Düsseldorf Polizei klärt Geister-Radler auf

Düsseldorf · Eile, Bequemlichkeit, fehlendes Unrechtsbewusstsein: Die Gründe, warum Bürger Radwege entgegen der Fahrtrichtung nutzen, sind vielfältig. Die Folgen sind dagegen eindeutig: 2012 verunglückten 156 Menschen, 125 wurden verletzt.

Ewa Ciechanowski steigt vom Rad und lächelt süß-sauer. "Am Nachmittag muss ich zur Arbeit, mein Mann liegt in der Klinik. Ich wollte nur ganz schnell zum Plus-Markt", erklärt sie dem Polizisten und dem Verkehrskadetten, die sie auf dem Radweg an der Ulmenstraße stoppen. Dass sie auf der falschen Seite in Richtung Stadtmitte unterwegs ist, weiß sie. Der 60-Jährigen geht es wie vielen anderen Radlern an diesem Vormittag. Wer an der Groß-Kreuzung Johann-/Ulmen-/Heinrich-Erhardt-Straße tatsächlich korrekt radeln will, muss erhebliche Umwege in Kauf nehmen. "Trotzdem ahnden wir das, Geister-Radler verursachen viele Unfälle", sagt Polizist Klaus Dieter Theißen.

156 Unfälle der Kategorie "falsche Straßenbenutzung durch Radler" registrierte die Polizei im vergangenen Jahr. 117 Menschen wurden dabei leicht, acht schwer verletzt. Ein 41-jähriger Radler bezahlte im Juni am Hackenbruch mit seinem Leben, weil er von einem Gehweg für Fußgänger geradewegs in einen Bus gedonnert war. Zum Vergleich: 2012 verunglückten bei sämtlichen im Stadtgebiet registrierten Fahrradunfällen drei Menschen tödlich, 71 wurden schwer, 567 leicht verletzt.

"Der Anteil der Geisterfahrer an der Gesamtzahl der Fahrradunfälle ist also hoch. Deshalb schärfen wir gemeinsam mit der Verkehrswacht das Bewusstsein", sagt Peter Reinhardt von der Verkehrsprävention der Düsseldorfer Polizei. Neben den Geisterfahrern nehmen die Ordnungshüter in den kommenden Monaten auch rücksichts- oder gedankenlose Radwegparker in den Blick.

Kontrolliert werden auch (aber nicht nur) Knotenpunkte und Strecken, an denen die Geister-Radler besonders häufig in Unfälle verwickelt sind. An der Spitze der einschlägigen Statistik stehen die Kreuzungen Ulmen-/Johannstraße (Derendorf), Nordfriedhof (Golzheim), Werdener/Moskauer Straße (Oberbilk) sowie Klever/Jülicher/Roßstraße (Pempelfort); außerdem die Heerdter Landstraße (Heerdt), die Hansaallee (Oberkassel), die Erkrather Straße (Flingern) sowie die Friedrichstraße (Friedrichstadt).

Bei Ermahnungen, wie sie gestern 45 Mal ausgesprochen wurden, wird es nicht bleiben. Mindestens 20 Euro Bußgeld muss von kommender Woche an berappen, wer einen Weg in falscher Richtung nutzt. Eine Ausnahme gilt nur, wenn ein Piktogramm ausdrücklich beide Richtungen frei gibt.

Einsichtig zeigten sich bei der gestrigen Stichprobe übrigens fast alle Radler. "Ich wusste nicht, wie gefährlich das werden kann", sagt Ewa Ciechanowski und tritt in die Pedale.

(RP)
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