl gesucht wurden. Sechs Sexualdelikte wurden angezeigt, vier Täter (drei Deutsche, ein Kameruner) festgenommen. 20 Taschendiebstähle, 48 Körperverletzungen und zwei Raubüberfälle wurden angezeigt, zehn Menschen wurden durch Gewalttaten verletzt, zehn Sachbeschädigungen angezeigt, darunter der Schaden an einem Auto, über das bereits morgens vorm St-Ursula-Gymnasium eine Schülergruppe gelaufen war. Die etwa 300 Jugendlichen hätten sich auch der Polizei gegenüber "extrem respektlos" verhalten, sagte Bielor. Das sei für den Vormittag jedoch die Ausnahme gewesen, erst ab 17 Uhr sei die Stimmung in der Altstadt gekippt - nicht zuletzt wegen des übermäßigen Alkoholkonsums.

(sg)
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