Düsseldorf "Polizei muss mehr Präsenz zeigen"

Düsseldorf · Gestern hatte Norbert Wesseler seinen ersten Arbeitstag im Polizeipräsidium am Jürgensplatz. Der neue Chef will vor allem mehr Beamte auf der Straße – gerne auch mit Dienstfahrrädern.

 Antrittsbesuch in der Wache am Jürgensplatz: Polizeipräsident Norbert Wesseler (l.) mit Frank Matuschewitz und Sven Großmann (vorn).

Antrittsbesuch in der Wache am Jürgensplatz: Polizeipräsident Norbert Wesseler (l.) mit Frank Matuschewitz und Sven Großmann (vorn).

Foto: A. Endermann

Gestern hatte Norbert Wesseler seinen ersten Arbeitstag im Polizeipräsidium am Jürgensplatz. Der neue Chef will vor allem mehr Beamte auf der Straße — gerne auch mit Dienstfahrrädern.

Mehr Personal als die rund 3000 Polizeibeamten und Regierungsangestellten, die derzeit fürs Polizeipräsidium arbeiten, wird es kaum geben. Das weiß Norbert Wesseler, weil er, bevor er vor zwei Jahren Polizeichef in Dortmund wurde, im Innenministerium unter anderem für die Personalzuweisung an die einzelnen Behörden zuständig war. "Ich habe Herrn Schenkelberg öfter kommen und gehen sehen", sagt Wesseler über seinen Vorgänger und auch über die Erfolgsaussichten von Personalforderungen.

Es sei ohnehin seine Sache nicht, als erstes nach mehr Personal zu schreien, auch wenn sein Ziel ist, mehr Präsenz in der Stadt zu zeigen. "Wir müssen zuerst schauen, ob wir selbst etwas tun können." Da schwebt ihm etwa vor, Beamte vom Papierkram zu entbinden, der sie nach Bagatellunfällen lange im Büro hält; ein Formblatt, das von Angestellten verarbeitet wird etwa, könnte da helfen. Und natürlich die "Aufgabenkritík", der sich derzeit die Behörden landesweit unterziehen, um festzustellen, wo die Polizei Dinge tut, die gar nicht zu ihren Kernaufgaben gehören. Einsätze bei Ruhestörung oder im Zusammenhang mit Gaststättenkontrollen — da wünsche er sich eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem OSD, der "in Düsseldorf besser aufgestellt ist als in jeder anderen Stadt in NRW".

Mehr Präsenz zeigen würde Wesseler gern auch baulich zeigen. Die Altstadtwache etwa liege zwar sehr zentral, werde aber kaum wahrgenommen. "Da kann man mal ein paar Schilder aufhängen."

Als gebürtiger Münsterländer ist Wesseler natürlich Fahrradfahrer und hat in Dortmund auch bei der Polizei gute Erfahrungen mit einer Radstaffel gemacht, "nicht nur bei schönem Wetter". Ob so etwas auch in Düsseldorf denkbar ist, zusätzlich zu den Fahrradstreifen, die man gelegentlich in den Stadtteilen sieht? Da mag er sich noch nicht festlegen, er hat ja gerade erst den Computer in seinem neuen Büro gestartet und muss sich nun erst einmal umsehen.

In Sachen Videoüberwachung aber hat er eine klare Position — die gleiche, wie Vorgänger Schenkelberg, dass sie nämlich sinnvoll ist, an Kriminalitätsschwerpunkten, an denen die Polizei auch schnell auf das Beobachtete reagieren kann. Die Kö, sagt Wesseler, sehe er nicht als Brennpunkt, dort Kameras zu installieren sei "kein Thema."

Fußball dagegen ist eins, zumal er aus der BVB-Stadt Dortmund reichlich Bundesliga-Erfahrung hat. 30 Prozent der Arbeitsstunden der NRW-Bereitschaftspolizei gingen für Fußballeinsätze drauf, die hätte er gern für die Bekämpfung von Alltagskriminalität zur Verfügung. Und auch über die Selbstverständlichkeit, mit der bei Fußballspielen die Polizei erwartet werde, "würde ich gern diskutieren, mit Verein und Fans." Am Freitag geht der Schalke-Fan zu Fortuna — aber erst mal nur zum Spiel.

Schnell und frühzeitig auf Entwicklungen zu reagieren — das liegt ihm am Herzen. In Dortmund hat die Polizei sich so der Rechtsextremisten erwehrt, und so will es Norbert Wesseler auch mit kriminellen Phänomenen in der Landeshauptstadt halten, etwa bei den reisenden Einbrecherbanden oder bei den Bestrebungen von Rockergruppen, sich hier niederzulassen.

Tempo und Effizienz wünscht sich Wesseler aber auch von anderer Seite. Beschleunigte Verfahren und die Bereitschaft, eine Straftat auch mal nicht nach dem niedrigstmöglichen Paragrafen zu betrachten. Das erhöht dann nämlich auch das Strafmaß. Er fordere keine schärferen Gesetze, wünsche sich bloß, dass die Justiz mehr "mit der Polizei an einem Strang zieht". Wie etwa bei auf frischer Tat festgenommenen Einbrechern: "Wie ein fester Wohnsitz irgendwo in Bulgarien zur Freilassung führen kann, das ist mir schleierhaft".

(RP)
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